Ausstellung:Das legendäre Bergwerk soll zurück ins Deutsche Museum

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Das berühmte Bergwerk ist ausgebaut. Seine Zukunft ist ungewiss. (Foto: Gerrit Faust/Deutsches Museum)

Als die Installation wegen der Sanierung abgebaut und mit dem Steigerlied verabschiedet wurde, hatte manche Tränen in den Augen. Nun hat sich Brigitte Böhm als neue Vorsitzende des Freundeskreises des Deutschen Museums hohe Ziele gesetzt - doch die Mission wird schwierig.

Von Martina Scherf

Zum Abschied sangen sie im Bergwerk noch mal alle zusammen das Steigerlied. "Manche hatten danach Tränen in den Augen", erzählt Brigitte Böhm. Auch für die neue Vorsitzende des Freundes- und Förderkreises des Deutschen Museums war jener Abend vor einem Jahr denkwürdig, handelte es sich beim legendären Bergwerk mit seinen lebensechten Installationen doch um eine der Ikonen des Museums. Eine Ikone, mit der viele Münchnerinnen und Münchner Kindheitserinnerungen verbinden und die wegen der Museumssanierung ausgebaut werden musste. Ob sie wieder kommt, ist noch ungewiss.

Zusammen mit ihrem Sohn begleitete Böhm an jenem Abend den improvisierten Chor auf der Gitarre, während Mitarbeiter, Kuratoren und Mitglieder des Freundeskreises die neun Strophen des traditionellen Lieds intonierten: "... Und kehr' ich heim, zur Liebsten mein, dann erschallet des Bergmanns Gruß bei der Nacht, Glück auf, Glück auf!"

Brigitte Böhm will neue Förderer für das Deutsche Museum finden. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Bergwerk, sagt Brigitte Böhm, liege ihr besonders am Herzen. Und weil sie weiß, wie vielen Museumsliebhabern es genauso geht, will sie alle Hebel in Bewegung setzen, damit es an seinen alten Platz zurückkehren kann. Die Kulissen aus Pappmasché, die Loren, Lichter, Hammer und Meißel, die Kohle, das Erz und die Bergmänner-Puppen - alles ist inzwischen abgebaut und eingelagert. Der Denkmalschutz hat dem Ausbau zugestimmt.

Das Museum möchte die Atmosphäre des historischen Bergwerks, das entscheidende Phasen deutscher Industriegeschichte zeigte, in einer künftigen Installation möglichst originalgetreu wiederherstellen. Aber es hat auch Pläne, die Geschichte des Bergbaus weiterzuerzählen, bis in die Gegenwart - so wie es für ein modernes Technikmuseum angemessen ist: Heute schürfen Menschen in fernen Ländern unter zum Teil katastrophalen Bedingungen die Seltenen Erden, die in Handys, Autos und Computern verbaut sind. Noch ist das Geld für die Wiederherstellung der extrem aufwendigen Ausstellung allerdings nicht vorhanden. Brigitte Böhm muss da noch ordentlich die Werbetrommel rühren.

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:"Wir wollen auf jeden Fall wieder ein Bergwerk haben"

Wird die berühmte Ausstellung nach der Generalsanierung wieder aufgebaut? Kurator Andreas Gundelwein erklärt, warum er das nicht sinnvoll findet und wie die zehn Millionen Euro, die allein für den vorsichtigen Ausbau nötig wären, aus seiner Sicht besser angelegt wären.

Interview von Martina Scherf

Im November hat sie ihr Ehrenamt von ihrer Vorgängerin Sabine Rojahn übernommen. Sie ist die vierte Frau an der Spitze des Vereins, der sich vor mehr als zwanzig Jahren gegründet hat, um Spenden für die Zukunftsinitiative des Museums zu sammeln. Die Generalsanierung des berühmten Hauses, die seit Jahren läuft, wäre ohne privates Geld nicht in Gang gekommen. Und wie bei Theatern, Opernhäusern, anderen Museen sind auch hier viele Programminhalte erst durch einen Förderverein möglich.

So wurde die Museums-App, die mit ihren vielen Zusatzinformationen ein unentbehrlicher Begleiter für Besucherinnen und Besucher und in mehreren Sprachen verfügbar ist, mithilfe des Vereins finanziert. Ebenso die virtuelle Fahrt auf dem Mond: mit VR-Brille auf dem Kopf kann man sich in einen Nachbau des Mondautos der Apollo-Missionen 15, 16 und 17 setzen (das Original blieb auf dem Mond) und über den steinigen Boden unseres Erdtrabanten rumpeln. Oder das gläserne Labor: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Universität München führen dort "live" Experimente durch und beantworten Fragen. Und dass der Seenotkreuzer Theodor Heuss, der im Museumsgarten steht, wieder begehbar ist, machte auch der Förderkreis möglich.

Mit einem Nachbau des Mondautos kann man virtuell über den Mond fahren. (Foto: Stephan Rumpf)

"Wir verbinden im Deutschen Museum Tradition und Moderne", sagt Brigitte Böhm, die in München aufgewachsen ist und schon als Grundschülerin im Museum war. Wie wichtig eine gute Wissensvermittlung ist, erlebte sie im Gymnasium. "In meinem ersten Jahr in Chemie hatte ich eine Fünf", erzählt sie und lacht. Erst die Lehrerin im folgenden Jahr habe bei ihr das Interesse am Fach wecken können. Nach dem Abitur habe sie bei der Studienwahl zwischen Chemie und Jura geschwankt, erzählt Böhm, und sich schließlich für die Naturwissenschaft entschieden. Sie promovierte in Chemie, ließ sich zur Patentanwältin weiterbilden, wurde erfolgreiche Partnerin in der Münchner Kanzlei Weickmann und Weickmann.

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Vor Kurzem ging sie in den Ruhestand, jetzt will sie sich - neben dem neugeborenen ersten Enkelkind und Hobbys wie Klavierspielen und Segeln - mit voller Kraft dem Deutschen Museum widmen. "Ich will den Verein noch aktiver und attraktiver machen", sagt sie mit Ausblick auf die kommenden Jahre. Sie weiß, was auf sie zukommt, denn sie ist schon seit zwei Jahren im Vorstand. "Meine Vorgängerin hat mich perfekt eingearbeitet." Brigitte Böhm und Sabine Rojahn kennen sich schon lange. "Da war es Ehrensache, den Job zu übernehmen", sagt die Nachfolgerin. Immerhin ist Böhms ganze Familie Mitglied im Förderverein, ihr Mann ebenso wie ihre beiden Kinder, die 30 und 32 Jahre alt sind. Das sind gute Voraussetzungen.

Das Geld sitzt auch bei Mäzenen nicht mehr so locker wie früher, stellt Böhm fest. Ihrer Überzeugung nach sollte es aber für Münchner Traditionsfirmen selbstverständlich sein, sich für das Deutsche Museum zu engagieren. "Unsere Kulturinstitutionen brauchen engagierte Bürgerinnen und Bürger", meint sie. "Und das Deutsche Museum ist ja nicht nur ein Sonntagsvergnügen für die ganze Familie und ein Touristenmagnet. Dort wird geforscht und wissenschaftlicher Nachwuchs gefördert, den unser Land dringend benötigt."

Die große Modelleisenbahn im Deutschen Museum ist renoviert, aber sie sollte öfter fahren, findet Brigitte Böhm. (Foto: Robert Haas)

Wer Mitglied im Förderkreis ist, wird zu exklusiven Veranstaltungen eingeladen. Im Programm "Kunst trifft Technik - Technik trifft Kunst" tauschen sich die Freunde des Deutschen Museums und der Pinakotheken aus, es gibt jeweils einen Abend mit spezieller Führung in einem der Häuser - zuletzt in der Ausstellung "Glitch. Die Kunst der Störung" in der Pinakothek der Moderne - und anschließendem Austausch bei einem Glas Wein und Häppchen. Auch Bildungsreisen bietet der Freundeskreis an. Sabine Rojahn, die unermüdlich für den Verein geworben und ständig neue Ideen entwickelt hat, sagt: "Ich hatte im Deutschen Museum großartige Erlebnisse, habe großartige Menschen kennengelernt und meinen Horizont erweitert. Insgesamt habe ich meine Zeit als Vorsitzende als große Bereicherung erlebt."

Nun will Brigitte Böhm also den Verein noch bekannter machen, damit er weitere wichtige Projekte fördern kann. Es brauche noch mehr Führungen im Museum, meint sie. "Und die Mitmach-Objekte müssen alle funktionieren." Auch das kostet Personal. Und dann hat sie noch einen persönlichen Wunsch: "Die Modelleisenbahn sollte öfter fahren!" Eine Eisenbahn, die still steht, ist langweilig. Aber auch fürs Bergwerk wird die neue Vereinsvorsitzende hartnäckig weiter werben. "Glück auf" ist da ein gutes Motto.

Der Freundeskreis des Deutschen Museums

Der Freundes- und Förderkreis des Deutsches Museums (FFK) mit seinen rund 450 Mitgliedern unterstützt das Deutsche Museum bei der Realisierung von Projekten, die sich das Museum sonst nicht leisten könnte. Das kann der Ankauf von Exponaten sein, die Finanzierung von Katalogen, spezielle Führungen oder Workshops, etwa für Kinder, Senioren oder Studierende, und die Erweiterung der digitalen Angebote. Der FFK ist auch Mitglied des Gründerkreises des Museums: Mit insgesamt fünfzig Millionen Euro an Spenden trugen zehn Firmen und Institutionen dazu bei, dass die Modernisierung des Deutschen Museums überhaupt stattfinden kann.

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