Kommunalwahl in Haimhausen:Nadelstiche und Provokationen

Lesezeit: 3 min

Der Streit um die Wahlplakate in Haimhausen zeigt, dass sich die politischen Konkurrenten nichts schenken wollen. Die Bürgerstimme und die Grünen wollen der CSU ans Leder, Bürgermeister Peter Felbermeier bleibt gelassen

Von Rudi Kanamüller, Haimhausen

Ein Bild, heißt es, sagt oft mehr als tausend Worte. Das Bild im Anhang einer E-Mail an den Autor dieses Beitrags zeigt eine von einer heftigen Windböe ausgehebelte und umgestürzte große Plakatwand, die auf dem Kreuz liegt. Dazu passt auch der in der Mail angefügte Kommentar des Absenders: "Wir machen echt viel Wind, aber das war echt nicht die Bürgerstimme."

Den politischen Konkurrenten aufs Kreuz zu legen, darum geht es ja irgendwie auch bei diesem Kommunalwahlkampf. Symbolhaft dafür stehen nicht nur die große Stellwand, die ins Straucheln gekommen ist, sondern auch die übergroßen XXL-Poster der Haimhauser Bürgerstimme. Mit ihrem Format DIN A0 ließen sie den politischen Konkurrenten auf der Stellwand keinen oder kaum noch Platz und setzten damit einen plakativen Verdrängungswettbewerb in Gang, der bei der kommunalpolitischen Konkurrenz in Haimhausen nicht gut ankam. Die Poster, von denen übrigens Sturmtief "Sabine" die meisten nachhaltig entsorgt hat, stehen symbolisch für einen Wahlkampf mit kleinen Nadelstichen und gezielten Provokationen, wie ihn das brave Haimhausen so augenfällig nicht alle Tage geboten bekommt. Ganz vorne mit dabei die kommunalpolitische Gruppierung Bürgerstimme Haimhausen mit ihrem Bürgermeisterkandidaten Detlef Wiese und Bürgerstimmen-Chef Ergun Dost. Dost und Wiese haben es sich zum Ziel gesetzt, hauptsächlich die CSU zu ärgern, wo sie nur können und angekündigt, ihre Konkurrenten "vor sich her treiben" zu wollen. Ihr Ziel: "Sechs Sitze plus X" im Gemeinderat.

Äußerlich gelassen geben sich jedenfalls Amtsinhaber Peter Felbermeier, der nach zwölf Jahren Amtszeit erneut für die CSU in den Ring steigt und Claudia Kops, die Vorsitzende des CSU-Ortsverbandes. Felbermeier, politisch schwarz, im Herzen aber eher grün gefärbt, ist ein Pragmatiker und erfahrener Moderator im Gemeinderat und fast immer auf Ausgleich bedacht. Ganz Profi vermeidet er es, sich öffentlich in Energie zehrende Scharmützel einzulassen. Er weiß: Amtsbonus und Faktenkenntnis sind auf seiner Seite. Dazu glänzt die Haimhauser CSU mit einer ausgesprochen jungen Kandidatenliste und einem hohen Frauenanteil. Das war in der CSU nicht immer so. Dennoch: Ganz geheuer ist der CSU, die zur Zeit noch mit neun Sitzen im Gemeinderat vertreten ist, das Auftreten der Bürgerstimme nicht. Im Gegenteil. Im schwarzen Lager stellt man sich durchaus auf den Verlust des einen oder anderen Gemeinderatssitzes ein.

(Foto: oh)

Denn es ist nicht nur die Bürgerstimme, die der CSU ans Leder will. Vom Kuchen wollen auch die Haimhauser Grünen ein Stück abbekommen. Sie ziehen ihre Zuversicht bei der Kommunalwahl 2020 nicht nur aus dem Ergebnis der Europawahl, bei der die Grünen in Haimhausen auf 19,9 Prozent der Stimmen kamen. Helfen soll auch die politisch noch wenig in Erscheinung getretene Sabrina Spallek, die für die Grünen als Bürgermeisterkandidatin antritt. Spallek hat nicht nur einen interessanten Lebenslauf (gelernte Kfz-Mechanikerin und examinierte Physiotherapeutin) vorzuweisen. Sie istdurch ihre Mitarbeit bei der Mittagsbetreuung bekannt auch gut im Ort. Kein Thema bei der Öko-Partei ist, dass ihr mit dem bekannten Bauunternehmer Willi Welshofer ein Zugpferd abhanden gekommen ist, das vor allem im bürgerlich-bäuerlichen Milieu verankert ist. Die kommunalpolitische Scheidung nach langer innerparteilicher Entfremdung erfolgte ohne das Waschen schmutziger Wäsche einvernehmlich. Welshofer kandidiert jetzt auf der Liste der ÜWG, ebenso wie Josef Brandmair, der nicht nur die Bürgerstimme, sondern auch die CSU verlassen hat. Von beiden erhofft sich die ÜWG zusätzlichen Stimmenschub. Die ÜWG ist im Gemeinderat mit zwei Sitzen vertreten: mit Angelika Goldfuß, die auch dritte Bürgermeisterin und Vorsitzende des Vereins "Miteinander - Füreinander" ist und Marc Rohnstein, der nach dem Tod des langjährigen SV-Vorsitzenden Theo Thönnissen als Nachrücker in das Gremium einzog.

1 / 3
(Foto: Niels P. Jørgensen)

Um den Bürgermeisterposten bewerben sich Amtsinhaber Peter Felbermeier (CSU),...

2 / 3
(Foto: Niels P. Jørgensen)

...Sabrina Spallek (Grüne)...

3 / 3
(Foto: Niels P. Jørgensen)

...und Detlef Wiese (Bürgerstimme).

Schon bessere Zeiten in Haimhausen haben die Sozialdemokraten erlebt. Sie schicken erneut ihr kommunalpolitisch erfahrenes Schlachtross Ludwig Meier ins Feld, der eine nicht gerade vor Jugendlichkeit strotzende Liste anführt. Die SPD ist momentan mit zwei Sitzen im Gemeinderat vertreten. Traurig, aber wahr: Selbst Genossen verhehlen nicht, dass die Haimhauser SPD sich in einem Erosionsprozess befindet. Dennoch haben sich die Genossen in Haimhausen um das kommunalpolitische Interesse der Bevölkerung (nicht ganz uneigennützig zwar) verdient gemacht. Sie haben immerhin mehr als 300 Haimhauser in die Schulaula gelockt, wo sie die Bürgermeisterkandidaten/in von CSU, Grünen und Bürgerstimme an einen Tisch brachten und so natürlich auch Werbung in eigener Sache machten, wie Sabrina Spallek (Grüne), Peter Felbermeier (CSU) und Detlef Wiese (Bürgerstimme) auch.

Ein interessantes kommunalpolitisches Experiment hat im Kommunalwahlkampf die Haimhauser FDP gestartet. Wie es ausgehen wird, das wird man am Abend des 15. März erleben: Aus Umweltschutzgründen verzichten die Liberalen nämlich darauf, sich auf Wahlplakaten öffentlich zu präsentieren. Aber es gibt sie, die FDP mit Infoständen. Und die Freien Demokraten haben in Haimhausen als "politisches Nahziel" ausgerufen, im künftigen Gemeinderat mit ein bis zwei Sitzen vertreten zu sein, sagt der Haimhauser Ortsvorsitzende Christian Stangl, ein 54-jähriger Hochschulprofessor. Was die Themen in Haimhausen betrifft, sind große Unterschiede unter den konkurrierenden Gruppierungen und politischen Parteien ohnehin nicht auszumachen. Schaut man sich die Themen an, die den Kommunalwahlkampf dominieren, dann geht es hauptsächlich um bezahlbaren Wohnraum, Ortsplanung, Umweltschutz, Einkaufen am Ort, Verkehr, Widerstand gegen die geplante 380-KV-Höchststromtrasse - Punkte, die eher konsensfähig als konfliktträchtig sind. Was aber nicht heißt, dass man sich über den einen oder anderen Punkt dennoch sauber in die Haare kriegen kann.

Der Countdown zur Kommunalwahl am 15. März läuft. Wie sind die politischen Gegebenheiten im Landkreis Dachau? In einer Serie nimmt die SZ Dachau jede der 17 Kommunen gesondert in den Blick.

© SZ vom 19.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Kommunalwahl
:Diese drei Kandidaten wollen Bürgermeister in Röhrmoos werden

Dieter Kugler (CSU), Arthur Stein (Grüne) und Wolfgang Götz (SPD) treten bei der Kommunalwahl in Röhrmoos gegeneinander an. Der Amtsinhaber gibt sich siegessicher.

Von Jacqueline Lang

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: