Regenwassernutzung:Zisternen-Idee fällt vorerst ins Wasser

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Die Beobachter sollen möglichst um 6.50 Uhr (in der Sommerzeit um 7.50 Uhr) die Niederschlagshöhe messen. (Foto: Marcus Brandt/dpa)

Regen- statt Trinkwasser für Toilettenspülungen und Bewässerung zu nutzen, diesen Vorschlag hat jüngst die Kreis-CSU gemacht. Umsetzen lassen wird sich dieser aber wohl kaum. Komplett vom Tisch ist das Thema allerdings noch nicht.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Trinkwasser ist bereits jetzt in vielen Teilen der Welt ein knappes Gut - und eigentlich zu wertvoll, um es in der Toilette herunter zu spülen oder die Blumen damit zu gießen. Das dachten sich jüngst auch die Mitglieder der Ebersberger CSU-FDP-Kreistagsfraktion, die einen Prüfantrag zur Speicherung und Nutzung von Regenwasser in den landkreiseigenen Liegenschaften gestellt hatten. Die Idee wäre gewesen, mit Hilfe von Zisternen das Wasser abzufangen und es dann in den Schulen, Behörden und sonstigen Gebäuden, die dem Landkreis gehören, für Klospülungen oder zur Bewässerung der Grünanlagen zu nutzen. Inzwischen hat sich das Landratsamt diesen Vorschlag genauer angeschaut - und kommt zu einem eher ernüchternden Ergebnis.

"Der Klimawandel erfordert alle Maßnahmen, um Trinkwasser zu sparen", heißt es in dem Schreiben von CSU und FDP, das die Fraktion im Juli dieses Jahres in den Kreis-Liegenschaftsausschuss (LSV) eingebracht hatte. "Wir spüren den Klimawandel jetzt schon gewaltig", sagte CSU-Kreisrat Martin Lechner damals in der Sitzung. Es sei deshalb dringend geboten, in Trockenphasen so wenig teures Trinkwasser wie möglich zu verbrauchen. In vielen Bereichen ließe sich dieses einfach durch Regenwasser ersetzen, erklärte der Landwirt und Unternehmer aus Straußdorf bei Grafing. Das Landratsamt sollte deshalb untersuchen, ob bei bereits bestehenden Gebäuden der Bau von Zisternen möglich ist, und ob man das abgefangene Regenwasser als sogenanntes Grauwasser sinnvoll einsetzen könne. Zudem sollte geklärt werden, ob solche Zisternen bei künftigen Bauprojekten gleich von Anfang an eingeplant werden können.

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Um wertvolles Trinkwasser zu sparen, würde sich die Kreistagsfraktion von CSU und FDP mehr Zisternen im Landkreis Ebersberg wünschen. Das Landratsamt soll nun prüfen, wo solche Speicher aufgestellt werden könnten.

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Nun liegen die Ergebnisse dieser Untersuchung vor, die Herbert Feicht vom Team Kreishochbau am Landratsamt in der jüngsten LSV-Sitzung präsentierte. "Wir können nicht sagen, dass so eine Regenwassernutzungsanlage grundsätzlich sinnvoll ist", sagte der Experte. Vor allem bei bereits bestehenden Gebäuden sei der Einbau einer solchen Infrastruktur aufwändig und nicht ganz billig, wie Feicht erklärte. "Das kostet viel Geld und wird sich wohl nie rechnen." Das Regenwasser zu speichern ist eine Sache, es dann aber auch zu nutzen, mit viel Aufwand verbunden. Laut Feicht müsste dazu ein komplett neues Rohrleitungsnetz eingezogen werden, was gerade bei Bestandgebäuden sehr schwierig sei. "Eine nachträgliche Umstellung auf Grauwasser in den Bestandsgebäuden des Landkreises ist somit nur mit einem erheblichen baulichen Aufwand und erheblichen Kosten verbunden oder überhaupt nicht möglich", heißt in einer Stellungnahme des Landratsamtes.

An einigen Schulen im Landkreis wird Regenwasser bereits für die Sportplätze genutzt

Etwas anders sieht die Sache bei der Nutzung von Regenwasser zur Bewässerung aus. Diese Möglichkeit biete sich vor allem bei größeren Grünflächen wie etwa Sportplätzen an, "da dort bei längeren Trockenperioden eine intensive Bewässerung notwendig wird", so die Kreisbehörde. Herbert Feicht zufolge wird diese Technik bereits bei drei von fünf Landkreisschulen genutzt, die über ein größeres Rasenspielfeld verfügen: bei der Realschule Ebersberg, dem Humboldt-Gymnasium Vaterstetten und beim Gymnasium Kirchseeon. Potenzial gibt es daher noch am Max-Mannheimer-Gymnasium in Grafing und bei der Realschule Vaterstetten.

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Die Ausschussmitglieder verständigten sich schließlich darauf, dass zumindest bei künftigen Neubauten die Nutzung von Grauwasser gleich mit untersucht werden soll. Es sei am Ende eine politische Entscheidung, ob man das Geld dafür in die Hand nehmen wolle, so Feicht. Dem entgegnete jedoch Martin Lechner, dass die Sache eben nicht nur monetär zu betrachten sei. "Ich sehe durch die Klimaveränderung große Probleme auf uns zukommen", so der CSU-Kreisrat. Wasser werde in Zukunft deutlich teurer werden, das müsse man in die Rechnung mit einkalkulieren. "Das ist deshalb keine Klimaschutzmaßnahme, sondern Eigenschutz", wie Lechner sagte.

Unterstützung gab es von Seiten der Grünen: Es sei zwar illusorisch, bereits bestehende Gebäude nachzurüsten, sagte Franz Greithanner, gerade bei der Bewässerung sei die Nutzung von Regenwasser aber "eine saubere gute Sache". Das sah auch Manfred Schmidt (AfD) so, der die "Zielrichtung" des CSU/FDP-Antrags lobte. Trinkwasser sei ein immer knapper werdendes Gut, ohne das Leben nicht möglich sei. "Wir sollten alles dafür tun, damit die technischen Schwierigkeiten überwunden werden", so Schmidt mit Blick auf die Zisternen-Idee. "Wir brauchen das einfach."

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