Reaktionen zum Startbahn-Aus:Nur ein Etappensieg

Lesezeit: 2 min

In die Freude über das Votum der Münchner mischt sich bei den Startbahngegnern auch die Sorge, was die Politik daraus macht.

Gregor Schiegl und Matthias Pöls

Auch am Tag nach dem Votum der Münchner gegen den Bau einer dritten Startbahn ist die Freude bei Anton Speierl riesengroß: "Das ist eine ganz tolle Gemeinschaftsleistung von Aufgemuckt und dem Münchner Bündnis", sagt der Sprecher des Aktionsbündnisses Aufgemuckt. Haimhausens Bürgermeister Peter Felbermeier: "Für die, die sich engagiert haben, ist es ein ungeheurer Motivationsschub." Doch in die Euphorie mischt sich nun auch zunehmend Skepsis, wie das Votum umgesetzt wird.

Der Bau der dritten Startbahn scheint in weite Ferne gerückt, doch absolute Freude macht sich bei den Startbahngegner nicht breit. Die Skepsis ist groß: wie wird das Votum umgesetzt. (Foto: dapd)

Der Kampf gegen die dritte Startbahn ist noch nicht beendet", erklärt der Röhrmooser Bürgermeister und Startbahngegner Hans Lingl. Bei den Landtagswahlen 2013 gelte es, "das Ergebnis politisch abzusichern und die Betonfraktionen CSU und FDP abzuwählen". Dazu wolle er vor der Landtagswahl noch eine Demo in Dachau auf die Beine stellen.

Während SPD-Spitzenkandidat, Münchens OB Christian Ude, erklärt hat, für ihn sei mit dem ablehnenden Votum das Thema dritte Startbahn durch, hatte Ministerpräsident Horst Seehofer schon im Vorfeld gesagt, für ihn sei der Ausgang des Entscheids irrelevant. Erst die Landtagswahl werde über die Zukunft des Flughafenausbaus entscheiden. "Wenn Seehofer die Leute abhalten will die CSU zu wählen, dann hat er momentan die richtige Position", sagt Roderich Zauscher, Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz. "Seehofer will mit dem Kopf durch die Wand."

Für den CSU-Landtagsabgeordneten Bernhard Seidenath aus Haimhausen ist die Situation schwierig. Er gehört zur kleinen Minderheit von Startbahngegnern in der CSU-Fraktion. "Dieser Tag wirft viele Fragen auf", sagt er. Es gebe eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie die Geschichte weitergehe. Die "Gefechtslage" habe sich "nicht wesentlich" geändert. Allerdings könne man die Argumente der Startbahngegner "nun nicht mehr einfach mit einem Lächeln wegwischen". In der vergangenen Woche habe er vertraulich mit Ministerpräsident Seehofer über das Thema dritte Startbahn gesprochen; Details dazu gab er nicht preis. "Es wäre bedauerlich, wenn der Bürgerentscheid ohne Folgen bliebe."

Der SPD ermöglicht der Entscheid eine Bereinigung ihrer politischen Fronten. 2009 hatte sich die Partei dazu durchgerungen, den Bau der Startbahn abzulehnen. SPD-Spitzenkandidat Christian Ude hatte sich allerdings geweigert, auf diese Linie einzuschwenken - bis jetzt. "Er hält sich nun auch an den Bürgerentscheid und zwar so lange er im Amt ist", versichert Martin Güll. Er interpretiert die Aussage so, dass dies auch bis 2018 gültig wäre, wenn Ude Ministerpräsident werden sollte. "Damit sind wir mit den potenziellen Koalitionspartnern wieder auf einer Linie."

Bei der Grünen-Kreisvorsitzende Marese Hoffmann kommt diese Wende auch ausgesprochen gut an. "Ich war sehr wütend auf Herrn Ude, aber er hat sich als guter Demokrat gezeigt und akzeptiert die Entscheidung. Und zwar über die rechtliche Gültigkeit des Bürgerentscheids hinaus." Darauf müsse man sich nun verlassen können. Das würde der Kreisvorsitzende der startbahnkritischen ÖDP, Adrian Heim, lieber nicht tun: "Den Politikern, die jetzt bei uns am Drücker sitzen, ist alles zuzutrauen."

Für den CSU-Landtagsabgeordneten Seidenath steht außer Frage, dass der Flughafen seinen Betrieb weiter ausbauen wird. Diese Entwicklung müsse die Politik steuern. "Es wäre fatal, wenn die jetzt schon betroffenen Teile des Landkreises auch in der Nacht noch weiter belastet würden. Hier müssen wir klare Grenzen ziehen", fordert er, "nachts geht der Lärm nachweislich auf die Gesundheit." (München, Thema des Tages)

© SZ vom 19.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: