Sanierung:"Die Kirche gehört einfach zum Ort"

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Dank des Schutzpodests kann trotz Renovierungsarbeiten in St. Lantpert zumindest einmal im Monat ein Gottesdienst stattfinden. (Foto: Niels P. Jørgensen)

St. Lantpert ist wie viele andere Gotteshäuser in keinem guten Zustand. Doch die Bewohner von Riedenzhofen lassen nicht zu, dass es verfällt und unterstützen die Renovierung.

Von Dorothea Friedrich, Röhrmoos

Der Zahn der Zeit nagt gewaltig an etlichen Gotteshäusern im Landkreis Dachau. Das ist ein Grund, warum viele Kirchen zum Teil seit Jahren verschlossen sind. Das wohl krasseste Beispiel ist die Hofmarkkirche in Schönbrunn. Dieses herausragende barocke Kunstwerk ist bereits seit 2001 wegen Baufälligkeit geschlossen. So weit kommt es glücklicherweise in einem - im Vergleich zur Hofmarkkirche - bescheidenen Bau in Riedenzhofen nicht. Denn St. Lantpert ist in den besten Händen, nämlich in denen von engagierten Dorfbewohnern und Sanierungsexperten.

Schon die eingerüstete Außenwand lässt erahnen, dass hier einiges zu tun ist. Im Kircheninneren zeigt sich zumindest teilweise, welche Arbeiten anstehen: In der Decke des Altarraums klafft ein großes Loch. Über dem Volksaltar, an dem seit der Liturgiereform in den 1960er-Jahren die Messe zelebriert wird, spannt sich ein hölzernes Schutzpodest, eine Art Riesensonnenschirm.

Was es mit dem Loch in der Decke auf sich hat, erzählt Angelika Obermayr bei einem Rundgang. Die Verwaltungsleiterin des Pfarrverbands Röhrmoos-Hebertshausen, zu dem insgesamt elf katholische Kirchen einschließlich St. Lantpert gehören, kennt die Probleme der "altgedienten" Gotteshäuser nur zu gut. Am 3. Januar 2018 fiel in der Riedenzhofener Kirche ein großes Stück Putz von der Decke; glücklicherweise wurde niemand verletzt. Was also tun?

Ein Handwerker repariert Schäden am Dachstuhl. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Schon von außen sieht man, dass die kleine Kirche aktuell nicht gerade im besten Zustand ist. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Morsche Balken zeugen davon, wie alt St. Lantpert schon ist. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Riedenzhofener lieben St. Lantpert, auch wenn oder gerade weil es kein Kirchenbau von überregionaler Bedeutung ist. Sie haben ihn immer wieder mit großem Engagement - zuletzt 2002 - renoviert. Nun sollte ihn nicht das gleiche Schicksal ereilen, wie die nicht weit entfernte Hofmarkkirche. Zunächst wurde das Schutzpodest errichtet, damit auch weiterhin einmal im Monat ein Gottesdienst stattfinden kann. Keine Selbstverständlichkeit, angesichts der bekanntlich überreichen Bau- und Sicherheitsvorschriften.

Zugleich wurden Pläne für die Restaurierung gemacht. Dass dies in einem so alten Gemäuer keine einfache Sache ist, war den Beteiligten von Anfang an bewusst. Immerhin stammen der spätgotische Chor und die unteren Turmgeschosse aus der Zeit um 1500, während das barocke Langhaus um 1720 angebaut wurde, wie auf der Website kirchenundkapellen.de nachzulesen ist. Bei den notwendigen Untersuchungen stellten der Statiker und der Restaurator fest, dass es im Dachstuhl des Chorraums erhebliche Feuchtigkeitsschäden gibt. Etliche Dachbalken sind mehr oder minder angefault. Es bestand die Gefahr, dass weitere große Teile des Putzes abfallen könnten.

Die Abstimmung darüber, ob renoviert werden soll oder nicht, war eindeutig

Der erste Schritt musste also die Behebung dieser Schäden sein, bevor überhaupt an die Restaurierung der Decke im Altarraum zu denken war. Die Sanierungskosten von rund 130 000 Euro musste die Kirchenstiftung "St. Johannes der Täufer Röhrmoos" übernehmen, da Riedenzhofen eine Filialkirche von St. Johannes in Röhrmoos ist. Bevor es jedoch so weit war, gab es in St. Lantpert "eine Abstimmung mit den Füßen", von der Kirchenpfleger Florian Hillenbrand noch heute begeistert berichtet. Es ging um die Frage: Renovieren oder nicht? Die Entscheidung fiel einstimmig, "egal ob jemand noch Kirchgänger oder überhaupt noch in der Kirche war oder nicht".

Für Mesnerin Gertraud Wackerl ist das nicht weiter verwunderlich. Sie weiß, wie sehr ihr 400-Einwohner-Dorf mit seiner Kirche verbunden ist. "Die gehört einfach zum Ort", sagt sie. Es sei nicht wichtig, wie viele Menschen regelmäßig zum Gottesdienst kommen, sondern dass überhaupt welche kommen, sagt sie: "Es steht doch schon in der Bibel: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen."

Wackerl kennt buchstäblich jeden Winkel in St. Lantpert und weiß, wer der Heilige mit dem merkwürdigen Namen ist: "Er war der 13. Bischof von Freising", sagt sie und zeigt auf ein Porträt im Kirchenschiff, das einen streng wirkenden Mann zeigt. Lantpert - auch Lambert oder Landbert genannt - lebte von circa 895 bis 957 und war von 937 bis zu seinem Tod Bischof von Freising.

Der Heilige Lantpert war Unterstützer der Reformbestrebungen

Es war die Zeit der Ungarneinfälle, in der auch Freising zerstört wurde. Die nach dem Ende von Krieg, Verwüstung und Verrohung einsetzenden Reformbestrebungen unterstützte Lantpert tatkräftig. So wurde aus ihm bald nach seinem Tod ein Heiliger. Kurioserweise tauchten die seinerzeit unabdingbaren Wunder des Volksheiligen aber erst im 15. Jahrhundert in den einschlägigen Quellen auf.

Für Mesnerin Wackerl ist es dagegen kein Wunder, sondern eine Selbstverständlichkeit, dass das ganze Dorf hilft, die Restaurierungskosten aufzubringen. Rund 30 000 Euro an Spenden gingen bislang ein. Auch die Gemeinde Röhrmoos beteiligt sich mit 13 000 Euro.

Schaut man sich die Balken im Dachgestühl an, benötigen selbst Laien kaum Vorstellungskraft, um das Ausmaß der notwendigen Arbeiten zu erkennen. Sind doch einige der dicken Balken bereits ziemlich verrottet. Doch die Fachleute in Sachen Sanierung historischer Gebäude sind zuversichtlich, alle Probleme lösen zu können, dass im Mai wieder Gottesdienst gefeiert werden kann - und die derzeit durch einen Vorhang geschützte Fledermauskolonie bald wieder nach Belieben durchs Dachgestühl fliegen kann.

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