Schulen im Landkreis Dachau:Teure Investition in die Zukunft

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Das vierte Landkreisgymnasium in Karlsfeld soll, so zeigen es erste Entwürfe, ein lichtdurchflutetes Gebäude werden. (Foto: oh)

Die Planung des Karlsfelder Gymnasiums ist abgeschlossen. Doch der Bau wird mit 101,5 Millionen Euro deutlich teurer als gedacht. Auch das Röhrmooser Gymnasium wird den Landkreis mehr Geld kosten

Von Jacqueline Lang, Dachau

Die Planungen der Hochbauverwaltung sowie des Planungsteams für das vierte Gymnasium, das in Karlsfeld bis zum Schuljahr 2025/26 entstehen soll, sind abgeschlossen, das ist die gute Nachricht. Die schlechte lautet: Die bereits bereitgestellten Haushaltsmittel in Höhe von 84 Millionen Euro werden nicht reichen. Nach jetzigen Schätzungen geht Kämmerer Michael Mair bereits von 101,5 Millionen Euro aus. Sollten die Baupreise noch weiter in die Höhe schnellen, könnte der Bau des vierten Gymnasiums sogar noch teurer werden. Weil klar ist, dass die Schule bis zur Wiedereinführung von G 9 in vier Jahren fertig sein muss, stimmten Schul- wie Kreisausschuss jedoch trotz der explodierten Kosten einstimmig dafür, nun möglichst schnell mit dem Bau zu beginnen. Und auch wenn der Zeitpunkt aus finanzieller Sicht denkbar schlecht dafür ist: Der Landkreis will auch das Gymnasium Röhrmoos gleich von Anfang an vier- statt dreizügig planen und bauen.

Auf den Aufbau des Gymnasiums ging Jörg Bögeholz, Sachgebietsleiter Kreiseigene Hochbaumaßnahmen, in der Vorstellung des finalen Entwurfs nur noch kurz ein. Denn, so Bögeholz, im Wesentlichen habe sich daran nichts mehr geändert: Es bleibt bei einem fünfzügigen Gymnasium, das durch helle Räume, offene Sichtachsen und eine schöne Bepflanzung auf den sogenannten Lernterrassen wie dem Dach zu einem Ort werden soll, an dem sich Kinder wie Lehrkräfte wohlfühlen. Die Fahrradständer, das war in einer der jüngsten Sitzungen gewünscht worden, sollten nicht nur teilweise sondern allesamt überdacht sein. Dieses Ziel, gab Bögeholz zu, "haben wir leider nicht zu 100 Prozent geschafft", aber doch immerhin zu 80 Prozent. Das sei aber wahrscheinlich insofern ausreichend, als dass bei Starkregen wohl ohnehin nicht alle mit dem Rad kommen würden. Dies wurde vom Gremium ohne weitere Widerworte zu Kenntnis genommen. Den Vorschlag von Josef Riedlberger (CSU), auf den Dächern der Fahrradständer Photovoltaik-Anlagen anzubringen, will Bögeholz noch prüfen.

Etwas mehr Diskussionsbedarf gab es bei der Frage, ob der Landkreis für den Bau nun das Nachhaltigkeitssiegel der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) haben will. Bögeholz war der Meinung, das Siegel brauche es eigentlich nicht unbedingt. Denn, so seine Begründung: Letztlich gebe man das Mehr an Geld nicht für eine nachhaltigere Bauweise aus, sondern lediglich für die nötigen Nachweise. Das bedeute nicht, dass man das DGNB-Siegel grundsätzlich für unnütz halte, aber "für dieses Bauvorhaben können wir es aus Sicht der Verwaltung nicht empfehlen". Mit seinen Ausführungen überzeugte Bögeholz so dann schließlich auch alle Kreisrätinnen und Kreisräte, einschließlich der Grünen.

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Problematisch ist nach jetzigem Stand laut Bögeholz auch die Beschaffung von Recycling-Beton, den das Gremium sich eigentlich für den Bau des Gymnasiums gewünscht hatte. Eine Prüfung habe ergeben, so heißt es in der Beschlussvorlage, "dass RC-Beton aktuell in darstellbarer Nähe der Baustelle nicht verfügbar ist". Außerdem sei derzeit mit einem Preiszuschlag von 20 Prozent zum gewöhnlichem Beton zu rechnen. Letztlich seien die Mehrkosten zum jetzigen Zeitpunkt insgesamt aber nur sehr schwer abzuschätzen. Allerdings, auch das sagte Bögeholz: Man werde die Verfügbarkeit bis zum Baubeginn - geplant ist dieser für Juni 2022 - weiter prüfen. Denn im Gegensatz zu der DGNB-Zertifizierung, die von der Stadt München, die sich mit einem Baukostenzuschuss von rund 32 Prozent an dem Bau der Schule beteiligt, nicht mitgetragen werde, könne man bei dem Einsatz von RC-Beton durchaus mit finanzieller Unterstützung aus der Landeshauptstadt rechnen, so Bögeholz.

"Wir bauen eigentlich in der schlechtesten Zeit", fasste es der Karlsfelder Bürgermeister und CSU-Kreisrat Stefan Kolbe am Ende mit Blick auf die prognostizierten Kosten zusammen. Diese Analyse ist wohl zutreffend. Trotzdem wissen die Kreisrätinnen und Kreisräte, dass der Landkreis weiter wachsen wird und der zukunftsgerichtete Bau von Schulen keinen weiteren Aufschub erlaubt. Beschlossen wurde deshalb in der Sitzung auch, sich für das fünfte Gymnasium, das im Frühjahr 2023 in Röhrmoos entstehen und ebenfalls bis zum Schuljahr 2025/26 fertig sein muss, gleich von Anfang an die Option auf eine Erweiterung offenzuhalten. Küche, Speisesaal, Pausenhalle, Bibliothek, Stuhllager sowie der zentrale Lehrerbereich sollen daher von Anfang an größer gedacht werden. In Zahlen bedeutet das: Die Fläche der Schule wird um 110 Quadratmeter größer angelegt, als es zum Schuljahresbeginn 2025/26 nötig wäre. Umsonst ist das natürlich nicht zu haben: Laut Albert Herbst, Sachgebietsleiter Kreisschulen und ÖPNV, entstehen dem Landkreis dadurch Mehrkosten von 600 000 bis 700 000 Euro. Was bei der ohnehin angespannten Haushaltslage besonders schmerzt: Mit einen Staatszuschuss ist in diesem Fall nicht zu rechnen.

© SZ vom 18.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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