Wirtschaftsförderung in Dachau:Die Umstände sind günstig, die Risiken minimal

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Vorreiterrolle in der Region: Das Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie IZB bei München. (Foto: dpa)

Es gibt einige Argumente, die gegen ein Gründerzentrum in Dachau sprechen, ein paar mehr sprechen jedoch dafür. Die Chance nicht zu nutzen, wäre dumm.

Kommentar von Joshua Beer

Es gibt einige Argumente gegen ein Gründerzentrum in Dachau. Der Landkreis hat weder Forschungszentren noch Hochschulen oder eine Universität. Woher sollen all die innovativen Gründer kommen, die coachen, beraten und networken? Und wieso sollten diese dann nicht einfach nach München gehen? Das ist der Stadt und ihrem obersten Wirtschaftsförderer Robert Danzer alles bewusst. Eine Potenzialanalyse habe ergeben, dass das innovative Gründergeschehen in Dachau "überschaubar" sei, so Danzer. Aber geschehen tue es dennoch. Und ja, deshalb sei das Projekt mit einem gewissen wirtschaftlichen Risiko verbunden.

Das alles schreckt zunächst davon ab, ein Gründerzentrum in Dachau zu wagen. Aber - und das löst die Bedenken: Es fällt der Stadt in diesem Fall quasi vor die Füße. Privatinvestoren übernehmen Grunderwerb und Bau, tragen damit den Löwenanteil der Kosten. Die Stadt beteiligt sich mit 50 000 Euro im Jahr, die sie auch noch deckelt - ein läppischer Betrag für die Dachauer Kasse. Man muss nur Räume vermieten, die ohnehin gebaut werden. Gesunde Skepsis bei öffentlich-privaten Partnerschaften ist natürlich angebracht, beobachtet man doch oft genug, dass die öffentliche Hand die Risiken trägt, während die private die Gewinne einstreicht. Bei besagtem Gründerzentrum ist das ausgeschlossen. Nur die Mietkosten werden Geld abwerfen, aber die Kosten nicht decken. Die Stadt rechnet mit einem Minus von 160 000 Euro vor Abzug der Steuern im ersten Jahr, im zweiten verringere es sich auf 120 000 Euro minus. Der Reiz für Unternehmen liegt vielmehr in der Vernetzung, Innovation und dem langfristigen Gewinn dadurch. Die Stadt kann jederzeit abspringen, die Risiken liegen bei den Investoren.

Die Umstände sind daher zu günstig, um es nicht zu probieren. Ein solches Zentrum kann ja das bringen, was noch nicht ist, nämlich das "überschaubare" Gründergeschehen aufrühren, neue Investoren anlocken und Start-ups erzeugen. Außerdem kann es auf Expertenwissen zugreifen: Als Investor mit an Bord ist Max Kaiser, selbst Gründer des Werk1 im Werksviertel, Münchens Vorzeige-Start-up-Quartier. Der Mann sei "in der Szene bestens vernetzt", sagt Danzer. Das Gründerzentrum würde daher nicht im Nichts, sondern auf ein bestehendes Netzwerk bauen. Ein Einwand des Freie-Wähler Stadtrats Markus Erhorn aber ist nicht ganz unberechtigt: Wenn sich das Ganze nicht lohnt, lässt die Stadt die Gründer dann im Regen stehen? Wohl eher nicht. Einmal beschlossen, verpflichtet das Projekt - trotz aller Risikovermeidung.

© SZ vom 15.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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