Kurioser Polizeieinsatz:"Weiße Frau" geistert durch den Ebersberger Forst

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Die Weiße Frau von der Hubertuskapelle bekommt Ärger mit der Polizei. (Foto: Christian Endt)

Eine 17-Jährige spielt im Nachthemd an der Hubertuskapelle die bekannte Sage nach - zur Beunruhigung einiger Verkehrsteilnehmer.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Den Autofahrern dürfte ein gehöriger Schreck in die Glieder gefahren sein, als sie am Montag kurz nach Mitternacht die Hubertuskapelle im Forst passierten: Denn eine Gestalt in Weiß stand dort direkt am Straßenrand. Wer würde da nicht sofort an die gruselige Geschichte von der sagenumwobenen weißen Frau denken? Die, so heißt es, ist um Mitternacht an dieser Stelle gern auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit - und jenen, die sich ihr verweigern, ergeht es schlecht...

Doch der Nachweis für dieses gruselige Phänomen ist nicht erbracht, denn es handelte sich laut Polizei um eine 17-Jährige aus Unterschleißheim, die im Nachthemd durch den Wald geisterte. Begleitet wurde sie von vier 17- bis 25-Jährigen, die ebenfalls aus dem Münchner Raum stammen.

Auf Nachfrage gaben die jungen Leute an, dass die Legende der "weißen Frau" im Ebersberger Forst sie dazu bewegt habe, die "gruselige Stimmung bei Nacht" auch einmal selbst erforschen zu wollen. Die Personen wurden laut Polizei "eindringlich belehrt", dass es sich bei dem Erschrecken um alles andere als um einen Spaß handle. Aus dem Erkunden der "gruseligen Stimmung bei Nacht" könne schnell ein Verkehrsunfall mit schweren Folgen eines erschrockenen Vorbeifahrenden resultieren, für den man schließlich zur Verantwortung gezogen werden kann.

Ein gruseliger Ort, jedenfalls für jene, die an die weiße Frau glauben: die Hubertuskapelle im Ebersberger Forst. (Foto: Christian Endt)

Die Polizeiinspektion Ebersberg appelliert daher an alle Gruselfans, solche Späße zu unterlassen und weist auf die möglichen genannten strafrechtlichen Konsequenzen hin. Diesmal allerdings wurde niemand konkret gefährdet, den fünf Grusel-Fans wurde nach einer Belehrung ein Platzverweis ausgesprochen.

Nicht zum ersten Mal führt das Erscheinen einer vermeintlich mystischen Gestalt an der Hubertuskapelle zu einem Polizeieinsatz. Zum Tag des offenen Denkmals 2021 nämlich hatten sich die Veranstalter viele spannende Führungen zu verschiedenen Themen im Forst einfallen lassen - eben auch an der Hubertuskapelle. Historikerin Antje Berberich hielt es für eine gute Idee, dem Programmpunkt ein bisschen Dramatik zu verleihen und im Kostüm der geheimnisvollen Gestalt zu erscheinen - was wiederum die Polizei auch in diesem Fall für keine gute Idee hielt.

Antje Berberich gibt beim Tag des offenen Denkmals die weiße Frau. Die Besucher fanden's gut, die Polizei weniger. (Foto: Christian Endt)

Wann die Geschichte von der weißen Frau im Ebersberger Forst entstanden ist, darüber gibt es keine Aufzeichnung. Irgendwann - es heißt in den Vierzigerjahren des 20. Jahrhunderts - soll bei einem Unfall an dieser Stelle eine Frau getötet und sterbend zurückgelassen worden sein. In einer anderen Version starben bei dem Unfall auch ihre beiden Kinder. In wieder einer anderen Variante war die Frau mit dem Rad unterwegs und lebte noch nach dem Zusammenstoß. Der Unfallverursacher habe die sterbende Frau ins Gebüsch gezogen und mit Zweigen zugedeckt, um seine Tat zu vertuschen. Seither stehe die Frau auf der Suche nach dem Schuldigen am Straßenrand und möchte mitfahren. Wer sie einsteigen lasse, dem geschehe kein Leid. Wer aber weiterfahre, bei dem tauche sie urplötzlich auf dem Rücksitz auf und greife dem Fahrer ins Steuer, so dass dieser einen Unfall mit tödlichen Folgen baue.

Akten über einen derartigen Unfall gibt es freilich nicht. Auch werden im Abschnitt neben der Hubertuskapelle nicht mehr Unfälle als anderswo auf der Straße registriert.

Das ändert freilich nichts an der Faszination der Menschen für die geheimnisvolle Gestalt. Vor einigen Jahren wurde die Internetserie "Ebersberg", die auf der Geschichte beruht, hier gedreht. Auch der Münchner Filmemacher Klaus Bichlmeier nahm sich kürzlich der weißen Frau für einen Kurzfilm wieder einmal an.

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