Landwirtschaft:"Die Saison läuft sehr gut an"

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Bei Susanne Offenbeck vom Beerengarten Rothschwaige beginnt die Pflücksaison auf dem Erdbeerfeld. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Erdbeerzeit hat begonnen. Landwirtinnen aus dem Landkreis erklären, warum die Früchte heuer besonders prächtig sind - und wie es kommt, dass die heimische Beeren in der Regel teurer sind als die der ausländischen Konkurrenz.

Von Miriam Dahlinger, Dachau

Wenn Ende Mai die ersten Hofstände mit regionalen Erdbeeren am Straßenrad auftauchen, heißt das immer auch: Der Sommer ist nah. Endlich kann man in Dachau abends wieder im Biergarten sitzen, Nachmittage im Freibad verbringen oder eben zu einem der Erdbeerfelder im Umkreis radeln, um die schönsten Beeren selbst vom Strauch zu pflücken.

Zum Beispiel bei der Familie Sandmaier vom Sandmaierhof in Langenpettenbach, einem Ortsteil von Markt Indersdorf. Dort kann man die Beeren selber pflücken oder bereits portioniert im Hofladen kaufen: "Mein Mann kam gerade ganz begeistert vom Feld und sagte: Mei, sehen die Erdbeeren dieses Jahr wunderschön aus", erzählt Chefin Manuela Sandmaier, 44, zufrieden am Telefon. "Die Saison läuft sehr gut an", berichtet auch ihre Kollegin Susanne Offenbeck vom Beerengarten Rothschwaige in Karlsfeld. Gemeinsam mit ihrer Familie bestellt die 62-Jährige die Erdbeerfelder zwischen ihrem Hof in der Münchner Straße und dem Karlsfeld See. Auch hier zum selber Pflücken oder direkt mitzunehmen.

Entscheidend für die aussichtsreiche Ernte, da sind sich die Landwirtinnen einig, seien die günstigen Wetterbedingungen in diesem Jahr gewesen: "Wir hatten keine Nachtfröste im Mai, was super gut war, genügend Regen und genügend Sonne," erzählt Susanne Offenbeck. "Erdbeeren brauchen wahnsinnig viel Wasser, das hat heuer gut gepasst", ergänzt Manuela Sandmaier. "Wir mussten unsere Wässerungsanlage gar nicht benutzen, es gab Sonnenschein, aber die Temperaturen waren moderat", fügt sie an. "Zu heiß ist nämlich auch nichts, dann verbrennen die Erdbeeren und können nicht mehr so gut Süße einlagern."

Billig-Preise aus Spanien bereiten den Landwirtinnen Sorgen

Einen Rückgang des Kundeninteresses haben die Landwirtinnen in den ersten Tagen der Saison dabei bisher noch nicht feststellen müssen: "Bisher ist die Euphorie, dass es wieder heimische Erdbeeren gibt, sehr groß", freut sich Susanne Offenbeck. Ein weit weniger positives Bild zeichnen Berichte verschiedener Medien aus Nordrhein-Westfalen und Brandenburg. Dort soll der Verkauf von Erdbeeren auf Grund eines Rückgangs in der Nachfrage mancherorts zu einem so schlechten Geschäft geworden sein, dass einige Landwirte ganz auf ihre Ernte verzichteten und ihre Felder mitsamt der Früchte abmähten. Die Vermutung: Die Deutschen können sich besondere Lebensmittel wie Erdbeeren auf Grund der gestiegenen Preise für andere Nahrungsmittel nicht mehr so leicht leisten oder greifen schneller zur billigen Konkurrenz aus dem Ausland.

Auf dem Feld der Offenbecks in Karlsfeld können bereits die ersten Erdbeeren gepflückt werden. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Stroh schützt die Früchte, die eigentlich Nüsse sind, vor zu viel Feuchtigkeit. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Susanne Offenbeck verkauft die frisch gepflückten Beeren am Stand an all jene, die nicht selber pflücken wollen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Erdbeeren aus dem Ausland bereiten auch den Landwirtinnen aus dem Landkreis Dachau Sorgen: "In Spanien, England oder wo sonst noch Erdbeeren gepflückt werden, sind die Lohnkosten etwa halb so hoch wie in Deutschland", erklärt Susanne Offenbeck aus Karlsfeld. "Das ist es, was die ausländische Ware so viel billiger macht als unsere." In diesem Jahr habe sie erstmals zwölf Euro Mindestlohn pro Stunde bezahlen müssen, im vergangenen Jahr seien es noch zehn Euro gewesen. Eine fertiggepflückte 500-Gramm-Schale kostet im Beerengarten Rothschwaige heuer 3,90 Euro. Zum Vergleich: Eine 500-Gramm-Schale Erdbeeren aus Spanien oder Italien etwa kostet zum Beispiel bei Rewe lediglich 2,70 Euro.

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"Wenn ich im Supermarkt ein Angebot für 99 Cent die Schale sehe, weiß ich, dass die Arbeiter nicht fair bezahlt werden - jedenfalls nicht nach deutschen Standards", fügt Manuela Sandmaier hinzu. "Das macht es für uns als Landwirte schwer, mit Weltmarktpreisen zu konkurrieren." Der Sandmaierhof arbeite seit vielen Jahren mit einer Familie aus Rumänien zusammen, aktuell lebten und arbeiteten ein Vater und seine drei Töchter für einige Wochen bei ihnen auf dem Hof. Beim Beerengarten Rothschwaige arbeiten sechs Rumänen für drei Monate als Pflücker.

"Zu sehen, wie die Erdbeeren auf dem Feld wachsen, bevor man sie selbst erntet, ist ein tolles Gefühl."

Erdbeeren selbst zu pflücken scheint auch in diesem Jahr wieder eine beliebte Freizeitbeschäftigung zu sein: Auf dem Sandmaierhof in Indersdorf seien bereits die ersten Gruppenreservierungen für Kindergärten eingegangen: "Zu sehen wie die Erdbeeren auf dem Feld wachsen, bevor man sie selbst erntet, ist ein tolles Gefühl", erklärt Landwirtin Sandmaier. Neben Familien mit Kindern kämen aber auch viele junge Menschen in den Zwanzigern zum Erdbeerpflücken. Die machten aus den Erdbeeren gerne Limes, ein alkoholisches Getränk auf der Basis von Fruchtpüree, Ältere kochten aus den Erdbeeren dagegen eher klassisch Marmelade. Sandmaier hat noch einen Tipp: "Man kann Erdbeeren auch ganz hervorragend einfrieren, dann hat man das ganze Jahr lang frische Beeren."

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