Palliativversorgung im Landkreis Ebersberg:Hospizinsel mit Zukunft

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In der Hospizinsel Glonn werden schwer kranke Menschen bis zu ihrem Ende betreut. Dieses Angebot kann weitergehen, der Landkreis Ebersberg hat seinen Zuschuss nun erhöht. (Foto: Christian Endt)

Der Landkreis Ebersberg verlängert die Unterstützung für die Einrichtung im Marienheim Glonn bis 2029 und stockt den Zuschuss auf.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Hospizinsel kann weitermachen. Die Einrichtung für sterbenskranke Menschen gibt es seit knapp zwei Jahren, nun hat der Landkreis seine Unterstützung bis Ende des Jahrzehnts zugesichert und den Zuschuss außerdem aufgestockt. Dies beschloss nun der zuständige Ausschuss des Kreistages. Darin inbegriffen ist auch die Förderung der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV), beide Angebote werden von der Caritas getragen.

Dass es seit Mai 2022 die Hospizinsel im Marienheim Glonn gibt, ist im Grunde ein Kompromiss. Denn die Politik hätte für den Landkreis Ebersberg gerne ein Hospiz umgesetzt - dem standen indes Vorgaben der Kranken- und Pflegekassen entgegen. Deren Kalkulationen zufolge sei der Landkreis bei der Sterbebegleitung ausreichend versorgt, daher hätte es für eine weitere Einrichtung kein Geld gegeben. Darauf verwies nun auch erneut Landrat Robert Niedergesäß (CSU). Zwar sei es schade, dass die Bemühungen für ein Hospiz nicht erfolgreich waren, "aber wir wollten es nicht aufgeben und sind einen anderen Weg erfolgreich gegangen".

Die Einrichtung ist eine Art betreutes Wohnen für Schwerstkranke

Eben über die Hospizinsel, eine Zwischenlösung, wie nun im Ausschuss Brit Demuth, Leiterin des Marienheims, erklärte. Die Einrichtung sei "ein Zwischending", weder ein Hospiz noch eine Palliativstation, aber von beidem etwas. Für Menschen, die eine Betreuung rund um die Uhr benötigen, ist die Hospizinsel nicht geeignet, stattdessen bietet die Einrichtung eine Art von betreutem Wohnen für Schwerstkranke.

Dafür stehen sechs Einzelzimmer für die Gäste - so werden die Patienten dort genannt - zur Verfügung. Im Zeitraum seit der Eröffnung vor zwei Jahren bis Ende vergangenen Jahres wurden in der Hospizinsel insgesamt 55 Personen betreut. Hauptsächlich tun dies sieben Pflegefachkräfte, die speziell in Palliativmedizin geschult sind. Außerdem arbeiten in der Einrichtung auch Ehrenamtliche vom Christoporus Hospizverein, diese sind vor allem nachmittags und an den Wochenenden im Einsatz. Auch die SAPV ist in der Hospizinsel tätig.

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Die Auslastung der Einrichtung hat sich im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2022 erhöht, von 43,5 auf nun 73 Prozent - das Defizit ist indes auch gestiegen. Betrug dies 2022 noch 142 000 Euro, lag es im vergangenen Jahr bereits bei 193 000 Euro. Dies liegt laut Demuth vor allem an den Personalkosten, die haben sich im Jahresvergleich auf nun 395 000 Euro nahezu verdoppelt, auch der sachliche Aufwand, also etwa Material und Ausrüstung, wird teurer, hier zahlte man 86 000 Euro, fast dreimal so viel wie 2022.

Wie hoch das Defizit heuer ausfällt, dazu stellte Demuth drei Varianten vor, je nachdem welche Auslastung die Hospizinsel erreicht. Bei 70 Prozent wären es etwa 107 000 Euro, bei 80 Prozent 70 000 und bei 85 Prozent 49 000 Euro. Letzterer Wert werde wohl nicht erreicht, "die Belegungssituation hat sich in den ersten Monaten 2024 verschlechtert", so die Heimleiterin. Mit der Folge, dass die Hospizinsel in einer "angespannten finanzielle Lage" sei - ein höherer Zuschuss des Landkreises zur Deckung des Defizites sei darum nötig.

Vorgeschlagen war, den jährlichen Zuschuss um 10 000 Euro auf dann 75 000 aufzustocken. Die Vereinbarung soll bis Ende 2029 gelten. Dies wurde nicht nur ohne Gegenstimmen beschlossen, Landrat Niedergesäß und Caritas-Geschäftsführer Clemens Kraus unterzeichneten gleich nach der Abstimmung den neuen Zuschussvertrag.

Freuen sich über die Verlängerung des Zuschuss-Vertrags des Landkreises Ebersberg mit der Hospizinsel: Brit Demuth, Leiterin des Marienheims, Cornelia Alheid, Spezialisierte ambulante Palliativversorgung, Landrat Robert Niedergesäß, Hubert Radan, ehemaliger Marienheim-Leiter, Caritas-Geschäftsführer Clemens Kraus sowie Christian Salberg und Jochen Specht vom Landratsamt (von links). (Foto: Landratsamt Ebersberg/oh)

Das Geld kommt auch der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) zugute, deren Arbeit Cornelia Alheid im Ausschuss vorstellte. Dabei geht es darum Schwerstkranke zu Hause zu versorgen, 183 Personen hatte man im vergangenen Jahr so betreut. Meist wegen einer Krebserkrankung, aber auch Demenz ist eine häufige Diagnose der Patienten. Für 60 Tage wird dieses Angebot von den Kassen bezahlt - lebt der Patient länger, muss der Träger einspringen.

Voraussichtlich im übernächsten Jahr soll die Regel überarbeitet werden, so Alheid, dann könnte es länger Geld von den Kassen geben. Auch für die Hospizinsel könnten sich die rechtlichen Rahmenbedingungen ändern, so Demuth, darum gebe es auch eine wissenschaftliche Begleitung, "um zu zeigen, dass es notwendig ist". Außerdem solle gezeigt werden, dass die Einrichtung günstiger ist als stationäre Pflegeplätze, ergänzte Hubert Radan, ehemaliger Leiter des Marienheims, der die Einrichtung der Hospizinsel betreut hat. Landrat Niedergesäß hofft sogar noch auf mehr: "Perspektivisch, wenn es die Kapazitäten gibt, wollen wir es in ein stationäres Hospiz verstetigen."

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