Christkindlmarkt Dachau:Hohe Verluste durch kurzfristige Absage

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Die Vorfreude war groß, die Enttäuschung über die Absage ist vor allem bei Veranstaltern und Schaustellern noch viel größer. (Foto: Toni Heigl)

Der Christkindlmarktverein hat bereits 20 000 Euro ausgegeben. Die Schausteller bleiben auf ihren Einkäufen sitzen.

Von Felix von den Hoff, Dachau

Eigentlich sollte der Christkindlmarkt vor dem Dachauer Rathaus an diesem Wochenende eröffnet werden. Veranstalter und Schausteller hatten sich schon darauf gefreut. Seit Wochen liefen die Vorbereitungen, alle Buden sind aufgebaut. Doch jetzt müssen sie alle wieder abgebaut werden. Der Markt ist abgesagt. Der Vorsitzende des Dachauer Christkindlmarktvereins, Christian Naumann, sah sich nach einem Gespräch mit den Verantwortlichen der Stadt am Dienstag zu diesem Schritt gezwungen. Für Verein und Standlbesitzer ist das eine Katastrophe: Etwa 20 000 Euro hat der Verein unter anderem bereits für Elektrik, Bäume und Werbung ausgegeben. Die Standbesitzer bleiben indes auf ihren Waren sitzen. Viele können den daraus entstehenden finanziellen Verlust noch gar nicht abschätzen. Rechnen können die Standbetreiber aktuell nur mit einer Rückzahlung der Stellplatzgebühren, das versicherte Naumann jetzt.

Die Glühweinlieferung für seinen Stand hat Manfred Sedlmair erst am Montag bekommen. Was mit dem nun ungenutzten Vorrat passiert, ist noch unklar. Auch in Tassen mit dem Dachauer Logo habe er für den diesjährigen Christkindlmarkt investiert. "Der Verlust wird wohl bei fünf- bis sechstausend Euro sein", rechnet er vor. Das Schlimmere ist für ihn jedoch die vergebens aufgewendete Arbeitszeit: Sechs Tage Aufbau und nun vier Tage Abbau. Neun volle Arbeitstage für nichts und wieder nichts, das sei am frustrierendsten, klagt er. Vergangenes Jahr hätte man wenigstens weit im Voraus von der Absage gewusst. Noch am Sonntag sei er optimistisch gewesen, dass der Budenzauber heuer stattfinden kann. Die Absage jetzt - vier Tage vor der Eröffnung - sei schon sehr kurzfristig gewesen.

Sein Kollege Christian Hefele zeigt sich zwar nicht sonderlich überrascht von der Absage. Angesichts der rasanten Corona-Entwicklung im Landkreis habe er bereits damit gerechnet. Nichtsdestotrotz wollte Hefele heuer in seiner Schmankerlhütte Fleischspieße vom Grill, Wurstsemmeln und Gulaschsuppe anbieten. In seiner zweiten Hütte standen eigentlich Crêpes auf dem Speiseplan. Nun muss er seine bereits hergerichteten Hütten wieder auszuräumen. Was mit den Lebensmitteln geschieht, die er im Voraus bestellt und gekauft hat, weiß er noch nicht. Vor allem Fleisch, Nutella und Marmelade sind es, auf denen er zunächst sitzen bleibt. "Vielleicht gibt es ein paar Kollegen, die mir davon etwas für ihre Gaststätten abnehmen", hofft Hefele. Ein Verlust sei aber wohl unvermeidbar. Beziffern kann er diesen allerdings noch nicht: "Das habe ich noch nicht zusammengerechnet."

"Die letzte große Veranstaltung war der Christkindlmarkt im Dezember 2019", klagt der Schausteller. Seitdem habe eigentlich gar nichts mehr stattgefunden. Um den fehlenden Veranstaltungen finanziell entgegenzuwirken habe er sich im vergangenen Jahr nebenbei Arbeit suchen müssen. "Sonst haut das aktuell einfach nicht hin", sagt Hefele.

Die Stadt sei sich der finanziellen Ausmaße, die die Absage nach sich zieht, bewusst, sagt Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Schon in der Sitzung am 30. November wolle man dem Stadtrat vorschlagen, die durch den Aufbau entstandenen Kosten des Vereins zu tragen - oder zumindest Teile davon. "Wir lassen den Christkindlmarktverein nicht im Regen stehen", versicherte Hartmann. Wer bei dieser Rechnung allerdings im Regen stehen bleibt, sind die Schausteller. Als Leidtragende der Absage sehen sie sich nun vor die Herausforderung gestellt, ihren finanziellen Verlust so weit wie möglich einzudämmen.

© SZ vom 18.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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