Einkaufsmöglichkeit:Hebertshausener wollen einen Regionalladen

Lesezeit: 3 min

Möglichst im Zentrum nahe dem Rathaus soll ein Regionalladen eröffnen, wenn es nach den Hebertshausenern geht. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Bei einer Umfrage haben sich fast 1300 Personen beteiligt. Die meisten plädieren für einen zentralen Standort

Von Horst Kramer, Hebertshausen

Die Hebertshausener sehnen sich nach einem Regionalladen, das wird auch bei einer Umfrage klar, an der sich fast 1300 Personen beteiligt haben. Und: Viele sind sogar bereit, deutlich mehr für regionale Lebensmittel zu bezahlen. Lena Eberl ist begeistert: "So eine Resonanz ist außergewöhnlich!" Die Managerin der Münchner Breitenstein Consulting GmbH leitete in den vergangenen zwei Monaten ein Umfrageprojekt mit fünf jungen Wissenschaftlerinnen und einem Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München zu einem angedachten Regionalladen in Hebertshausen.

Die Zahl, die es Eberl besonders angetan hatte, lautet: 1294. So viele Personen haben an der Befragung teilgenommen. Mehr als die Hälfte (758) stammen aus dem Hauptort, 440 aus den Hebertshausener Ortsteilen, der Rest aus anderen Kommunen. Da gegenwärtig knapp 6000 Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde leben, haben sich rund zwanzig Prozent aller Einwohner an der Umfrage beteiligt. Eberl hatte also recht, als sie folgerte: "Die Umfrage ist mehr als repräsentativ." Zum Vergleich: Die Forschungsgruppe Wahlen interviewt bei ihrer sogenannte Sonntagsfrage ("Wenn am Sonntag Bundestagswahlen wären ...") in der Regel rund 1300 Menschen aus ganz Deutschland. Der Grund für die hohe Beteiligung in Hebertshausen liegt auf der Hand: Es ist schon ein fünf Jahre her, dass der frühere Edeka-Markt in der Ortsmitte geschlossen hat. Fußläufige Einkaufsmöglichkeiten im Hauptort sind rar. Der Leidensdruck ist hoch.

Doch es war nicht nur die Quantität der Antworten, die Eberl beeindruckte, sondern auch die Qualität. Sie machte das an der abschließenden Frage des Fragebogen fest - sie lautete: "Was ist Ihnen an einem Regionalladen besonders wichtig?" Antwortalternativen wurden nicht vorgegeben. Mit anderen Worten: Wer sich hier äußert, muss sich seine Botschaften genau überlegen. "Deswegen werden solche offenen Fragen bei derartigen Fragebögen oft leer gelassen", erläuterte Eberl. Nicht so in Hebertshausen: Dort nahmen sich rund 350 Menschen Zeit, ihre Wünsche zu formulieren.

Mehr als sechzig Prozent wünschen sich, dass der Laden zentral gelegen ist; in fußläufiger Entfernung von Schule, Rathaus und Pizzeria. Insgesamt 43 Prozent stimmen diesem Standort sogar "voll und ganz" zu. Der Alternativstandort an der Krautgartenstraße begrüßen nur 25 Prozent genauso enthusiastisch.

Einem Erfolg steht eigentlich nichts im Wege, sofern die künftigen Inhaber sich an die Lehren halten, die sich aus den Antworten aus den weiteren Fragen ziehen lassen. Die wichtigste lautet: Die Lebensmittel müssen aus der Region stammen, frisch sein und hochwertig - am besten mit Herkunftsbezeichnung. Dann sind die Hebertshausener sogar willens, deutlich tiefer ins Portemonnaie zu greifen als im herkömmlichen Supermarkt.

So wünschen sich 1001 Konsumenten regionale Fleischprodukte, fast genauso viele (979) regionales Obst und Gemüse, aber auch Molkereiprodukte (791). "Frische" ist dabei immer wichtig. Eine signifikante Mehrheit kauft übrigens schon jetzt bewusst regionale und Bioprodukte ein, auch wenn sie deutlich teurer sind. Zwei Drittel der Befragten sind bereit, bis zu 26 Prozent oder mehr für ein Lebensmittel auszugeben, wenn es aus der Region stammt. Dreißig Prozent würden sogar bis zu fünfzig Prozent mehr bezahlen.

Knapp die Hälfte der Befragten wünscht sich, dass das Geschäft auch über ein Café oder andere gastronomische Angebote verfügt. Einen 24-Stunden-Verkaufsautomaten würden überraschenderweise rund 67 Prozent nutzen. "Das hängt sicherlich sehr von den angebotenen Waren ab", warf Reischl ein.

Das Interviewteam unterhielt sich zudem mit elf lokalen Erzeugern. Nur einer sieht den Laden als Konkurrenz, die anderen zehn begrüßen das Geschäft sogar. Nicht zuletzt, weil sie die Möglichkeit sehen, dort auch ihre eigenen Produkte vermarkten zu können. Was sich auch daran zeigt, dass sieben von zehn die Aufstellung eines Automaten befürworten, trotz der Verpackungsproblematik.

Eberl und ihr LMU-Team haben weitere wichtige Daten erhoben, zum Beispiel die Haushaltsausgaben pro Kopf, die im Schnitt bei rund 170 Euro im Monat liegen oder auch detaillierte Angaben zum bisherigen Einkaufsverhalten, unter Nennung der Namen von Supermärkten. Wenig überraschend nimmt der Ampermochinger Edeka dabei die Spitzenposition ein, aber es werden auch zahlreiche Hofläden, Bioläden sowie lokale Bäckereien und Metzgereien genannt.

Nun soll es zügig weitergehen: Schon in den kommenden Tagen will sich Bürgermeister Reischl mit einer Interessentin, die wohl aus Hebertshausen stammt, über einen Regionalladen in Rathausnähe unterhalten. Außerdem wird er demnächst wohl einige der Ergebnisse veröffentlichen. Vermutlich nicht alle, denn eine derartige Marktstudie ist üblicherweise nur für einen fünfstelligen Betrag (oder mehr) zu erhalten. Hebertshausen erhielt die Daten aber wohl erheblich günstiger, wie es Reischls Äußerungen zu entnehmen war, denn es waren Studierende, die daran arbeiteten.

© SZ vom 23.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: