Umfassende Hilfe für psychisch Kranke in Dachau:Eine Stütze vor Ort

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Bezirkspräsident Josef Mederer (Mitte) feiert gemeinsam mit den Verantwortlichen des kbo-Klinikums das fünfjährige Bestehen in Dachau. (Foto: Toni Heigl)

Seit fünf Jahren gibt es in Dachau eine Ambulanz und Tagesklinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Von Jacqueline Lang, Dachau

Dass der Bedarf nach psychiatrischer Betreuung seit vielen Jahren auch im Landkreis Dachau immer weiter zunimmt, ist zwar grundsätzlich kein Grund zur Freude, wohl laut Josef Mederer (CSU) aber, dass das Versorgungsnetz hierzulande seit nunmehr fünf Jahren um eine wichtige Anlaufstelle für Betroffene ergänzt worden ist: Seit 2016 gibt es in Dachau nämlich eine Ambulanz und Tagesklinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Es handelt sich dabei um eine Außenstelle kbo-Klinik im Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck.

Er habe, so erzählt der Bezirkspräsident von Oberbayern und kbo-Verwaltungsratsvorsitzende bei einem Pressegespräch, bereits 2001 erstmals angeregt, auch im Landkreis Dachau eine solche Anlaufstelle aufzubauen. Damals sei jedoch die Notwendigkeit in Frage gestellt worden. Mittlerweile hätten aber auch die Krankenkassen erkannt, wie wichtig die Regionalisierung und Niederschwelligkeit solcher Angebote ist und so gibt es in ganz Oberbayern mittlerweile 50 Standorte wie jenen in Dachau.

Auch Nicolay Marstrander, Chefarzt des kbo-Klinikum Fürstenfeldbruck und Dachau, betont, wie wichtig ein möglichst wohnortnahes Angebot ist. Lange, ergänzt Peter Brieger, Ärztlicher Direktor des kbo-Isar-Amper-Klinikums, habe der Landkreis Dachau nicht auf der "psychiatrischen Landkarte" gestanden. Mittlerweile werde das Angebot aber gut angenommen, auch weil man stetig versuche, das Angebot weiter zu "differenzieren". Es gehe, so Marstrander darum, kreative Lösungen für individuelle Probleme zu finden. Eine stationäre Behandlung sei nicht unbedingt das Ziel, auch weil sie eben nicht für jeden Menschen das Richtige sei. Und auch wenn Mederer betont, dass psychiatrische Krankheiten "kein Makel" sind, sondern eine Krankheit wie jede andere auch, glaubt Marstrander doch, dass die Menschen es begrüßen, dass von außen nicht ersichtlich ist, dass es sich bei dem Gebäude in der Dachauer Hochstraße um eine psychiatrische Einrichtung handelt. Mit "Blick in die Zukunft" plant die kbo-Klinik deshalb auch, am Standort in Dachau weitere Räumlichkeiten anzumieten. Verhandlungen mit dem Vermieter würden, so Franz Podechtl, Geschäftsführer des kbo-Isar-Amper-Klinikums, bereits laufen.

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Derzeit gibt es in der Tagesklinik 22 Sollplätze, um wirtschaftlich zu bleiben und weil einige der Patienten nicht zuverlässig sind, rechnet Marstrander aber im Schnitt mit 25 Patienten. Grundsätzlich behandelt werden Menschen ab dem 18. Lebensjahr. Besonders häufig handelt es sich um Menschen mit sogenannten affektiven Störungen, sprich Depressionen. Diese machen laut Marstrander etwa 65 Prozent der Tagesklinikpatienten aus. Behandelt werden aber auch Menschen mit Angststörungen oder Psychosen. Lediglich akut Suchtkranke und Menschen, die an Demenz leiden, können in der Tagesklinik nicht behandelt werden. Sie werden dann an das kbo-Klinikum Fürstenfeldbruck überwiesen.

Neben der Tagesklinik, die Patienten in der Regel nach gut sechs Wochen wieder verlassen, gibt es in Dachau auch Menschen die seit Jahren in ambulanter Behandlung sind. Marstrander ist stolz, dass allen Personen, die sich an die Klinik wenden innerhalb von wenigen Wochen ein Platz angeboten werden oder anderweitig geholfen werden kann. Denn, auch davon sind er und seine Kolleginnen und Kollegen überzeugt: Nicht jeder muss sich tatsächlich in eine dauerhafte Behandlung begeben, manchen Menschen hilft auch einfach ein längeres Gespräch. Und auch wenn es mal länger dauere, bis ein Platz gefunden sei, gehe es vielen am Ende nur um die Verbindlichkeit, die Sicherheit, dass jemand sich ihrer annimmt, ihre Probleme ernst nimmt. Genau aus diesem Grund ist Mederer auch stolz, dass das Angebot des Krisendiensts der Psychiatrie ausgeweitet werden konnte. An sieben Tagen die Woche, 24 Stunden täglich ist dort nun jemand erreichbar unter der Nummer 0800/6553000. Der oberbayerische Bezirkspräsident ist überzeugt: "Wer diese Nummer wählt, hat schon gewonnen." Sollte ein Telefonat allerdings doch einmal nicht ausreichend sein, dann gibt es seit dem 1. Juli in Oberbayern auch zu jeder Zeit ein sogenanntes mobiles, aufsuchendes Team, das vor Ort helfen kann. Und mit solch einem umfassenden Angebot ist man laut Bezirkspräsident Mederer nach wie vor eine absolute Ausnahme: "Wir sind die Ersten in Bayern und Deutschland, die so etwas machen."

© SZ vom 10.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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