Hausbrand in Poing:Wenn das Heim zur Ruine wird

Lesezeit: 3 min

Sascha und Doris Oestreich haben bei dem Brand alles verloren. Übergangsweise haben sie mit ihren Kindern eine Bleibe in Glonn gefunden. (Foto: Christian Endt)

Nachdem am Dienstag der komplette Dachstuhl ihres Hauses ausgebrannt ist, steht die fünfköpfige Familie Oestreich aus Poing vor den Trümmern ihrer Existenz.

Von Franziska Langhammer, Poing

Bis vor kurzem war ihr Haus noch ein gemütliches Zuhause für Familie Oestreich. Vor 17 Jahren waren die Eltern Doris, heute 45, und Sascha, 46, in das damals neu gebaute Reihenmittelhaus eingezogen, mit als die Ersten in der Nachbarschaft. Die Kinder der Familie Oestreich - 15, 13 und neun Jahre alt - sind dort aufgewachsen.

Seit vergangenem Dienstag nun ist für die fünfköpfige Familie nichts mehr, wie es einmal war. Bei einem Brand wurde das Haus in weiten Teilen zerstört, der Dachstuhl ist komplett ausgebrannt, und auch die meisten anderen Zimmer wurden in Mitleidenschaft gezogen. Ein Alptraum, dessen Auswirkungen noch nicht abzusehen sind. Die Ursache für den Brand ist noch unklar. "Die Kripo hat sich noch nicht dazu geäußert", sagt Doris Oestreich. Die SZ erreicht sie am Handy in Glonn, wo die Familie glücklicherweise mit Hilfe der Montessori-Schule Niederseeon, die alle drei Kinder besuchen, übergangsweise eine Bleibe gefunden hat.

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Am Dienstag war der neunjährige Sohn wegen Bauchschmerzen von der Schule zu Hause geblieben und hatte sich regelmäßig telefonisch bei seiner Mutter gemeldet. Doris Oestreich arbeitete an diesem Vormittag in einem nahen Supermarkt, in dem sie Regale auffüllte. Um kurz vor zwölf benachrichtigte ein Nachbar sie über ihren Arbeitgeber, sie müsse dringend nach Hause kommen. "Ich bin schon mit einem komischen Gefühl nach Hause gefahren", erzählt Doris Oestreich. "Da heb ich den Kopf und sehe nur eine hohe Rauchsäule."

Der neunjährige Sohn hatte sich selbst in Sicherheit gebracht

Ihr Sohn war zum Glück schon längst aus dem Haus gerannt und befand sich in Sicherheit bei einer Nachbarin. "Ich war einfach nur dankbar", erinnert sich die Mutter an diesen Moment. Dem Neunjährigen ging es soweit ganz gut, er stand jedoch laut Doris Oestreich unter Schock und war nicht in der Lage, bei der Erstbefragung durch die Polizei zu antworten. Erst am Abend, als der große Bruder nach Hause gekommen sei, habe er sich langsam aus seiner Starre gelöst. "Er konnte gar nicht fassen, was da passiert ist", so die Mutter. Auch der Vater, der als Lagerist tätig ist, wurde von der Arbeit nach Hause gerufen. Auch er war völlig geschockt. "Vor dem Haus haben wir noch gar nicht das ganze Ausmaß gesehen", sagt Doris Oestreich. "Erst vom Parkplatz aus wurde mir klar, was für eine Ruine das jetzt ist."

Noch vor kurzem war das Reihenmittelhaus ein gemütliches Zuhause, jetzt ist es unbewohnbar. (Foto: Christian Endt)
Feuer, Rauch und Löschwasser haben einen großen Schaden angerichtet. (Foto: Christian Endt)
Die Besitztümer der Familie liegen im Garten verstreut. (Foto: Christian Endt)
Nur weniges lässt sich wahrscheinlich noch verwenden. (Foto: Christian Endt)

Nachdem die Feuerwehr den Brand gelöscht und den Schauplatz gesichert hatte, durfte die Familie noch ein paar Habseligkeiten aus dem Haus holen. Der Anblick von innen war verstörend, beschreibt die 45-jährige Mutter: "Der Putz kam von den Wänden und die Wände waren abgeschlagen."

Am härtesten trifft es wohl den ältesten Sohn: Die gesamte Einrichtung seines Jugendzimmers ist dem Brand zum Opfer gefallen, darunter seine Downhill-Ausrüstung, die er sich in den vergangenen Jahren zusammen gespart hat, selbst gestaltete Plakate, die Geschenke seiner Freundin. "Nach und nach kommt ihm erst, was er alles durch den Brand verloren hat", erzählt Doris Oestreich. Der neue Taschenrechner, sein Computer, der Schlafsack, den ihm die Oma zu Weihnachten geschenkt hat - alles von den Flammen vernichtet.

Schnell kursierten Fotos vom Brand

Eigentlich wollten die Eltern den älteren Kindern möglichst schonend vom Brand und dessen Ausmaßen berichten. Doch noch während der ältere Sohn in der Schule war, sagt Doris Oestreich, kursierten schon Fotos, wohl aus einem Nachbarhaus geschossen, via Whatsapp. Auch der 15-Jährige bekam Bilder von seinem brennenden Zuhause gezeigt und rief die Mutter an: "Mama, meine ganzen Sachen liegen ja im Garten!" Schockiert sei sie davon gewesen, sagt Oestreich: "So etwas macht man nicht in Zeiten von Whatsapp und Instagram."

Ein paar Spielsachen für die jüngeren Geschwister konnte Doris Oestreich noch mitnehmen, aber ob sie noch zu retten sind, ist fraglich. "Alles stinkt nach Rauch", sagt sie. Mittlerweile hat die Feuerwehr das Haus wieder freigegeben. Die Familie darf es nun betreten; wohnen kann man auf unbestimmte Zeit erst einmal nicht dort.

Vieles aus der Inneneinrichtung muss wohl entfernt und ersetzt werden, wie etwa die Wohnzimmermöbel oder Schränke mit hohem Plastikanteil. Auch die Telefonanlage ist komplett zerstört. Momentan ist noch nicht klar, wie viel die Versicherung von dem Schaden übernimmt - und wie hoch der Schaden eigentlich ist. Wie es weitergeht mit der Familie, das kann noch niemand sagen. Doris Oestreichs Wünsche für die nächste Zeit sind bescheidene: "Weil der gesamte Dachstuhl offen ist, muss das Haus erst einmal abgedeckt werden", sagt sie. Spätestens in der kommenden Woche nämlich soll es wieder regnen.

Wer Familie Oestreich aus Poing helfen möchte, kann sie über Hausbrand.poing@gmx.de kontaktieren.

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