Eislauffläche:Letzte Hoffnung für die Eislaufbahn

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Noch können die Mannschaften des ESV Dachau Woodpeckers auf der städtischen Kunsteisbahn trainieren. Doch bald droht dem Eissport das Aus. (Foto: Toni Heigl)

Ein Zweckverband aus mehreren Gemeinden könnte die Eisfläche in Dachau-Süd retten. Aber wie stehen die Bürgermeister aus dem Landkreis zu der Idee und wie realistisch ist ihre Umsetzung?

Von Morris Zalesjak, Dachau

In den Weihnachtsferien herrschte an der Eislaufbahn in Dachau-Süd Hochbetrieb. Familien aus dem ganzen Landkreis drängten sich in der Schlange vor dem Kassenhäuschen. Obwohl der Abriss der Eislaufbahn und damit vorerst das Ende des Eissports in Dachau besiegelt scheint, wollen sich einige Menschen mit der Absage der Stadt an einen Neubau nicht zufriedengeben. Eine Petition, welche bereits von mehr als 4000 Menschen unterzeichnet wurde, wendet sich an den Stadtrat und fordert ihn auf, weiterhin "eine städtische Kunsteisbahn in Dachau" zu betreiben.

Eine Idee, die aus dem Stadtrat kommt und den Erhalt einer Eislaufmöglichkeit im Landkreis zum Ziel hat, gibt es bereits. Stadtrat Michael Eisenmann (Bündnis) schlägt in einem Antrag die Gründung eines Zweckverbands vor. Dieser Zweckverband könnte nach Meinung des Bündnis aus mehreren Gemeinden im Landkreis bestehen, die sich die Bau- und Betriebskosten teilen, um so - trotz des Finanzlochs im Haushalt - eine neue Eislauffläche zu schaffen.

Oberbürgermeister Florian Hartmann "fehlt die Fantasie"

Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) sagt, er könne sich prinzipiell einen Zweckverband mit anderen Gemeinden vorstellen. "Mit der Kunsteisbahn unterhält die Stadt Dachau ja ein Angebot, das auch von vielen Landkreisbürgern genutzt wird", so Hartmann. Er fügt hinzu, dass die Eisfläche auch nicht zwingend in Dachau entstehen müsste.

An der Umsetzbarkeit zweifelt der SPD-Politiker aber. Nicht zuletzt wegen der finanziellen Situation unter der alle Kreisgemeinden litten. Es stelle sich generell die Frage, wie groß die Realisierungschancen eines Zweckverbands seien. "Und die erachte ich als eher gering", sagt Hartmann. Auf die Frage, ob er sich die Zusammenarbeit mit einem privaten Investor vorstellen kann, antwortet er, dass ihm die "Fantasie fehlt", warum ein privater Investor in dieses Verlustgeschäft einsteigen sollte. Aktuell erwirtschaftet die Stadt mit der Eisfläche ein Minus von rund 269 000 Euro pro Jahr. Man müsste laut Hartmann den Eintrittspreis, um mindestens acht Euro anheben, um den Verlust auszugleichen.

Die Kunsteisbahn in Dachau ist beliebt. Aber ihre Tage sind gezählt. (Foto: Niels P. Jørgensen)
In den Weihnachtsferien war der Andrang an der Eislaufbahn groß. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Karlsfelds Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) teilt mit, der Antrag des Bündnis sei "sehr interessant". Er schließt aber aus, dass sein Gemeinderat "auch nur einen Gedanken daran verschwenden würde". Das habe hauptsächlich finanzielle Gründe, schließlich musste die Gemeinde das Karlsfelder Hallenbad bereits aus Kostengründen schließen. Über eine Eislaufbahn brauche man daher gar nicht nachzudenken, sagte Kolbe.

Hebertshausens Bürgermeister Richard Reischl (CSU) ist einem Zweckverband nicht abgeneigt, sieht die Erfolgschancen aber ebenfalls eher gering. "Grundsätzlich ist das ein nachvollziehbarer Vorschlag", sagt Reischl. Ein neues Hallenbad wäre aber erst einmal wichtiger, betont der CSU-Mann. Reischl schlägt vor, dass sich die Stadt Dachau auch jedes Jahr eine Eislauffläche ausleihen könnte. Für 100 000 Euro pro Jahr könnte man dann zumindest den öffentlichen Lauf weiterbetreiben. Wie der Synthetikeis-Hersteller "Glice" mitteilt, kostet eine Fläche aus synthetischem Eis mit einer Größe von 450 Quadratmetern rund 89 000 Euro pro Jahr. Für den Ligabetrieb im Eishockey ist das aber keine Alternative.

Schwabhausens Bürgermeister Wolfgang Hörl (Bürgerblock Arnbach) will sich nicht zu der Zweckverband-Idee äußern, hält eine Beteiligung seines Gemeinderats aber für "eher unrealistisch". Für Peter Felbermeier (CSU), Bürgermeister von Haimhausen, ist der Vorschlag von Eisenmann neu. Er verweist, ähnlich wie seine Amtskollegen, auf die Umsetzbarkeit und zieht als Beispiel den gescheiterten Zweckverband für das Karlsfelder Hallenbad heran. Dieser blieb Anfang des vergangenen Jahres ebenfalls aus finanziellen Gründen der potenziellen Verbunds-Gemeinden ohne Erfolg. Die Zeichen stehen also noch vor der offiziellen Diskussion im Stadtrat schlecht für den Vorschlag von Michael Eisenmann.

Vorbild ist ein Förderverein in Lindenberg

Als Vorzeigeprojekt gilt die Eislaufbahn in Lindenberg im Allgäu. Dort wird die Eislauffläche von einem Förderverein betrieben. "Wir machen im Jahr 250 000 Euro Umsatz", sagt Vorstandsmitglied Rudolf Epp. Ein Zweckverband aus mehreren Gemeinden baute in den späten 1990er-Jahren die Kunsteisbahn. Als der Betrieb für die Gemeinden nicht mehr tragbar wurde, übernahm 2008 der Förderverein Kunsteisstadion Lindenberg den Betrieb und kümmert sich seitdem größtenteils ehrenamtlich um die Eisfläche. "Wir haben einen angestellten Eismeister, der ein Gehalt bekommt", sagt Epp. "Der Rest ist ehrenamtlich. Dafür braucht man aber viele Helfer." Unter der Woche findet vormittags auf der Eisfläche Schulsport statt. Am Nachmittag trainieren Eissportvereine oder es ist für die Öffentlichkeit geöffnet. 25 000 Euro schießt die Stadt nach Angaben von Epp jährlich zu, ein Bruchteil der Kosten, aber auch ein Bruchteil des Gesamtumsatzes der Eisbahn.

Wenn die winterlichen Temperaturen anhalten, werden Dachauerinnen und Dachauer weiter ins Eisstadion an der Gröbenrieder Straße strömen, um Schlittschuhlaufen zu gehen. Die Frage, ob sich einer der Vorschläge zur Rettung des Eissports im Landkreis durchsetzt, bleibt Gegenstand der finanzpolitischen Debatte.

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