Rohstoffknappheit, gestörte Lieferketten und obendrein noch die unablässig steigende Inflation - wer dieser Tage eine Immobilie baut oder saniert, hat es wahrlich nicht leicht. Das bekommen nicht nur Privatleute zu spüren, sondern auch Kommunen geraten ob der explodierenden Preise unter Druck. Im Fall des Landkreises Ebersberg führt das nun sogar soweit, dass man bei einer Sanierungsmaßnahme am Grafinger Max-Mannheimer-Gymnasium eine einjährige Bauverzögerung in Kauf nimmt, um Kosten zu sparen. Dass die Architekten bei dem Projekt nochmal den Rotstift ansetzen mussten, hat allerdings nicht nur Nachteile.
Dass es so kommen würde, wussten die Ebersberger Kreisräte in ihrer Märzsitzung noch nicht. Wohl aber, dass ihnen das Projekt in der vorgestellten Form einfach zu teuer ist. Nach anfänglich veranschlagten 630 000 Euro waren die Kosten für die Umgestaltung des Schuleingangs, die behindertengerechte Zuwegung und die Kanalerneuerung auf zwischenzeitlich etwa 755 000 Euro angewachsen. Die Mehrheit des Gremiums sprach sich daraufhin für eine "Ehrenrunde" des Projekts aus: Der zuständige Architekt sollte den Entwurf so umgestalten, dass es für den Landkreis günstiger wird.
Weniger versiegelte Flächen ermöglichen mehr Natur rund um das Gymnasium
Und tatsächlich legte Planer Valentin Kistler in der jüngsten Sitzung des Liegenschaftsausschusses ein Konzept vor, das rund 75 000 Euro weniger kosten und dennoch den Ansprüchen des Gymnasiums gerecht werden soll. Ein solches nämlich, so Kistler, sei schließlich auch ein repräsentatives Gebäude. "Ich persönlich habe mich von dem Eingang aber nicht angezogen gefühlt." Zu dunkel und kahl sei der Vorplatz des Max-Mannheimer-Gymnasiums, so Kistler. Das soll sich nun ändern - was indirekt auch mit der Kostenersparnis zu tun hat.
Nachhaltiges Wohnen: Ein Haus, das atmet
Die Fritzsches haben sich ein Holzhaus gebaut und damit in jungen Jahren einen Lebenstraum erfüllt. Warum für die Selbstversorger kein Fertighaus infrage kam, und wie es sich so lebt zwischen Birne, Fichte und Tanne. Ein Besuch.
Um den Preis für den Landkreis zu drücken, hat der Planer nun nämlich weniger gepflasterte Fläche in seinen Entwurf eingearbeitet. Dafür soll es rund um das Gymnasium künftig natürlicher zugehen. "Die Herstellung von Pflasterbelag ist teurer als Grünfläche", sagte Kistler und ergänzte: "Das ist auch aus ökologischen Aspekten sinnvoll." Die Reduzierung der versiegelten Fläche hat aber noch einen zweiten Nebeneffekt. Dadurch, so der Projektplaner, könne man fast alle Bäume im Bestand komplett erhalten. Die neu gewonnen Naturflächen sollen später dann möglichst insektenfreundlich gestaltet werden, oder wie Kistler sagte: "Wir wollen Vielfalt generieren."
Nicht eingespart werden soll eine repräsentative Namensplakette am Eingang
Den Kreisräten gefiel diese Symbiose aus Kostenersparnis bei gleichzeitiger ökologischer Aufwertung. Nur an einem Punkt äußerte das Gremium Kritik: Ebenfalls der Sparmaßmahne zum Opfer gefallen war eine repräsentative Lochblechkonstruktion, auf der der Namensgeber der Schule gewürdigt werden sollte. Anfang 2020 war das Gymnasium Grafing nach dem Holocaustüberlebenden Max Mannheimer benannt worden. Das sollte nun auch am Schulgebäude sichtbar werden, wie mehrere Kreisräte und auch Schulleiterin Nicole Storz im Ausschuss forderten. Ob es dafür eine günstigere Variante als das rund 15 000 Euro teure Lochblech gibt, soll nun weiter untersucht werden.
Nach der Verschlankungskur für den Planentwurf liegt das Vorhaben mit Kosten von rund 680 000 wieder einigermaßen im Budget - und das sei in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit, wie Herbert Feicht vom Landratsamt sagte: "Wir haben seit Planungsbeginn eine Preissteigerung um 20 Prozent." Wie sich das Geschehen im Bausektor weiter entwickeln werde, darüber wagte der Sachbearbeiter keine Prognose. "Wir haben natürlich die Hoffnung, dass es besser wird", so Feicht. "Nicht, dass wir dann nächstes Jahr überhaupt nicht bauen können."
In den Sommerferien 2023 sollen am Grafinger Gymnasium die Bagger anrollen - durch die Planungsverzögerung ein Jahr später als zunächst angedacht. Komplett fertig soll der Vorplatz der Schule dann im darauffolgenden November sein.