Solidaritäsbekundung:Appell an die Chefetage

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Zu der angemeldeten Demonstration kommen nicht sehr viele Teilnehmer, doch ihre Forderungen sind dafür umso klarer: "Ein Gesundheitssystem ohne Profit und Konkurrenz". (Foto: Toni Heigl)

Das Bündnis "Systemrelevant & Ungeduldig" hat zu einer Solidaritätsbekundung vor dem Dachauer Krankenhaus aufgerufen.

Von Jacqueline Lang, Dachau

Auf den Plakaten, die zwölf Demonstranten hochhalten, stehen Forderungen wie "Gesundheit vor Profit", "Re-Kommunalisierung unter Kontrolle der Beschäftigten" oder ganz einfach "Mehr Personal". Gerichtet sind sie an die Chefetage des Helios-Amper-Klinikums. Aufgerufen zu der erneuten Solidaritätsbekundung vor dem Dachauer Krankenhaus am Freitagmittag haben das Bündnis "Systemrelevant & Ungeduldig" gemeinsam mit dem feministischen Café-Dachau, das Allgemeines Syndikat München FAU und die Münchner Gewerkschaftslinken.

Sie wollten, sagt Helga Schmid, eine der Mitorganisatorinnen, deutlich machen, dass die Pflegekräfte nicht alleine sind. In einer Solidaritätserklärung, die Christiaan Boissevain von den Gewerkschaftslinken vorliest, ist von katastrophalen Arbeitsbedingungen und einer enormen Überlastung die Rede - vor allem des Pflegepersonals, aber auch für die Mitarbeiter der ausgegliederten Abteilungen wie Bettenaufbereitung, Reinigung, Fahrdienst. "Wo bleibt die von Gesundheitsminister Spahn durch eine dauerhaft bessere Bezahlung versprochene Attraktivitätssteigerung der Pflegeberufe? Wo blieb der politische Druck nach der ersten Corona-Welle vor allem auf die privaten Krankenhausbetreiber, für eine dauerhaft ausreichende Bereitstellung von qualitativ hochwertiger Schutzausrüstung zu sorgen?", lauten die Fragen, die Boissevain der Klinikführung durch ein Megafon entgegen schmettert. Eine persönlich Antwort bleiben sie ihm schuldig. In einem Statement von Klinikgeschäftsführer Florian Aschbrenner heißt es später, man sei verwundert über den gewählten Zeitpunkt der Demonstration. "In solch einer angespannten Situation eine Versammlung durchzuführen, halten wir für alle Beteiligten für nicht zielführend." Zu den Forderungen kein Wort.

Matthias Gramlich, Altenpfleger und der einzige Mitarbeiter des Klinikums, der an der Kundgebung teilnimmt, macht genau diese Ignoranz so wütend. Dass keiner seiner Kollegen sich der Kundgebung anschließt, überrascht ihn indes nicht. Man habe die Menschen einfach "kaputt gemacht", sagt er. Gleichwohl ist er überzeugt, dass sich die Mitarbeiter über den Zuspruch freuen. Es sei wichtig, ihnen zu signalisieren: Ihr seid nicht allein. "Wir müssen jetzt einfach schauen, dass wir da durchkommen", sagt Pfleger Gramlich gegen Ende mit Blick auf die nach wie vor hohen Infektionszahlen und die sinkende Zahl der freien Intensivbetten. "Packen wir es an. Solidarität ist unsere Waffe", ruft auch Helga Schmid den Pflegekräften zum Schluss noch zu. Es dürfte wohl nicht die letzte Kundgebung dieser Art gewesen sein.

© SZ vom 19.12.2020 / jala - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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