Kulturtipp:Pilgern zum Kirchenkonzert

Lesezeit: 3 min

Spielen mittelalterliche Werke in drei Kirchen: Ardhi Engl (traditionelle und experimentelle Instrumente), Cornelia Melián (Gesang, Portativ und Bassblockflöte) sowie Marika Falk (Rahmentrommeln und Percussion). (Foto: Veranstalter)

Cornelia Melián präsentiert mit ihrer "Micro Oper" Alte Musik in alten Gemäuern. Zur Einstimmung gibt es jeweils einen atmosphärisch-informativen Spaziergang mit einem versierten Heimatkundler.

Von Michaela Pelz, Moosach

Zu einem perfekten Konzerterlebnis gehört ein passender Rahmen. Wo also könnte "Sonnengesang - Lieder und Musik aus dem Mittelalter", eine Auswahl geistlicher Musik, besser stattfinden als in einer Kirche? Gleich drei Gotteshäuser im Landkreis Ebersberg hat Cornelia Melián für die kleine Reihe von Sonntagskonzerten ausgewählt, die sie von diesem Sonntag, 1. Oktober, an mit ihrer Micro Oper München anbietet. Los geht es in der schönen Wallfahrtskirche Maria Altenburg.

Neben dem "Cantico delle Creature" (Sonnengesang) von Franz von Assisi gibt es Lieder von Hildegard von Bingen sowie Lieder und Tänze aus dem "Llibre Vermell de Montserrat" ("Rotes Buch von Montserrat"). Was Melián an dieser Musik begeistert, ist ihre Sinnlichkeit, Direktheit, Lebensfreude und Spiritualität. In diesen Kompositionen stecke ein "ganzer Kosmos aus erlebter und erdachter Welt", schwärmt die Sängerin aus Moosach, die an der Schola Cantorum Basiliensis, einem Lehr- und Forschungsinstitut für Alte Musik, Gesang studiert hat.

Hildegard von Bingen begleite sie schon ihr Leben lang, sagt Cornelia Melián über die "Visionärin, Mahnerin, Heilerin und Kirchengelehrte". (Foto: Veranstalter)

"Für mich klingt Alte Musik aber besonders schön in den passenden Räumlichkeiten: Kirchen, die nicht zu groß sind, aber eine besondere Lage oder Ausstrahlung haben", erklärt Melián. Lange habe deswegen die Suche nach den entsprechenden Gemäuern gedauert. Profunde Unterstützung holte sich die Moosacherin dabei von Kreisheimatpfleger Thomas Warg sowie von Stadtführer und Kirchenexperte Robert Bauer: Zu dritt sei man einen ganzen Tag lang herumgefahren, um Kirchen für den "Sonnengesang" zu finden.

Die Wallfahrtskirche Maria Altenburg, erbaut 1391, ist prädestiniert als Aufführungsort für geistliche Musik aus dem Mittelalter. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Am Ende fiel die Wahl auf die Gotteshäuser Maria Altenburg in Moosach (erbaut 1391), St. Michael in Egglburg (erbaut im 15. Jahrhundert) und St. Georg bei Gut Georgenberg (erbaut 810). "Wunderschöne alte Gemäuer, genau passend für Alte Musik", urteilt Melián.

Doch wird man dort nicht nur der auf Altitalienisch, Lateinisch, Katalanisch und Portugiesisch dargebrachten Musik lauschen können. "Ich finde es so schade, wenn man zu einem Konzert mit dem Auto vorfährt, direkt aus dem hektischen Alltag kommend, vielleicht sogar noch das Radio laufen hat, dann das Konzert mitnimmt und alles wieder retour", erklärt Melián den Ausgangspunkt für ihr besonderes Konzept.

Zur Einstimmung: Geführter Spaziergang vor dem Konzert

Deswegen soll das Sonnengesang-Publikum, kundig geführt von den Heimatkundlern Heidi Seibert, Sepp Huber, Thomas Warg und Robert Bauer, den Veranstaltungsort ab einem vereinbarten Treffpunkt zu Fuß erreichen. Statt langer, kunsthistorischer Ausführungen sei jedoch ein atmosphärischer geführter Spaziergang mit informativen Stopps entlang des Weges geplant, der gewissermaßen die Idee des Pilgerns beinhalte, erklärt Melián.

So könne man sich in die Zeit einstimmen, sich dem Ort erst einmal körperlich-sinnlich nähern, um dann ganz bewusst das akustische Erlebnis zu genießen. Zumal selbst jemand, der in der unmittelbaren Umgebung wohne, bestimmte "Perlen" eventuell noch gar nicht kenne, die nun bei den Veranstaltungen zu Leben erweckt würden .

Da es in dem freien Ensemble Micro Oper München keine festen Teamkollegen gibt, steht Gründerin Melián diesmal mit dem Multiinstrumentalisten Ardhi Engl, der unter anderem auf selbst entwickelten und gebauten Instrumenten spielt, und "der virtuosen Perkussionistin" Marika Falk auf der Bühne. Mit Hilfe von Improvisation, Rhythmus und gemeinsamem Gesang will das Trio die Alte Musik ins Heute transferieren.

Die private Kirche St. Georg - konfessionsunabhängig, katholisch und evangelisch geweiht - wurde 810 erbaut. (Foto: Christian Endt)

Gerade das "Rote Buch" vom Wallfahrtsort Santa Maria de Montserrat in Katalonien sei extrem spannend, weil es lauter "Hits" enthalte, sagt Melián und lacht. "Ich glaube, da hat man bei fast allen Liedern sofort das Gefühl, man könne mitsingen." Die eingängigen Rundtänze und Strophenlieder seien wahnsinnig lebendig - "das groovt richtig!"

Ein besonders großer Glücksfall sei die Tatsache, so Melián, dass alle drei Konzerte dank einer Förderung durch den Tonkünstlerverband Bayern kostenfrei angeboten werden können. "Durch diesen Fördertopf kann ich Gagen zahlen und tolle Künstler ins Boot holen. Gleichzeitig kann ich ein Publikum ansprechen, das sich den Eintritt nicht leisten könnte oder wollte - so darf man einfach mal neugierig sein und sich auf was Neues einlassen." Spenden seien natürlich trotzdem willkommen.

Aufmerksam blickt das Lämmchen auf die Kirche St. Michael. Vielleicht wird sich auch den Konzertgängern ein solches Idyll präsentieren. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Und noch zwei pragmatische Informationen hat Cornelia Melián zu den Konzerten: "Vor St. Michael gibt es keine Parkplätze, es sollten also wirklich nur die mit dem Auto kommen, die gar nicht laufen können." Und Sankt Georg sei die einzige der drei Kirchen, die man heizen könne. Je nach Wetterlage sei also warme Kleidung zu empfehlen.

"Sonnengesang - Lieder und Musik aus dem Mittelalter": am Sonntag, 1. Oktober, um 15.15 Uhr: Spaziergang ab Treffpunkt Rathaus Moosach, um 16 Uhr Konzert in Maria Altenburg. Am Sonntag, 8. Oktober, um 15 Uhr Spaziergang ab Parkplatz Freibad Klostersee in Ebersberg, um 16 Uhr Konzert in St. Michael. Am Sonntag, 22. Oktober, um 15 Uhr Spaziergang ab Parkplatz Zinneberg in Glonn, 16 Uhr Konzert in St. Georg. Der Eintritt ist frei, Spenden werden erbeten. Für alle Termine gilt: Spaziergang nur bei trockenem Wetter.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusHistorische Rarität
:Die Zeit läuft

In Ebersberg schlägt eine etwa 300 Jahre alte mechanische Turmuhr, über drei Stockwerke zieht sich ihre Mechanik. Doch das bisweilen wetterfühlige Unikum muss dringend saniert werden.

Von Anja Blum und Peter Hinz-Rosin

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: