Nominierung für 2020:Bürgermeisterwahl: Ebersberg hat erstmals einen FDP-Kandidaten

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Kleine Runde, große Einigkeit: Mit 100 Prozent der Stimmen nominiert die Ebersberger FDP Bernhard Spötzl (3.v.l.) als Bürgermeister-Kandidat. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zum ersten Mal überhaupt stellt der Ortsverband der Kreisstadt einen Bewerber.

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

50 Prozent der Stimmberechtigten hatte entweder ein Glas Orangensaft oder eine Fruchtschorle vor sich stehen, als würden sie sich die gelb-rosa Farben ihrer Partei in Flüssigform einverleiben. Beim entscheidenden Votum zeigte der Ortsverband der Ebersberger FDP dann gar hundertprozentige Geschlossenheit: Sechs von sechs möglichen Stimmen entfielen auf den Vermessungsingenieur Bernhard Spötzl. Der 57-Jährige bringt 17 Jahre Erfahrung im Ebersberger Stadtrat mit. Nun bewirbt er sich um die Nachfolge von Walter Brilmayer (CSU). Damit tritt die FDP Ebersberg erstmals mit einem eigenen Bürgermeisterkandidaten an.

Bei der Nominierungsveranstaltung am Montagabend im Gasthof Huber in Oberndorf ging es um das vielleicht wichtigste Thema des bevorstehenden Wahlkampfs: die Verkehrssituation im Stadtzentrum. Bernhard Spötzl und sein Ortsverband fordern deswegen seit Längerem eine Umgehungsstraße für die Kreisstadt. "Wir bieten eine inhaltliche Lösung für das Verkehrsproblem", sagte Spötzl vor der Abstimmung.

Mit ihrem Ansatz unterscheidet sich die FDP von der Parteikonkurrenz. SPD-Kandidat Uli Proske lehnt eine Umfahrung ab. Die Grünen (ohne Kandidat) und der CSU-Bewerber Alexander Gressierer sprachen sich zuletzt mehr oder weniger unabhängig voneinander für einer Untertunnelung aus. Toni Ried, Kandidat der Freien Wähler, hat ebenfalls Sympathien in diese Richtung erkennen lassen.

Historische Dimensionen

Der zweifache Familienvater Bernhard Spötzl präsentierte am Montag in Oberndorf seine Agenda. Er wolle "den Schleichverkehr aus der Stadt rausbekommen" und "Ebersberg zu einer Fahrrad- und Fußgänger-freundlichem Stadt umgestalten". Um den Marienplatz autofrei zu bekommen, sei ein autonom fahrender elektrischer Rufbus denkbar, zudem stelle er sich Parkplätze außerhalb des Stadtkerns vor. Er wolle "die liebenswerte und lebenswerte Kleinstadt erhalten" - deswegen solle die Stadt nicht in der Fläche, sondern wenn, dann in die Höhe wachsen.

Die Pläne des ersten Ebersberger FDP-Bürgermeisterkandidaten sind ambitioniert. Und seine Kandidatur von durchaus historischer Dimension, wie der langjährige FDP-Kreisvorsitzende Ewald Silberhorn aus Poing am Dienstag am Telefon erahnen lässt. "Es ist sehr erfreulich, dass wir zum ersten Mal einen Kandidaten für Ebersberg haben", sagt Silberhorn, der in Poing bereits zweimal für die FDP als Bürgermeister kandidiert hat - wenn auch ohne zu gewinnen. Spötzls Chancen in Ebersberg? Für Silberhorn eine "schwierige Aufgabe", dennoch erwarte er "ein offenes Rennen". Er selbst sei damals bei seinen Kandidaturen "deutlich unbekannter gewesen als der Bernhard heute", sagt Silberhorn.

Sein erstes Mandat im Stadtrat holte Spötzl bei der Wahl 1990, damals für die CSU. Zwölf Jahre später verpasste er den Wiedereinzug, dies gelang ihm dann 2014 mit der FDP. Den Wechsel von den Christsozialen zu den Liberalen erklärt er mit einer Entfremdung von der Seehofer-CSU - von der er seine früheren Parteifreunde in Ebersberg ausdrücklich ausnimmt. Im Gasthof Huber gab es für den frisch nominierten Kandidaten dann weder Frucht- noch Orangensaft, sondern ein dunkles Weißbier.

© SZ vom 09.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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