Dachau:Auch dieses Jahr kein Budenzauber

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Jetzt ist es entschieden: Der Dachauer Christkindlmarkt fällt heuer wieder aus. (Foto: Toni Heigl)

Der Dachauer Christkindlmarkt ist abgesagt. Die Organisatoren beugen sich mit der Entscheidung "dem gesellschaftlichen und politischen Druck".

Von Julia Putzger, Dachau

Alle Vorfreude ist gewichen, denn auch Christian Naumann und sein Christkindlmarktverein kamen nicht mehr um die Entscheidung umhin: Der Dachauer Christkindlmarkt, der ab Sonntag vor dem Rathaus hätte stattfinden sollen, ist abgesagt. Die Nachricht reiht sich ein in eine lange Liste an Weihnachtsmarkt-Absagen aus dem ganzen Landkreis, kommt aber trotzdem überraschend.

Noch am Montag hatte Naumann, Vorsitzender des Dachauer Christkindlmarktvereins, der den Budenzauber schon seit mehr als 30 Jahren organisiert, betont, dass er die Veranstaltung für ein vertretbares Risiko halte. Nun habe man sich jedoch in Absprache mit den Verantwortlichen in der Stadt zu dieser Entscheidung gezwungen gesehen: "Wir mussten uns dem politischen und gesellschaftlichen Druck beugen", begründet Naumann. Auch die Stadt sei auf der Seite des Vereins gestanden und hätte den Markt gern veranstaltet, sagt er.

"Wir arbeiten seit zwei Jahren umsonst", fasst Christian Naumann die Situation zusammen

Statt am Sonntag die ersten Gäste vor dem Rathaus zu begrüßen, werden die Vereinsmitglieder und Standbetreiber ab dem Wochenende alle bereits aufgestellten Buden wieder abbauen. Lediglich der Christbaum bleibt stehen und auch der Adventskalender an der Rathausfassade wird erst nach Weihnachten demontiert. Für den Verein bringt die Absage einen finanziellen Schaden in Höhe von 20 000 Euro, die Gelder an die Sponsoren werden zurückgezahlt. "Wir arbeiten seit zwei Jahren umsonst", fasst die der Vorsitzende die schwierige Situation der Schausteller zusammen.

Vor allem verderbliche Waren, die schon geordert waren, müssen teilweise entsorgt werden - "so viel Glühwein kann ich allein gar nicht trinken", sagt etwa Naumann, der an seinem Stand vor dem Rathaus sonst Heißgetränke ausschenkt. Doch nicht so sehr der Verdienstausfall ist es, der ihm zu schaffen macht, denn der gehöre zum unternehmerischen Risiko. Vielmehr sei es schade um die viele Arbeit und Mühe, die man sich schon gemacht habe. Der Vorsitzende klingt ehrlich traurig am Telefon.

Die Schnelligkeit der Entwicklung habe alle überrascht, berichtet Naumann: Noch vor vier Wochen habe niemand über Masken oder Zutrittsbeschränkungen gesprochen, keiner habe eine Absage vorausgesehen. Noch am Montagabend habe er im Fernsehen einen Bericht zum Nürnberger Christkindlmarkt gesehen und gedacht: "Wenn die stattfinden, dann schaffen wir das auch." Für den Dachauer Christkindlmarkt war zuletzt die Zutrittsbeschränkung mit 2G-Regel und Maskenpflicht auf dem Gelände angedacht. Möglicherweise wäre aber die 2G-Plus-Regel, also geimpft oder genesen und ein aktueller Schnelltest, nötig geworden. "Dann kann man das vergessen", sagt Naumann. "Und wer weiß, was noch alles kommt." Aber bei allem Verständnis, das der Vereinsvorsitzende gegenüber überlasteten Kliniken und steigenden Inzidenzen aufbringt: Dass immer nur die Branche der Schausteller, Veranstalter und Gastronomen Schuld sein soll an den hohen Infektionszahlen, das ärgert ihn massiv.

© SZ vom 17.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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