Familienmusical:Glücksritter und Weltenbummler

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Ausgerechnet Bananen: Inspiriert vom verlockenden Duft der Früchte wollen der Tiger und der Bär ins Land ihrer Träume, nach Panama reisen. (Foto: Martin Grueneis)

"Oh, wie schön ist Panama": Im Deutschen Theater gehen Janoschs Kultfiguren auf große Reise.

Von Barbara Hordych

Überall ist es besser, wo man nicht ist. Dieses Gefühl erfasst eines Tages auch den kleinen Bär und den kleinen Tiger, als sie eine angespülte Holzkiste finden, die verlockend nach Bananen riecht. "Panama" ist auf einem der Bretter zu lesen. Und schon beschließen die beiden Freunde, ihr gemütliches Häuschen am Fluss zu verlassen. Um sich gemeinsam mit der Tigerente auf die Suche nach diesem Sehnsuchtsort zu begeben, der bestimmt gleich hinter dem nächsten Hügel liegt.

Tiger und Bär, die beiden Helden aus Janoschs Kinderbuchklassiker "Oh wie schön ist Panama", sind über vierzig Jahre alt und jungen wie erwachsenen Lesern und Leserinnen bestens vertraut. So auch dem Musiker Reinhold Hoffmann und dem Regisseur Florian Schmidt. Sie hatten schon vor zwei Jahren das gleichnamige Familienmusical geprobt - die Premiere musste dann mit dem ersten Lockdown abgesagt werden. Im vergangenen Sommer gab es dann ein vier Preview-Vorstellungen, um das Stück vor Publikum zu testen. "Die Resonanz war zwar sehr positiv, trotzdem fiel dann die für Dezember geplante Premiere erneut ins Wasser", erinnert sich Schmidt. Da die Energie und die Spielfreude zu halten, sei sicherlich eine der größten Herausforderungen für alle Beteiligten gewesen. Nun aber kann es am 6. Mai endlich losgehen.

Hinter Schmidt stehen auf der Probenbühne des Deutschen Theaters verschiedene Hänger, die er selbst mit den original Hintergründen aus dem Janosch-Buch bemalt hat. "Sie sind wie ein Bilderbuch und werden in den Szenen Seite für Seite umgeblättert", erklärt Schmidt. Da und dort habe er "kleine Gimmicks versteckt". Die wären? "Dort weist beispielsweise ein Verkehrsschild mit der Zahl 90 auf Janoschs runden Geburtstag in diesem Jahr hin", zeigt Schmidt auf einem Bühnenbild. Auf einem anderen erhebt sich die Willibaldsburg in Eichstätt, die Heimatstadt des Regisseurs. Und da ist ein Wegweiser ins "Isartal", der Heimatregion von Hoffmann. Den einen dürfte er bekannt sein als Mitglied der niederbayrischen Band Haindling, den anderen durch seine Vertonungen der Zeichentrickserie "Tigerentenbande" und dem "Tigerentenclub" für die ARD. Im Deutschen Theater sitzt er als Teil einer fünfköpfigen Live-Band am Klavier.

Kuh-Bande: Der Musiker und Co-Produzent Reinhold Hoffmann (oben lins) steht gemeinsam mit seinen Kollegen auf der Silbersaal-Bühne im Deutschen Theater. (Foto: R&R Dialogpool)

"Das ist schon was Besonderes, dass wir Musiker die ganze Zeit dabei sind; nicht nur versteckt im Orchestergraben, sondern auch wirklich auf der Bühne - in verschiedenen Kostümen." Einmal würden sie eine Kuh-Herde vorstellen, sie träten aber auch als Pilze oder Palmen auf. Hoffmann hat schon den Panama-Song für den 2006 entstandenen Zeichentrickfilm komponiert. Auf diesem Film beruht das Musical; das Bindeglied ist die Produzentin des Films, Irina Probost, die seit vielen Jahren mit Janosch zusammenarbeitet und die gemeinsam mit Hoffmann die Musical-Adaption produziert. Dieses Mal hat Hoffmann alle Mitsing-Songs komponiert, nach Liedtexten von Schmid. "Die musikalischen Stilrichtungen reichen von Hip-Hop über Hardrock bis zu einer italienischen Schnulze", sagt Hoffmann. Und wenn die beiden Freunde Bär und Tiger sich streiten, fetzen sich auch schon mal die Gitarren.

Dass Janoschs unaufdringlich philosophische Geschichte über Freundschaft, Fernweh und das Glück im Leben nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsende Spaß und Bedenkenswertes bereit hält, da sind sich die beiden einig. "Ich habe den Darstellern erst einmal erklärt, dass Janosch mit Bär und Tiger seine eigene Ehegeschichte dargestellt hat. Der Bär ist der Mann, der Tiger ist die Frau", sagt Schmidt. Entsprechend habe er die Rollen auch im Stück besetzt. Panama ist da, wo du zu Hause bist und einen Freund hast. Diese Moral sei ergreifend schlicht, gelte aber auch für ihn, sagt der Regisseur.

Hoffmann wiederum hat seine Freude an der Igel-Handpuppe "Schnuddel", die zwischen den Bühnenbildern in einem Korb auf einem Tandem thront. In Janoschs Buch existiert die Figur gar nicht, sie wurde seinerzeit erst im Film hinzugefügt. Trotzdem passt sie hervorragend in den Janosch-Kosmos: Erst treibt den Igel die Angst um, dass die beiden Fremden ihm sein Fahrrad stehlen wollen. Dann philosophiert er darüber, welch eine schöne Sache so ein Tandem ist. Freilich nur, wenn man einen Freund hat - denn alleine kann man es gar nicht fahren. Diese Arbeit übernehmen dann Bär und Tiger für ihn, während Schnuddel in seinem Korb den Fahrtwind genießt. Ein Verfahren, an dem auch Erwachsene ihr Vergnügen haben dürften.

Oh, wie schön ist Panama, 6. bis 15. Mai, www.deutsches-theater.de

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