Nachruf:Ein feiner Mensch

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Detlef Puchelt kämpfte tapfer gegen seine Krankheit. Aber nun hat er verloren. (Foto: Niels P. Joergensen)

Er liebte die Arbeit bei der Polizei - und seine Bonsais: Detlef Puchelt, lange Leiter der Pressestelle im Bayerischen Landeskriminalamt, ist gestorben.

Von Susi Wimmer

Eines war der Polizeireporterin nach kurzer Zusammenarbeit mit Detlef Puchelt, dem langjährigen Leiter der Pressestelle am Bayerischen Landeskriminalamt, schnell klar: Dieser Herr Puchelt ist ein wirklich feiner Mensch. Integer, korrekt, höflich, verlässlich und mit ausreichend Humor gesegnet. Er half, wenn er helfen konnte, sagte auch mal Nein, wenn er Informationen nicht preisgeben konnte oder wollte. Ohne Lügen, ohne Hinhalten. Einfach geradeheraus. So, wie man es sich als Journalistin vom Gegenüber wünscht.

Puchelt, der von allen nur Ted genannt wurde, kam mit 18 Jahren zur Polizei, und bereits nach einem Jahr schlitterte er in ein Horrorszenario: In einer Septembernacht 1972 wurde er via Lautsprecherwagen auf seine Dienststelle in Fürstenfeldbruck beordert. Er sollte sich Munition in seine Taschen stopfen, eine Maschinenpistole greifen und in einen VW-Bus einsteigen. Fahrtziel war der Fliegerhorst.

Als der Polizeibus auf den Flugplatz rollte, explodierte ein Hubschrauber. Einer der palästinensischen Terroristen, die Sportler der israelischen Olympiamannschaft als Geiseln genommen hatten, hatte eine Handgranate in den Hubschrauber geworfen. Puchelt sollte in einem Feuerwehrauto aufs Rollfeld fahren, zum Schutz für die freiwilligen Helfer. Sein Auftrag lautete: "Wenn du einen Terroristen siehst, lass ihn nicht schießen." Er war froh, dass er keinen sah. Dann musste er Leichenteile einsammeln.

42 Jahre seines Lebens widmete Ted Puchelt dem Polizeiberuf, davon 23 bei seinem LKA, zehn Jahre als Leiter der Pressestelle. Er wagte auch ungewöhnliche Aktionen, ließ eine Journalistin bei einer Drogenobservation mitfahren. Dafür kassierte er von den Oberen ordentlich Schelte, der Wind wehte ihm ins Gesicht. Aber er stand dazu. Ob es um Oetker-Entführer Dieter Zlof ging, um den Mord an Ursula Herrmann, wenn Ted Puchelt abends geschafft nach Hause kam, hockte er sich vor seine Bonsai-Bäume. Im Dachauer Hinterland hatte er sich mit seiner Frau ein kleines Paradies am Waldrand geschaffen. Und als Chef des Bonsai-Arbeitskreises Fürstenfeldbruck hatte er rund 30 prächtige Exemplare in seinem Garten stehen. Stundenlang konnte er vor den Bäumchen sitzen, mit einer Spezialschere in der Hand, und überlegen, welches Zweiglein gekappt werden sollte für den in seinen Augen perfekten Wuchs. "Du bist dann gar nicht mehr da", sagte seine Frau dann immer.

Jetzt ist Ted tatsächlich nicht mehr da. 2013 ging er in Pension, ließ es sich gutgehen, unternahm Motorradtouren, hatte allerlei Projekte. Doch sein Un-Ruhestand wurde jäh von einer heimtückischen Krankheit zerstört. Zwei Jahre kämpfte er, er verlor nie den Mut. Noch am Tag vor seinem Tod schrieb er, er müsse jetzt doch noch länger als erwartet in der Klinik bleiben. Trotzdem unterschrieb er mit einem lachenden Smiley und einer winkenden Hand. Einen Tag später ist er im Alter von 70 Jahren verstorben.

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