SZ-Adventskalender:Die Sorgen vergessen, wenn auch nur für einen Tag

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Fritz K. ist schwer krank, arbeiten kann er nicht. Den Vater schmerzt vor allem, dass es an Geld fehlt, um seinem Sohn Wünsche zu erfüllen

Von Christiane Bracht, Dachau

Leon ist seine Hoffnung, seine Freude, sein Leben. Für den Elfjährigen würde Fritz K. (alle Namen sind geändert) alles geben. Doch er hat nicht viel, bekennt der alleinerziehende Vater aus dem Landkreis Dachau: "Ich würde ihm gern mehr bieten." Doch die finanzielle Situation der beiden ist schwierig. Das Geld reicht hinten und vorne nicht. Fritz K. ist seit vielen Jahren krank. Anfangs war es nur ein Abszess, sagt er. Dann war er im Krankenhaus, wurde operiert, doch irgendetwas lief schief: Nach zwei Monaten in der Klinik entließ man ihn - mit offenen Beinen, heftigen Schmerzen und dem Hinweis, er solle sich an einen Pflegedienst wenden.

An diesem Zustand hat sich bis heute nicht viel geändert. Nur mit starken Medikamenten kann er die Schmerzen ertragen. An Arbeit ist nicht zu denken. Nur wenn er die Beine lang genug hochlegt, schließen sich die Löcher ein wenig. Steht er auf, um zu kochen oder mal kurz die Wohnung sauber zu machen, reißen sie wieder auf. Es ist ein Teufelskreis. Und doch ist sein großer Wunsch, endlich wieder arbeiten zu können. Die Arbeitsagentur würde ihn indes am liebsten so schnell wie möglich frühverrenten, denn aus ihrer Sicht ist er nicht vermittelbar. Der 38-Jährige wehrt sich vehement dagegen, denn einerseits hieße das, alle Hoffnung aufzugeben, andererseits hätten Vater und Sohn dann noch weniger Geld zur Verfügung. Und Fritz K. muss jetzt schon jeden Cent dreimal umdrehen, kann Leon nötige Dinge nicht geben. Der Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung will ihn deshalb unterstützen.

Die beiden haben zusammen bereits viel durchgemacht: Kurz nach der Geburt von Leon trennte sich die Mutter von Vater und Sohn, um mit einem neuen Partner eine Familie zu gründen. Wenig später starb sie. Ein harter Schlag für Fritz K. Bald danach flatterte die Kündigung der Wohnung ins Haus. Eigenbedarf, hieß es. Eine neue Bleibe fand der Vater so schnell nicht und so musste er mit Leon in eine Obdachlosenunterkunft ziehen.

(Foto: SZ)

Der Junge war vier Jahre alt, als die beiden endlich in eine eigene Wohnung ziehen konnten. "Ich bin froh, dass wir die Zeit überstanden haben", sagt Fritz K. noch heute. Er erinnert sich nicht gern an diese Zeit. Essen, kochen, schlafen, spielen und aufs Töpfchen gehen - alles in einem Zimmer. Umso glücklicher war er über die eigenen vier Wände für sich und seinen Sohn. Er müht sich sehr, dem Elfjährigen ein gemütliches Heim zu bieten, in dem er sich wohlfühlen kann - auch wenn kein Möbelstück zum anderen passt. "Außer der Couch habe ich nichts gekauft - alles irgendwie so beschafft", erzählt er. An den Wänden hängen Fotos von glücklichen Tagen. Alles ist ordentlich und sauber.

"Es ärgert mich, dass ich kein Geld habe", sagt Fritz K. Manchmal wünsche sich Leon, dass die beiden einmal etwas gemeinsam unternehmen, doch sein Vater muss ihm dann - auch wenn es ihm das Herz zerreißt - sagen, dass dafür leider kein Geld da ist. "Ich weiß nicht, wann wir das letzte Mal im Kino waren", sagt er. Zum Glück falle das in Corona-Zeiten nicht so auf. "Das ist der große Vorteil der Pandemie." Und Leon sei ein zufriedener Junge, der eigentlich immer strahle und sich mit der Situation arrangiert habe. Gut, manchmal wünsche er sich schon ein Spielzeugauto oder etwas anderes Kleines. "Dann versuche ich, zwei Monate zu sparen, um es möglich zu machen", sagt Fritz K. - auch wenn das oft heiße, dass er selbst auf den dringend nötigen Pulli oder die Hose verzichten muss. "Meist ist in der Mitte des Monats das Geld schon fast weg. Es reicht dann nur noch zum Essen." Kleider könnten sie nur schrittweise kaufen, sagt der Vater. Aber wenn Leon sein Spielzeugauto habe, "geht es mir auch gleich besser", sagt er und strahlt allein schon beim Gedanken daran, dass sein Sohn glücklich ist.

Seit einiger Zeit plagt ihn jedoch besonders, dass der Elfjährige längst zu groß geworden ist, für sein Kinderbett. Es ist nur 1,40 Meter lang. Leon muss sich richtig klein machen, um dort noch schlafen zu können. Ein neues kann Fritz K. sich nicht leisten. Der SZ-Adventskalender will ihnen deshalb finanziell unter die Arme greifen und Leon ein neues Bett spendieren. Aber auch Schrank, Kommode und Schreibtisch sind für den langsam heranwachsenden Jungen viel zu klein geworden. Sie gehören zu einer Ausstattung für Kleinkinder. Noch dazu sind sie ziemlich kaputt: Ein eingeklemmtes Papierstück sorgt dafür, dass die Schranktür nicht aufklappt. Die Schubladen der Kommode lassen sich nicht mehr schließen, denn der Mechanismus ist defekt. Und auf dem Schreibtisch ist kaum Platz für Buch und Heft - für einen Schuljungen wäre das jedoch wichtig. Der SZ-Adventskalender will Leon deshalb eine neue Einrichtung schenken. Außerdem sollen Vater und Sohn einen schönen Tag miteinander verleben können - außerhalb ihrer Wohnung. Einen Tag, an dem das Sparen nicht im Vordergrund steht sondern der Spaß und die Freude.

© SZ vom 07.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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