Prominenz in Antholing:Söder, der Satiriker?

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Ein Bad in der Menge und bayerischer Tradition nimmt Markus Söder im Festzelt zum Jubiläum der Bairer Winkler. Offenbar gefällt's. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bei der Feier zum 90-jährigen Bestehen der Bairer Trachtler zeigt sich der bayerische Ministerpräsident volksnah und zündet ein Feuerwerk aus Anekdoten und Witzen.

Von Amelie Hörger, Antholing

Die Weste des Mannes weht im Gegenwind, und seine Trachtenschuhe klappern auf dem Weg, der hinauf zum Festzelt führt. Der sich im Sprint befindende Mann ist Mitglied der Festtagskapelle, die sich bereits freudig vor dem Eingang in Position begeben hat, und kündigt noch im Rennen den hohen Besuch an. "Des könnt er sein", sagt einer der Musikanten ganz entspannt, und tatsächlich rollt wenig später der Wagen des bayerischen Ministerpräsidenten in Antholing vor.

Die Aufregung, dass Markus Söder (CSU) sein kleines Dorf Baiern besucht, die wischt Bürgermeister Martin Riedl einfach weg. "Wird a Spaß", sagt er ganz gelassen. Für den Besuch und natürlich anlässlich des Jubiläums der Trachtler hat er sich in festliches Gewand geworfen. Auch der Rest der lokalen CSU-Prominenz glänzt in Lederhose und Trachtenjacke. So stehen artig in Reih und Glied vor der grinsenden Musikkapelle und als Willkommenskomitee der Landtagsabgeordnete Thomas Huber (CSU), Bundestagsabgeordneter Andreas Lenz (CSU) und Landrat Robert Niedergesäß (CSU).

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Wie es dazu kam, dass es den Ministerpräsidenten anlässlich eines neunzigsten Geburtstags aufs Land verschlägt, kann Thomas Huber erklären. Der war nämlich dabei, als vor gut einem Jahr in Brüssel ein bayerischer Maibaum aufgestellt wurde. "Da ich kein Geschenk für unseren Ministerpräsidenten dabei hatte, hab ich, nachdem der Maibaum stand, unseren Ministerpräsidenten eingeladen zum Trachtenfest hier nach Baiern, und er hat sofort zugesagt", so erzählt Huber die Geschichte.

Standesgemäß zieht Markus Söder, begleitet von seinen CSU-Kollegen und der Kapelle, zum Defiliermarsch ins Festzeit ein. Mit Winken und Klatschen wird er von den Gästen unter dem blau-weißen Girlanden-Himmel begrüßt. Die Veranstaltung ist für Söder ein Heimspiel: Fast 50 Prozent haben hier seiner Partei bei der Landtagswahl ihre Stimme gegeben. Und so kann man den Ministerpräsidenten verstehen, wenn er sagt: "Ich war die Woche in München, ich war in Berlin, ich war in Brüssel. Glauben Sie mir, es ist so schön und mein emotionaler Höhepunkt der Woche, dass ich heute bei Ihnen sein kann, weil in Baiern ist es echt am schönsten". Tosender Applaus schließt sich an und zeigt: Söder hat den Raum schon jetzt in der Tasche seiner Trachtenjacke.

Doch nicht nur vom Ministerpräsidenten gibt es Lob. "Die schönste Gemeinde Oberbayerns", so beschreibt der CSU-Ortsvorsitzende Anton Hoiß Baiern, vom "schönsten Landkreis Oberbayerns", spricht Huber, mit dem "schönsten Landrat Oberbayerns", legt Söder noch nach. Das habe ihn das Landratsamt extra noch gebeten zu erwähnen. Ein paar kurze Worte soll Huber an die Zuhörer richten, bevor der Ministerpräsident seine Rede hält, da bricht der Saal das erste Mal in schallendes Gelächter aus. Und es soll an diesem "Politischen Abend" nicht das letzte Mal gewesen sein. Denn kaum steht Söder auf der Bühne, beginnt ein Feuerwerk an Witzen und Anekdoten.

Zu Beginn zugeschnitten auf die Trachtler und Baiern, gibt sich der Ministerpräsident volksnah und lobt die Toleranz der Einwohner von Baiern. Immerhin habe es schon einmal Baiern mit "A und I" gegeben, zu einer Zeit ohne die Franken, so zeuge es doch von großer Offenheit, dass er trotzdem im Dorf willkommen sei, erklärt Söder. Auch ein Thema, welches laut Bürgermeister Martin Riedl vielen im Ort unter den Nägeln brennt, findet in seiner Rede Platz: das Volksbegehren um die Bienen und seine Konsequenzen für die Landwirte. Eher globaler sind die Kapitel "Europawahl" und "Bundeswehr".

Söder teilt aus

Und all diese Themen untermalt Söder jeweils mit passenden Witzen. Von der SPD ("Ich hab mich mit dem klügsten Mann im Willy-Brandt-Haus unterhalten, dem Pförtner") bis hin zum Raumfahrt-Programm ("Der Söder will zum Mond fliegen, nein, nein, obwohl ich wüsste, wen ich da hinschicke"): Söder teilt aus.

"Angemessen", sei das gewesen, urteilt ein Zuschauer im Nachhinein. "Ein toller Redner", stimmt auch Konrad Baumann aus Baiern zu. August Lettl, ein alteingesessener Bairer, äußert sich zwar zunächst kritisch, denn Söder müsse die angesprochenen Themen dann auch mal umsetzen. Doch nach einem kurzen Moment des Überlegens erklärt er: "Aber ich glaub, der schafft das schon".

Am Ende des Abends stellt sich eigentlich nur noch die Frage, wen die Trachtler denn dann zum hundertjährigen Bestehen einladen könnten. "Einen Satiriker", schlägt eine Musikantin lachend vor - obwohl der diesen Auftritt des Ministerpräsidenten wohl kaum toppen könne.

© SZ vom 03.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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