Krieg in der Ukraine:"Der Zuspruch aus der Bevölkerung ist riesig"

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Bei einer Demonstration am Montagabend in Grafing bekunden fast 300 Menschen ihre Solidarität. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Dem Ebersberger Landratsamt sind bereits viele Unterkünfte für Geflüchtete aus dem Ukraine-Krieg angeboten worden. Doch auch auf andere Weise zeigen die Menschen ihre Solidarität.

Von Wieland Bögel, Andreas Junkmann und Barbara Mooser, Ebersberg

Viele Menschen sind bereits dem Aufruf des Ebersberger Landratsamtes gefolgt und haben Unterkünfte angeboten, in den Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine untergebracht werden können. "Der Zuspruch aus der Bevölkerung ist riesig", sagte Brigitte Keller, Leiterin der Abteilung Zentrales und Bildung am Landratsamt, nun am Rande einer Veranstaltung in der Behörde. Diese hatte am Sonntag die Landkreisbürger dazu aufgerufen, Unterbringungsmöglichkeiten für Menschen zur Verfügung zu stellen, die auf der Flucht vor dem Ukraine-Krieg sind. Wer entsprechende Kapazitäten anbieten könne, solle sich beim Landratsamt unter der E-Mail-Adresse ukraine@lra-ebe.de melden.

Wann die Menschen kommen, ist bislang noch unklar

Offenbar sind bereits einige Ebersberger diesem Aufruf nachgekommen. Noch am Sonntag seien 32 Mails beim Landratsamt eingegangen, wie Brigitte Keller nun sagte. "Die Menschen sind sehr aufgeschlossen." Wer ein Angebot an das Landratsamt schickt, bekommt derzeit noch eine automatische Rückantwort. Das liegt Keller zufolge daran, dass die Behörde erst das weitere Vorgehen abstimmen müsse. "Wir müssen schauen, wie wir das alles organisieren", sagte sie. Dazu stehe man im Austausch mit den zuständigen Ministerien. Die offenen Fragen der Bürger, etwa ob sie für ihre zur Verfügung gestellten Unterkünfte auch eine Vergütung bekommen, könne man deshalb im Moment noch nicht beantworten. Das werde sich in den nächsten Tagen klären, so Keller, die anfügt: "Noch sind die Menschen ja nicht da."

Brigitte Keller vom Landratsamt ist überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Ebersberger. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Wenn es aber soweit, will der Landkreis vorbereitet sein. Bereits am vergangenen Donnerstag gab ein erstes internes Zusammentreffen im Landratsamt. Am Freitagvormittag haben sich die oberbayerischen Landräte dann zusammen mit dem Regierungspräsidenten der Regierung von Oberbayern in einer Videokonferenz über die Situation und die nächsten Schritte ausgetauscht. Der Landkreis Ebersberg kann nach einer ersten Analyse rund 100 Betten in bestehenden Unterkünften zur Verfügung stellen. "Es ist uns eine starke moralische Verpflichtung denen zu helfen, die wegen dieses Krieges ihre Heimat verlassen müssen. Wir werden uns dafür einsetzen, dass sie sich hier sicher und gut aufgenommen fühlen können solange das nötig ist", sagte Landrat Robert Niedergesäß (CSU). Dazu werden zunächst vor allem Unterkünfte benötigt. Welche Art von Hilfe sonst noch gebraucht werde, stehe zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest.

Solidarität mit der Ukraine: Ebersberger Aussichtsturm leuchtet in den Nationalfarben. (Foto: Stadt Ebersberg/oh)

Bereits jetzt zeigen die Menschen im Landkreis aber auf vielfältige Weise ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine. Der Ebersberger Aussichtsturm etwa leuchtet bereits seit dem Wochenende nachts in den Farben blau und gelb, daran wird sich auch in den nächsten Tagen nichts ändern. "Wir Ebersbergerinnen und Ebersberger sind jeden Augenblick bei den Kindern, bei den Müttern und Vätern, bei den Menschen in der Ukraine, die unschuldig an diesem fürchterlichen Krieg sind und nun ihre Heimat, ihre Freunde, ihre Nachbarn ihre Freiheit und Demokratie verlieren. Es ist unfassbar!", so der Ebersberger Bürgermeister Ulrich Proske in einem Statement dazu. Er schreibt außerdem: "Wir sind ebenfalls bei den Menschen in Russland, die auf die Straße gehen und gegen den Despoten Putin und gegen diesen fürchterlichen Krieg demonstrieren und dabei ihre Freiheit und ihr Leben riskieren. Wir wissen, dass die bei uns lebenden Mitbürger mit russischen Wurzeln keinerlei Interesse an diesem Krieg haben und ihn verurteilen."

Aufruf in leuchtenden Farben: Kilian Lößl hat für den Kunstverein eine Solidaritätsbekundung gestaltet. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Stand with Ukraine", das fordert auch der Kunstverein in leuchtenden Farben. Kilian Lößl hat das Graffiti mit der Ankündigung der Jahresausstellung des Kunstvereins in der Alten Brennerei spontan auf die aktuelle Situation ausgerichtet. Die Ausstellung trägt den Titel "Der Stand der Dinge" - und, man kann es ja nicht anders sagen, dieser ist momentan besorgniserregend.

Diese Einschätzung teilten auch die knapp 300 Personen, die sich am frühen Montagabend zu einer Demonstration in Grafing versammelt hatten. Einige brachten ihre Solidarität mit der Ukraine dadurch zum Ausdruck, dass sie ihre Kleidung gemäß der Nationalfarben des Landes gewählt hatten, andere hatten blaue und gelbe Luftballons dabei. Auf Schildern wurden der Krieg und sein Anstifter Wladimir Putin verurteilt, die FDP hatte sogar einige Friedensbotschaften in kyrillischen Lettern dabei.

Organisiert hatte die Demo unter anderem das Bündnis "Bunt statt Braun", der Flüchtlingshilfe-Verein "Seite an Seite", das Bündnis "Respekt Poing" und der Kreisjugendring. Unter anderem nahmen Bundestagsabgeordneter Anreas Lenz (CSU), Landtagsabgeordnete Doris Rauscher (SPD), der stellvertretende Landrat Walter Brilmayer (CSU) sowie die Bürgermeister von Grafing und Ebersberg Christian Bauer (CSU) und Ulrich Proske (parteilos) teil. Mitorganisatorin Marthe Balzer von Bunt statt Braun dankte allen Teilnehmern, die gekommen waren, um ihre Abscheu vor diesen "schrecklichen Ereignissen" und ihre Sorge um die Menschen in der Ukraine auszudrücken. Auch den Menschen in Russland, die trotz Repressionen gegen den Krieg aufstünden, gelte die Solidarität.

Genau wie den Flüchtlingen, die laut Brilmayer wohl in den kommenden Wochen auch im Landkreis eintreffen würden. Er erwartet, dass dies ähnlich wie zur Zeit der Jugoslawien-Kriege vor allem Frauen und Kinder sein würden. Der Landkreis sei darauf vorbereitet, so Brilmayer, wie Keller verwies er auch auf das große Angebot an Unterkünften, die Privatleute bereits angeboten hatten.

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Krieg in der Ukraine
:Landkreis will Kriegsflüchtlinge aufnehmen

In Ebersberg laufen die Vorbereitungen, um Menschen aus der Ukraine unterzubringen. Rund 100 Betten können in bestehenden Unterkünften zur Verfügung gestellt werden.

Von Andreas Junkmann

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