Corona-Verdacht:Landratskandidat in Quarantäne

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Das Coronavirus hat im Landkreis erste politische Konsequenzen: SPD-Bewerber Hubert Böck muss zuhause bleiben und kann seinen Wahlkampf nur noch online weiterführen

Von Jacqueline Lang, Markt Indersdorf

Das neuartige Coronavirus hat die ersten Auswirkungen auf den Wahlkampf im Landkreis Dachau. Einige Corona-Verdachtsfälle hat es im Landkreis zwar in den vergangenen Wochen bereits gegeben - bestätigt wurde keiner. Nun ist erstmals ein Spitzenkandidat für die Kommunalwahl betroffen: Der SPD-Landratskandidat Hubert Böck aus Markt Indersdorf muss bis auf weiteres alle Auftritte in der Öffentlichkeit absagen. Der SPD-Kreisvorsitzende hatte am Sonntag verdächtige Symptome gezeigt und war daraufhin am Montag auf das Virus getestet worden. Am Dienstagabend kam dann die gute Nachricht: Der Test ist zwar negativ, zuhause bleiben muss Böck trotzdem wie alle anderen Verdachtsfälle.

Er ist noch bis Donnerstag, 12. März, in Quarantäne - gewählt wird am Sonntag, 15. März. Böck, Leiter des Rettungsdienstes beim BRK-Kreisverband Freising, informierte die Öffentlichkeit am Mittwochnachmittag über seine Situation. In einer Pressemitteilung erklärte er, dass eine Person aus seinem Arbeitsumfeld in Freising positiv getestet worden sei. Kurze Zeit später habe auch er grippeähnliche Symptome verspürt. "Natürlich war ich trotz meines medizinischen Hintergrunds erst einmal schockiert", sagte Böck. "Man rechnet ja nicht gleich damit, dass man selber betroffen sein könnte." Am Telefon gibt sich Böck entspannt: Die verordnete Quarantäne sei zwar nicht ideal, aber er könne im Homeoffice arbeiten und "online Wahlkampf machen". Klar sei für ihn in jedem Fall gewesen: "Ich werde mich nicht über die Verordnungen hinwegsetzen." Für den Fall, dass das Virus doch noch bei ihm festgestellt werden sollte, hat Böck vorsorglich schon einmal einen Briefwahlantrag gestellt.

Auch SPD-Fraktionschefin Tschirge war in Isolation

Monika Tschirge, stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende, hatte sich aufgrund des engen Kontakts mit dem Vorsitzenden Böck ebenfalls zwei Tage lang in "selbstauferlegter Quarantäne" begeben. Die Ungewissheit in dieser Zeit sei das Schlimmste gewesen, so Tschirge. Nun, nach dem negativen Befund, ist sie aber sicher: "Wir werden lernen, mit dem Coronavirus umzugehen." Um die Auswirkungen auf Böcks Landratskandidatur macht sie sich wenig Sorgen. "Man muss das sportlich nehmen." Zudem ist sie sicher, dass niemand ihn nicht wählen werde, nur weil er an einer Podiumsdiskussion nicht teilnehmen konnte. "Die Menschen wählen ihn, weil sie ihn kennen."

Als erfahrener Notfallsanitäter habe bei ihm sehr schnell wieder die Vernunft eingesetzt, sagt Böck. "Als erstes ging ich die Personen durch, mit denen ich Kontakt hatte und informierte diese." Die Reaktion der Betroffenen schilderte er so: "Natürlich hat jeder meine Info erst mal mit Sorge aufgenommen, aber mir erschien es wichtig, konkret und sachlich zu informieren."

"Es ist für uns alle eine neue Situation"

Man merke aber erst, wenn man selber betroffen sei, wie viele Gerüchte und Halbwahrheiten im Umlauf seien. Er habe deshalb zuerst ausreichend Zeit damit verbracht, seine eigene Situation einzuschätzen, "um dann die vielen Fragen der anderen ruhig und weitgehend entspannt zu beantworten", so Böck. Dabei geholfen haben dem SPD-Landratskandidaten die fachlich qualifizierten Ratgeber auf den Internetseiten, zum Beispiel der des Robert-Koch-Instituts und des Dachauer Gesundheitsamts. "Nach diesen Empfehlungen habe ich telefonisch meinen Hausarzt kontaktiert und einen Termin für einen Test ausgemacht. Der wurde dann außerhalb der Sprechzeiten, in einem gesonderten Raum unter entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen durchgeführt."

Aus der Quarantäne heraus rät Böck, nach dem ersten Schock unbedingt wieder zur Ruhe zurückfinden. Sich abzulenken und nicht alles, was man hört und liest, sofort für bare Münze zu nehmen, den kontinuierlich aktualisierten Empfehlungen des Landkreises zu folgen und vor allem, geduldig zu sein. "Es ist für uns alle eine neue Situation, und wir lernen jeden Tag dazu", so Böck.

Landrat Stefan Löwl (CSU) war über den Fall schon am Montagmorgen informiert worden. Weil einige Mitarbeiter des Landratamts Kontakt mit Böck gehabt hätten, seien auch diese bis Mittwoch vorsorglich in häusliche Quarantäne geschickt worden, so Löwl. Und wie findet er es, dass einer seiner Gegenkandidaten nun in Quarantäne ist? Löwl sagt: "Hier geht es nicht um politische Spielchen, sondern um die Gesundheit jedes Einzelnen."

© SZ vom 05.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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