MINT-Campus:Appell an die Wirtschaft

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Tüfteln und probieren: Jugendlichen eröffnet der Mint-Campus in Dachau ganz neue Möglichkeiten. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Landkreis unterstützt den MINT-Campus finanziell. Eine hauptamtliche Kraft soll den Ehrenamtlichen künftig den Rücken frei halten. Doch die Kreisräte erwarten nun auch von Unternehmen mehr Engagement

Von Jacqueline Lang, Dachau

Der Mint-Campus ist ein Gewinn für den Landkreis Dachau, da sind sich alle Kreisrätinnen und Kreisräte einig. Einstimmig haben sie deshalb in der jüngsten Kreisausschusssitzung beschlossen, das Schülerforschungszentrum, in Zukunft verstärkt finanziell zu unterstützen: Bislang wird die Arbeit des Vereins ausschließlich von Ehrenamtlichen geleistet, nun soll zumindest eine halbe Stelle mit 19,5 Stunden pro Woche geschaffen werden, "um die ehrenamtliche Projektleitung von Verwaltungsaufgaben zu entlasten und ihr Freiraum für die konzeptionelle Ausarbeitung und Betreuung von Kursen zu verschaffen", wie es in der Beschlussvorlage heißt. Auch wenn die Kreisräte der Ansicht sind, dass das Geld so gut angelegt ist, appellierten sie auch an die freie Wirtschaft, den Mint-Campus finanziell mehr zu unterstützen.

Das wäre auch insofern wichtig, als der Mint-Campus in Zukunft als zentrale Kompetenzstelle für Mint im Landkreis Dachau die Kooperation mit dem Landkreis München zur Betreuung der Mint-Region Münchner Umland übernehmen soll. Bereits Ende September war nämlich das gemeinsame Mint-Management weggefallen, wobei die Stelle offenbar bereits seit Juli nicht mehr besetzt gewesen ist. "Da durch den Wegfall des gemeinsamen Mint-Managements ein entsprechender Personalkostenanteil weggefallen ist und dadurch auch bei den Projektkosten weniger Aufwand erforderlich ist, könnte ein Teil dieser wegfallenden Finanzmittel dem Mint-Campus zur Stabilisierung des Betriebs und der künftigen Betreuung der Mint-Region auf niedrigem, aber notwendigem Niveau zur Verfügung gestellt werden", so der Vorschlag der Verwaltung.

Im Haushalt 2020 hatte der Landkreis insgesamt 80 000 Euro für Personal- und Projektkostenanteile des Landkreises Dachau für die Mint-Region eingeplant. Die Wirtschaftsförderung schlug nun vor, die Hälfte dieses Betrages, sprich 40 000 Euro ab dem Haushaltsjahr 2022 dem Mint-Campus zur Verfügung zu stellen. Etwa 15 000 Euro sollen demnach für Projekte verwendet werden. Damit die Projektleiterin Eva Rehm aber nicht erst im kommenden Jahr Entlastung bekommt, wurden in den Haushalt 2021 bereits vorsorglich 12 000 Euro eingestellt. So "könnte bereits jetzt damit begonnen werden, dass der Mint-Campus seinen außerschulischen Bildungsbeitrag stabiler und gesicherter leisten kann". Ein Vorschlag, dem das Gremium zustimmen konnte.

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Vor allem pandemiebedingt hatte das Forschungszentrum für Kinder und Jugendliche stark gelitten, weil viele Kurse ausfallen mussten. Dennoch wurden 2020 insgesamt 6000 ehrenamtliche Stunden geleistet, 1400 davon allein von Projektleiterin Eva Rehm. Nur durch das Engagement der Ehrenamtlichen, das betonten sowohl Rehm als auch der Wirtschaftsförderer des Landkreises Johann Liebl, sei es dem Verein möglich gewesen, die Einbußen durch die entfallenen Kurse zu kompensieren, weil zu Beginn der Pandemie Gesichtsschilde und Nackenbänder gefertigt und verkauft worden seien. Um in Zukunft besser auf dererlei Situation vorbereitet zu sein, will der Verein zunehmend Onlinekurse anbieten. "Ebenso ist geplant, in Zukunft eine mobile Ausstattung anzuschaffen, um auch von Dachau entfernt wohnende Kinder und Jugendliche zu erreichen", heißt es in der Beschlussvorlage. Allerdings sei dazu noch eine "breitere finanzielle Basis" notwendig.

Das bedeutet aber auch: Langfristig wird das Geld, mit dem der Landkreis den Mint-Campus seit Jahren unterstützt, wohl nicht ganz ausreichen, um die Situation des Vereins, die derzeit als "unsicher und brüchig" beschrieben wird", zu verbessern. Denn es geht natürlich zum einen darum, dass Kinder und Jugendlichen "ohne Zwang eines Lehrplans und ohne Notendruck frei experimentieren, tüfteln, handwerkeln" können. Langfristig geht es aber auch um gut ausgebildete Fachkräfte für den Landkreis. Und genau deshalb forderten Kreisrat Harald Dirlenbach und Marianne Klaffki (beide SPD) von der freien Wirtschaft, sich mehr zu engagieren. Der Mint-Campus sei, so Klaffki, "eine Plattform für die heimische Wirtschaft, die sie einfach nutzen müssen". Landrat Stefan Löwl (CSU) pflichtete ihnen bei und erklärte, er selbst spreche das Thema bei jedem Unternehmensbesuch an und werbe für mehr Engagement. Klaffki sagte, dass sie sich auch von den Banken im Landkreis Unterstützung erwarte. Stephanie Burgmaier (CSU) ergänzte, dass sich noch deutlich zu wenig Firmen engagieren würden. "Der Mint-Campus ist eine Erfolgsgeschichte", so die Kreisrätin. Sie würde sich allerdings wünschen, dass auch noch mehr Mädchen für die Naturwissenschaften begeistert werden könnten, ebenso wie noch nicht schulpflichtige Kinder.

In diesem Zusammenhang betonte auch Carsten Schleh (Grüne), dass die Unterstützung des Projekts nicht nur im Hinblick auf den bereits spürbaren Fachkräftemangel wichtig sei, sondern auch ganz schlicht und einfach deshalb, weil durch das eigenständige Arbeiten am Mint-Campus das Selbstbewusstsein vieler junger Menschen gestärkt werde. "Jeder Cent, den wir in euch investieren, ist noch zu wenig", sagte er an Projektleiterin Rehm gerichtet.

© SZ vom 11.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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