Nationalsozialismus:Die Demokratie schützen

Lesezeit: 1 min

Am 22. März 1933 kommen die ersten Häftlinge im neu errichten Konzentrationslager Dachau an. Hunderttausende werden folgen. (Foto: Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo)

Zum Jahrestag der Errichtung des KZ Dachau vor 91 Jahren erinnert Stiftungsdirektor Karl Freller daran, wie schnell 1933 Freiheitsrechte ausgehebelt und Menschen deportiert wurden.

Von Thomas Radlmaier, Dachau

Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, hat zum 91. Jahrestag der Errichtung des Konzentrationslagers Dachau am Freitag vor den aktuellen Gefahren für die Demokratie gewarnt. Der CSU-Politiker betonte, dass die Nationalsozialisten am 22. März 1933, nur wenige Wochen nach ihrer Machtübernahme, die ersten Häftlinge, Feinde des neuen NS-Regimes, in das Lager sperrten.

Er erinnerte daran, wie "zerbrechlich" die Demokratie der Weimarer Republik war, und mahnte, heute besonders wachsam zu sein: Alle seien gefordert, die freiheitliche Demokratie zu schützen und gegen Angriffe zu verteidigen. "Wir wissen aus der Geschichte, wie schnell eine Demokratie durch eine Diktatur ersetzt werden kann. Das darf nicht wieder geschehen", so Freller.

Hunderttausende gehen für die Demokratie auf die Straße

Wegen der hohen Umfragewerte der teils rechtsextremen AfD und bekannt gewordener Deportationsfantasien der Neuen Rechten haben in den vergangenen Wochen Hunderttausende Menschen in Städten für die Demokratie demonstriert. Auch in Dachau und Markt Indersdorf gab es Kundgebungen.

Auf dem Areal einer stillgelegten Pulver- und Munitionsfabrik aus dem Ersten Weltkrieg errichteten die Nationalsozialisten im März 1933 in Dachau eines der ersten Konzentrationslager. Es wurde zum Modell für sämtliche Konzentrations- und Vernichtungslager in Europa und diente als Ausbildungsstätte für Mitglieder der SS. Bis zur Befreiung am 29. April 1945 durch US-amerikanische Truppen wurden dort mehr als 200 000 Menschen inhaftiert, mindestens 41 500 starben dort an Hunger, Krankheiten, Folter, Mord und den Folgen der Haft.

Gegen aufflammenden Antisemitismus und Rechtsextremismus

Dank der Initiative ehemaliger Häftlinge und gegen teils massiven gesellschaftlichen Widerstand entstand nach dem Krieg ein Gedenk- und Erinnerungsort: Im Mai 1965 eröffnete die KZ-Gedenkstätte Dachau. Heute besuchen jedes Jahr rund eine Million Menschen aus aller Welt, darunter viele Schulklassen, das ehemalige Konzentrationslager.

Freller sagt: "Die Bewahrung dieses authentischen Ortes ist eine enorme Herausforderung, aber von größter Bedeutung, wie die aktuellen extremistischen und antisemitischen Tendenzen in unserem Land und in der ganzen Welt zeigen."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusGefangen im KZ Dachau
:"Warum bin ich verhaftet worden? Warum?"

Am 22. März 1933 verschleppt das NS-Regime die ersten politischen Gegner in das noch chaotische Konzentrationslager Dachau. Häftling Nummer 1, Claus Bastian, fragte sich zeitlebens, weshalb er ins Lager musste.

Von Thomas Radlmaier

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: