Baywa eröffnet Lager in Schlacht:Wärme für die Region

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Auf 680 Quadratmetern Fläche können in Schlacht bis zu 3000 Tonnen Holzpellets gelagert werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Alternativen zu Gas und Erdöl erfahren in der aktuellen Energiekrise immer mehr Nachfrage. Mit einem neuen Holzpelletlager in Schlacht bei Glonn sollen Privatkunden im Umkreis von 50 Kilometern versorgt werden.

Von Alexandra Leuthner, Glonn

Wo so viel Holz gelagert wird, riecht es auch danach. Fast bis an die offene Holzbalkendecke des neu geschaffenen Silos in Schlacht sind Pellets aufgestapelt, kleine bräunlich-graue Holzstifte, zur Verbrennung in heimischen Öfen bestimmt. Man kann die Hand hineinstecken und sie durch die Finger rieseln lassen am Fuße des sanft ansteigenden Holzbergs, der gerade etwa ein Drittel der Halle ausfüllt. Der Rest der Fläche, 680 Quadratmeter hat sie, ist freigeräumt worden für die Gäste, die an diesem Freitagnachmittag geladen sind, um bei der Eröffnung des Baywa-Vertriebslagers dabei zu sein.

Dass Holz pure Energie ist, meint man zu spüren, wenn man sich an einen der Stehtische aus dicken Baumscheiben lehnt und zuhört, wie Emil Sopper, Leiter der Geschäftseinheit Holzpellets bei der Baywa, über die Vergangenheit und die Zukunft des Brennstoffs spricht. Als nachwachsender Rohstoff vergrößert er die Hoffnung vieler Eigenheimer auf Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern wie Gas und Öl und vor allem auf solche von den Staaten, die sie liefern, auf der anderen Seite weckt die zunehmende Nachfrage aber die Sorge vor einem Ausverkauf des CO2-Speichers Wald.

Mit einem jährlichen Handelsvolumen von 750 000 Tonnen Holzpellets insgesamt ist die BayWa einer der größten Pelletanbieter in Deutschland und Marktführer in Süddeutschland. Bundesweit liege das Volumen verkaufter und verbrauchter Holzpellets aktuell bei gut 2,9 Millionen Tonnen jährlich, teilt die Baywa mit.

2500 bis 3000 Tonnen können in Schlacht gelagert werden

Mit dem neuen Lager in Schlacht bei Glonn will das Unternehmen seine Lager- und Vertriebskapazitäten weiter ausbauen. 2500 bis 3000 Tonnen können hier untergebracht werden, um Privatkunden im Umkreis von etwa 50 Kilometern zu beliefern. Zusammen mit dem neuen Standort sind es 16 eigene Lager, welche die Baywa unterhält, mit einer Gesamtkapazität von 73 000 Tonnen. Hergestellt wird der Brennstoff in regionalen Sägewerken mit angeschlossener Pelletproduktion.

Holz riecht gut, fühlt sich auch gut an, im Gegensatz zum Heizöl, das viele Privathaushalte jetzt durch Pellets ersetzen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Sie können sich gar nicht vorstellen, wie wichtig solch ein Lager, solch ein Standort in der gegenwärtigen Situation ist", sagt Emil Sopper. Und mit Situation meint er eine sich dramatisch verschärfende Nachfrage in den vergangenen Monaten ebenso wie die damit verbundene Preiserhöhung. Allein in diesem Juli seien dreimal so viele Pellets bestellt worden wie im Juli 2021. Die Hauptursache liegt auf der Hand: Die Angst vor einer Mangelversorgung durch russisches Gas. Wer kann, will sich unabhängig machen von konventionellen Energieträgern, die wie Beate Schmidt-Menig, Vorsitzende des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbands erklärt, immer noch knapp 60 Prozent des Energienettoverbrauchs in Deutschland ausmachen.

Drei bis fünfmal weniger CO2 werde ausgestoßen, sagt die Vorsitzende des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbands.

Ein Frevel in ihren Augen unter anderem im Hinblick auf einen geringeren CO2-Verbrauch der Pelletsverfeuerung im Vergleich zum Öl, das durch die Holzpellets in erster Linie ersetzt wird. Drei bis fünfmal weniger CO2 werde dabei ausgestoßen. So könnten bei 650 000 Pelletheizungen, die in diesem Jahr bereits eingebaut worden seien und 80 bis 90 000, die noch bis Jahresende dazu kommen, "viereinhalb Millionen Tonnen CO2" eingespart werden, erklärt sie.

Dass vor allem Öl durch Pellets ersetzt wird, hat mit den Lagerkapazitäten zu tun. Für fünf bis sechs Tonnen Holzpellets, die ein Einfamilienhaus im Jahr etwa benötige, braucht es Platz. Wo vorher Öltanks standen, sei aber auch Raum für Pellets, was auch bedinge, so Schmidt-Menig, dass Pelletheizungen vor allem im ländlichen Raum gefragt seien. In den Städten herrsche die Gasheizung vor. "Aber inzwischen räumen auch Gaskunden ihre Keller leer."

Gas kommt durch Pipelines, Pellets mit dem Laster. Hohe Dieselkosten wirken hier als Preistreiber. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Schattenseite des Umstiegs ist für die Baywa und ihre Kunden im Moment vor allem der extrem gestiegene Preis. Habe eine Tonne Pellets in den vergangenen Jahren stabil um die 250 Euro gekostet, liege der Preis nun bei knapp 700 Euro, erläutert Emil Sopper - der sich aber auch sicher ist, dass der Preis wieder sinken wird. Neben der gestiegenen Nachfrage, teilweise hätten Bestandskunden ihre Vorräte jetzt schon frühzeitig um mehr als ihren Bedarf aufgefüllt, spielten die hohen Stromkosten für den aktuellen Anstieg die größte Rolle. Die Herstellung von Pellets, bei der Restholz mit hohem Energieaufwand zusammengepresst wird, erfordere viel Strom. Dazu kämen, so Sopper, die extrem gestiegenen Dieselkosten. Der Rohstoff muss ja zum Kunden transportiert werden. Und schließlich spiele auch die rezessionsbedingte Krise in der Baubranche eine Rolle: Wenn weniger gebaut wird, wird in den Sägewerken weniger geschnitten, entsprechend weniger Restholz fällt für die Pelletproduktion an - was zu den großen Fragen führt, die mit der Holzheizung verbunden sind.

Über eine Förderschnecke mit einem Anschluss im Außenbereich der Halle gelangen die Pellets ins Lager. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zwar stehen Pellets im Ruf, als nachwachsender Rohstoff relativ umweltfreundlich zu sein - es wird nur das an CO2 frei, das im Wald zuvor durch die Photosynthese in den Bäumen gebunden wurde - doch da gehen die Meinungen auseinander. Mit 90 Prozent Schnittholzresten und zehn Prozent nicht sägefähigem Waldholz, das bei der Holzernte anfällt, wie Sopper erklärt, sind Pellets eigentlich ein Nebenprodukt. "Der Baum ist auch viel zu wertvoll, um ihn zu fällen und zu Pellets zu verarbeiten", sagt er.

Zwischen 2002 und 2012 hat die Waldfläche in Deutschland um 0,4 Prozent zugenommen

Umweltexperten geben aber zu bedenken, dass Holz zwar nachwächst und damit CO2 aus der Luft nimmt, dass es dafür aber Zeit braucht. Zudem könnte eine verstärkte Nachfrage nicht nur in Deutschland, sondern europaweit dazu führen, dass doch verstärkt gesunde Waldbäume für die Verbrennung fallen werden, so die Befürchtung. Um die Erhaltung des Waldes in Deutschland zu sichern, werden in regelmäßigen Abständen Waldmonitorings durchgeführt, in den beiden vergangenen, erklärt Sopper, "wurde festgestellt, dass der Wald wächst". Tatsächlich hat die Waldfläche in der Bundesrepublik zwischen 2002 und 2012 um 0,4 Prozent zugenommen, wie der Blick auf den entsprechenden Bericht der Bundesregierung zeigt. Die Ergebnisse des aktuellen Monitorings sind aber erst Ende 2022 verfügbar. Und wie eine Auswertung des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums zeigt, sind zwischen Januar 2018 und April 2021 beinahe fünf Prozent der Gesamtwaldfläche verschwunden. Als Auslöser gilt vor allem die Hitze.

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