Wirtschaft und Corona:Alltäglicher Kampf um die Existenz

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Die Lage sei "bitterernst", sagt Peter Fink, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Dachau. (Foto: IHK)

Restaurantbesitzer, Hotelbetreiber, Veranstalter oder Einzelhändler im Landkreis leiden unter den Corona-Regeln

Von Veronika Forche, Dachau

Der Lockdown, die damit verbundenen Einschränkungen und einschneidenden Maßnahmen, sowie Grenzschließungen, die die Lieferketten gefährden - das sind die Themen, die Unternehmer im Landkreis Dachau täglich beschäftigen. "Seit einem Jahr bestimmt das Coronavirus unseren Alltag. Es stellt die Wirtschaft vor Herausforderungen, wie es sie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben hat", sagt Peter Fink, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Dachau, bei einem digitalen Pressegespräch. In vielen Branchen ist die Lage laut Fink "bitterernst", der Kampf um die wirtschaftliche Existenz gehöre auch im Landkreis Dachau inzwischen zum Alltag. Die Gastronomen, die Hotelbetreiber, die Veranstalter, die Reise- und Tourismusbranche und der Einzelhandel sind besonders hart betroffen.

Konkrete Zahlen, wie viele Unternehmer von Insolvenz bedroht sind, lassen sich noch nicht feststellen. Derzeit sind bayernweit 150 000 bis 160 000 der etwa eine Million Unternehmen gefährdet. Das sei jedoch lediglich "die Ruhe vor dem Sturm", so Robert Obermeier, Leiter der IHK-Geschäftsstelle München und Chefvolkswirt der IHK für München und Oberbayern. Auch die staatlichen Finanzhilfen werden dabei entscheidend sein. Generell laufen die Abwicklungen der Corona-Hilfen, für die unter anderem die IHK zuständig ist, in einigen Fällen zufriedenstellend, in anderen weniger, aber es sei "kein Hexenwerk", erklärt Obermeier. "Es gibt an sich keine Probleme, aber das kann man natürlich auch nicht ganz verallgemeinern", sagt er. Als sich die Politik zur Auszahlung der Novemberhilfen entschieden habe, habe es schließlich Monate gedauert, bis die Details geklärt worden seien. "Für die Software, die nötig ist, ist der Bund zuständig. Die Anträge werden durch den Steuerberater gestellt, und wenn alles stimmt, in der Regel innerhalb weniger Tage ausgezahlt. Wir haben allerdings keinen Einfluss auf die Vorschusszahlungen."

Gewinner der Krise sind laut IHK der Lebensmittelhandel, die Drogeriefachmärkte und vor allem der Online-Handel. Besonders erfreulich empfindet Fink die Flexibilität und Kreativität vieler Geschäftsleute, neue Verkaufskanäle für sich entdeckt zu haben. Den Landkreis Dachau mache insbesondere die wirtschaftliche Vielfalt, "vom Ein-Mann-Betrieb bis zum gewachsenen Mittelständler, vom Start-up bis zum Hidden Champion" stark. Diese dürfe durch Lockdown und Betriebsschließungen nicht kaputtgehen. Der Lockdown führe jedoch zu einer "Jo-Jo-Politik". Das Problem liege darin, dass sich die politischen Diskussionen in Deutschland nur um die Inzidenzwerte drehten. Die Stimmung in der Wirtschaft sei mittlerweile auf dem Gefrierpunkt.

"Mit klugen Instrumenten wie einer groß angelegten Teststrategie, besserer Kontaktverfolgung und mehr Vertrauen in die Eigenverantwortung der Bevölkerung könnten wir deutlich besser dastehen", findet Eberhard Sasse, Präsident des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages. "Ich kann nur sagen: Testen, testen, testen, impfen, impfen, impfen", unterstreicht Obermeier. Für zahlreiche Betriebe, die teilweise seit einem Jahr geschlossen sind, sei eine baldige Öffnung die letzte Chance, um ihr Geschäft und ihre Arbeitsplätze zu retten. "Wir müssen alles gegen ein drohendes Ladensterben in den Einkaufsstraßen unserer Kommunen tun", betont Fink. Aktuell gehe es primär darum, wie es der heimischen Wirtschaft gelinge, aus dieser Krise herauszukommen und schnell an Kraft zu gewinnen. Am wenigsten brauche die "gebeutelte Wirtschaft Regularien, Gesetzesvorgaben und Vorschriften, die ihr zusätzlich aufgeschultert werden". Deshalb sei es besonders wichtig, sich in Diskussionen einzubringen, mitzureden und der Politik konstruktive Vorschläge zu machen. Die Unternehmer seien direkt betroffen von wirtschaftspolitischen Entscheidungen.

32 Kandidaten haben sich dieses Jahr für die IHK-Wahl im Landkreis Dachau aufstellen lassen. Der Startschuss zur Wahl fällt am 9. April, gewählt werden kann per Brief oder online. Bis zum 7. Mai können die Wahlberechtigten entscheiden, wer die Stimme der Wirtschaft in den kommenden fünf Jahren sein soll. "Wir kritisieren nicht nur, sondern legen auch Vorschläge und Lösungsansätze vor", sagt der Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Dachau Peter Fink.

© SZ vom 30.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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