Radverkehr:Zu wenig, zu langsam

Lesezeit: 2 min

Rund 200 Dachauerinnen und Dachauer nahmen Ende April trotz schlechten Wetters an der Sternfahrt teil, die auf den bayerischen Radentscheid aufmerksam machen soll. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das Ergebnis des Fahrradklimatests des ADFC bescheinigt der Stadt Dachau die Note "ausreichend", auch in anderen Landkreisgemeinden sieht es nicht besser aus.

Von Jacqueline Lang, Dachau

Die Ergebnisse des Fahrradklimatests 2022 des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) sprechen eine deutliche Sprache: Radlerinnen und Radler aus Dachau, aber auch aus Karlsfeld und Röhrmoos vergeben an ihre jeweiligen Gemeinden und die Stadt die Noten 4, beziehungsweise 3,9. Fahrradfahren in diesen Gemeinden und Städten ist also maximal "ausreichend". Wie repräsentativ die Ergebnisse allerdings sind, ist bei 55 bis 164 Teilnehmenden unklar. Wie es in den übrigen Landkreisgemeinden um die Zufriedenheit der Fahrradfahrenden bestellt ist, darüber fehlen belastbare Zahlen gänzlich, weil entweder niemand abgestimmt hat oder deutlich zu wenige. Trotzdem wird eines klar: Nicht nur in Dachau, Karlsfeld und Röhrmoos ist der Radverkehr und die Sicherheit der Radlerinnen und Radler zumindest ausbaufähig. Simon Schories, Vorsitzender des ADFC Dachau attestiert sowohl der Stadt Dachau als auch dem Landkreis, bemüht zu sein, sagt aber auch: "Es geht alles unendlich langsam."

Die Umfrage, an der grundsätzlich jeder und jede teilnehmen kann, findet seit nunmehr zehn Jahren im Zwei-Jahres-Turnus statt. Der Dachauer ADFC sieht sie als "echtes Stimmungsbarometer". Sie sei, so heißt es in einer Pressemitteilung, "wichtiges Instrument, um den Kommunen aufzuzeigen, wie öffentliche Maßnahmen die Bereitschaft im Alltag zu radeln, fördern und was dafür noch zu tun ist". Die bundesweite Auswertung zeigt laut ADFC: Wo viel für sicheres Radeln im Alltag getan wird, steigt die Bereitschaft, auf das Zweirad umzusteigen. Es sei daher Aufgabe der Kommunen, die Förderprogramme des Bundes "intensiv zu nutzen, Schnellausbaumethoden einzusetzen und die BürgerInnen mit an den Planungstisch zu holen".

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Als Grund für die schlechte Bewertung der "Alltagstauglichkeit der Infrastruktur für Radler" in Dachau macht der ADFC Konflikte mit Autos ebenso aus, wie die Tatsache, dass das Stadtzentrum nicht sicher und leicht zu erreichen ist. Zudem sei die Tatsache, dass Fahrräder im ÖPNV nicht immer mitgenommen werden können, ein Problem. Positiv bewertet der Fahrradclub die Schaffung zusätzlicher sicherer Abstellmöglichkeiten für Fahrräder sowie die Erlaubnis, ausgewiesene Einbahnstraßen auch in die Gegenrichtung zu befahren. Zu wünschen übrig lasse, heißt es weiter, die nach wie vor mangelnde Breite der Fahrradwege und die fehlende Kontrolle von stehenden Autos und neuerdings Mietrollern auf Radwegen. Außerdem bleibe der geplante Radschnellweg zwischen Dachau und Karlsfeld ein großes Thema.

Was das Thema Sicherheit anbelange, so Simon Schories, denke man über sogenannte Sharrows nach, sprich Fahrradpiktogramme auf der Fahrbahn, die anzeigen, dass auf dieser Straße auch Fahrräder fahren dürfen. Das sei keine "endgültige Lösung", sagt er, aber könne eben für mehr "gefühlte Sicherheit" sorgen, die dann im Idealfall dazu führe, dass mehr Menschen aufs Rad umsteigen. Und wo mehr Radlerinnen und Radler, da mehr Umfrageteilnehmende und dadurch wiederum mehr politischer Druck.

Im Ranking mit größenmäßig vergleichbaren Städten liegt Dachau auf Platz 218 von 447

Dass Dachau mit seinen Problemen im Bereich Radverkehr kein Einzelfall ist, zeigt sowohl der direkte Vergleich mit Röhrmoos und Karlsfeld als auch der überregionale Vergleich: Die Große Kreisstadt liegt bezogen auf ihre Fahrradfreundlichkeit unter vergleichbar großen Kommunen im Mittelfeld, in der bayerischen Rangliste nimmt sie in ihrer Ortsgrößenklasse Platz 22 von 47 ein. Deutschlandweit steht Dachau in seiner Ortsgrößenklasse auf Platz 218 von 447.

Auffällig ist, dass die 164 Dachauerinnen und Dachauer, die an der Umfrage teilgenommen haben, im Vergleich zur letzten Befragung im Jahr 2020 nicht etwa eine Verbesserung, sondern eine "leichte Verschlechterung" sehen. Fragt man Schories, wie das sein kann, wenn doch angeblich alle das Thema so ernst nehmen: Langfristig gehe schon was voran, aber kurzfristig sehe man immer noch zu wenig Bewegung, zu wenig kreative Lösungen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusRadfahren in Dachau
:"Wie würden es die Holländer lösen?"

Bernhard Sturm vom Verkehrsclub Deutschland ist passionierter Radfahrer, eigentlich. Eine Tour durch Dachau zu besonders gefährlichen Stellen - und wie sie entschärft werden könnten.

Von Jacqueline Lang und Niels P. Jørgensen

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: