Geflüchtete auf dem Arbeitsmarkt:Zwischen Integration und Personalmangel

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Im Münchner Umland sollen Arbeitgeber für die Einstellung von Menschen mit Fluchthintergrund begeistert werden. (Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa)

Tausende Menschen mit Fluchthintergrund sind in den Jobcentern der Landkreise Ebersberg, Freising, Erding und Dachau gemeldet. Arbeitgeber sollen nun aufgeklärt werden, wie diese Menschen ihre Betriebe verstärken können.

Von Saladin Salem, Ebersberg

Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber im Münchener Umland sollen in Zukunft häufiger Menschen mit Fluchthintergrund eine Perspektive bieten. Dafür wirbt eine digitale Infoveranstaltung der Agentur für Arbeit, der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) und den Jobcentern in Ebersberg, Erding, Freising und Dachau. Einer aktuellen vbw-Studie zufolge fehlten in Bayern bis zum Jahr 2035 etwa 400 000 Arbeitskräfte, so vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt in einer Mitteilung zu der Veranstaltung. Viele Geflüchtete würden mittel- bis langfristig in Deutschland bleiben, weshalb Arbeitgeber dabei unterstützt werden sollten, ihnen den Weg in die betriebliche Beschäftigung zu ebnen.

Bei dem digitalen Treffen informierten sich mehrere Dutzend Teilnehmer über die Möglichkeiten der Einstellung von Menschen mit Fluchthintergrund. Die Zahlen lassen einiges an Potenzial erhoffen: So geben die Jobcenter in Ebersberg, Freising, Erding und Dachau mit Stand von Oktober 2023 an, allein 2369 gemeldete Ukrainerinnen und Ukrainer zu betreuen - die meisten von ihnen Frauen, etwas mehr als 70 Prozent. Ein Großteil der gemeldeten Ukrainer, nämlich mehr als 65 Prozent, sei im Alter zwischen 25 und 55 Jahren. Auch aus den Herkunftsländern Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien seien bei den Jobcentern in der Region 1295 Menschen gemeldet, rund 53 Prozent von ihnen Männer und 47 Prozent Frauen.

Bewerbertage, Speeddatings und Jobbörsen sollen bei der Suche helfen

Für den Berufseinstieg stellen Arbeitgeber-Service und Jobcenter eine Reihe an Maßnahmen und Fördermöglichkeiten vor. So könnten sich Arbeitgeber von ihren potenziellen Mitarbeitern bei einer Probearbeit ein Bild machen. Auch finanzielle Unterstützung bei erhöhtem Einarbeitungsbedarf sei möglich, zudem könnten Weiterbildungen mit Zuschüssen unterstützt und berufsbezogene Deutschkurse angeboten werden. Der Arbeitgeber-Service bietet zudem organisierte Bewerbertage in Unternehmen oder eigene Speeddatings mit möglichen Arbeitskräften an, ebenso wie Jobbörsen, die im Kreis der Veranstaltungsteilnehmer auf Interesse stoßen.

Jennifer Meinhardt vom Arbeitgeber-Service in Freising erklärte die Initiative hinter der Veranstaltung auch als gesellschaftliches Projekt. Es gehe darum, "Langzeitarbeitslosigkeit zu vermeiden" sowie Arbeits- und Fachkräfte für Unternehmen und Wirtschaft zu sichern. Zudem solle geflüchteten Menschen eine "selbstbestimmte Zukunft und Teilhabe" ermöglicht werden. Die möglichen Beschäftigten sollen bereits ab einem Sprachniveau von A2 bis B1 ihren Beruf aufnehmen können. Qualifikationen aus den jeweiligen Herkunftsländern würden so weit möglich nacherfasst und Maßnahmen zur benötigten Weiterqualifizierung für die Arbeitsaufnahme getroffen. Schlussendlich gelinge die Integration von Menschen mit Fluchthintergrund in den Arbeitsmarkt aber nur zusammen, so Meinhardt. "Alle Akteure müssen sich regelmäßig austauschen, um Menschen gemeinsam in Arbeit zu bringen." Daher wirbt die Veranstaltung um die Initiative der Arbeitgebenden, sich mit ihrem Bedarf und Personalvorstellungen zu melden.

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