Eine dunkle Straße durch den Wald, eine einsame Kapelle, eine Frau im weißen Kleid steht am Straßenrand. Hier sucht sie ihren Mörder, der sie vor Jahren bei einem Verkehrsunfall alleine im Wald hat sterben lassen.
Jetzt, an einem sonnigen Herbsttag, ist aller Grusel verschwunden. Die kleine Hubertuskapelle steht friedlich am Waldrand, die Autos rauschen dicht an ihr vorbei. Umgeben ist sie von orangenen und roten Blättern, die sich wie eine Decke auf den Boden um sie legen. Klaus Bichlmeier trägt ein Holzbrett umher, auf dem er zwei Kameras installiert hat. Es hilft ihm, die Kamera still zu halten und das Bild nicht zu verwackeln. Außerdem hat er so beide Kameras griffbereit.
Erst in den 1970er Jahren machte die Geschichte erstmals die Runde
Der Filmemacher aus Poing dreht einen 20-minütigen Film, der die Geschichte der Weißen Frau aus dem Ebersberger Forst erzählen wird. Die, so geht die Sage, wurde bei einem Unfall von einem Autofahrer schwer verletzt und sterbend am Straßenrand liegen gelassen. Seitdem soll sie manchmal nachts am Straßenrand warten - und sich sogar bei Vorbeifahrenden ins Auto setzen.
Im Film wird die Frau von zwei Darstellerinnen verkörpert. Die Gruselgestalt, die im Forst geistert, wird von der 16-jährigen Lucia Fischer aus Erding gespielt. In die Rolle der Frau, die den tödlichen Unfall erleidet, schlüpft Anita Schlöglhofer wie auch schon am Tag des offenen Denkmals vor einigen Wochen. Musikalisch begleitet wird der Film von Peter Böhme, der der Weißen Frau extra ein Lied geschrieben hat. Dieses gibt er am Samstag auch vor versammelter Mannschaft an der Hubertuskapelle zum Besten. Anwesend sind ein Filmteam des Bayerischen Rundfunks sowie alle Darsteller und Bichlmeier selbst. Er weiß, was ihm für den Film noch fehlt und verwandelt Besucher kurzerhand in Schauspieler. Denn im Vorspann des Films, der am 17. November um 19.30 Uhr im Cineplex in Erding zu sehen sein wird, erzählen beliebige Personen, was sie über die weiße Frau wissen oder wissen wollen.
Klaus Bichlmeier liebt Gruselgeschichten, immer wieder beschäftigt er sich mit Legenden und Mythen. In seinem Repertoire finden sich neben Dokumentarfilmen auch Mordgeschichten. Da darf die Weiße Frau nicht fehlen. Auch noch mitten in den Dreharbeiten ist er neugierig und will so viel über die mysteriöse Dame erfahren, wie nur möglich, denn so richtig weiß niemand, wo die Geschichte herkommt. Kreisheimatpfleger Thomas Warg kennt sie noch aus seiner eigenen Jugend: "Wir haben uns die Geschichte der Weißen Frau schon 1976 am Lagerfeuer erzählt. Erfunden haben wir sie nicht, aber weitergegeben haben wir sie." Obwohl sich der Unfall schon um 1940 zugetragen haben soll, wurde die Geschichte erst in den 70er-Jahren wohl so richtig bekannt. Heute ist sie ein weithin bekannter Mythos.
Bichlmeier ist Drehbuchautor, Regisseur, Kameramann und Tonmann
Die Protagonistin Lucia tritt an diesem Tag im weißen Kleid auf und steht geduldig für alle Kameras still. Denn auch das Bayerische Fernsehen möchte ein paar Bilder der Dreharbeiten einfangen. Lucia hat selbstgemalte Bilder mitgebracht, die ihr von Bichlmeier in Auftrag gegeben wurden. Mit diesen posiert sie jetzt - vor insgesamt drei verschiedenen Kameras. Doch das kleine Team um Bichlmeier ist familiär, alle kennen sich gut und genießen die gemeinsame Arbeit. Von Stress keine Spur.
Das Bayerische Fernsehen dreht einen kurzen Clip über Bichlmeier und seine Dreharbeiten. Denn er ist nicht nur der Drehbuchautor, sondern auch der Regisseur, Kameramann und Tonmann. Auch schneiden und bearbeiten wird er den Film ganz alleine. Gezeigt wird er in Erding gemeinsam mit dem Film "Zeitreise Bayern". An diesem Montag berichtet die Abendschau im Bayerischen Fernsehen von 17.30 Uhr an über die Dreharbeiten im Forst.