Party-Hotspots in Städten:Feiern, bis die Polizei kommt

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Menschen feiern an einem warmen Sommertag im Volkspark Hasenheide in Berlin. (Foto: imago images/Emmanuele Contini)

Probleme mit Party-Hotspots gibt es nicht nur in München - auch Berlin, Köln oder Hamburg lassen überfüllte Plätze räumen und suchen nach Alternativen.

Zäune für Berliner Parks

Am vergangenen Wochenende musste die Polizei in Berlin wieder einmal als Spielverderber herhalten. In der Hasenheide in Kreuzberg hatten sich unter Corona-Bedingungen zu viele Menschen zum Feiern getroffen. Mehrere Wiesen wurden von den Beamten geräumt, drei Musikanlagen beschlagnahmt. Junge Menschen, die feiern, der Müll, den sie dalassen, das Grün, das sie dabei zerstören, all das ist den vergangenen Sommerwochen zu einem echten Problem in der Stadt geworden. Die Polizeigewerkschaft und Teile der mitregierenden SPD fordern deshalb, die Parks mit Zäunen und Sicherheitsdiensten zu schützen.

Besonders beliebte Anlagen wie der kleine James-Simon-Park gegenüber der Museumsinsel sollten nachts ganz geschlossen werden. Widerstand dagegen kommt vor allem von Bezirkspolitikern. "Wer meint, ein Zaun würde helfen, wird ganz sicher ganz schnell von der Realität eingeholt werden, weil diese Partys dann eben außerhalb der Parks stattfinden", kritisiert die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann (Grüne). Ihr Amtskollege aus Neukölln, Martin Hikel (SPD), forderte stattdessen alternative Orte zum Feiern freizugeben. Darunter zum Beispiel das Vorfeld des stillgelegten Flughafens in Tempelhof.

In Hamburg fliegen Flaschen

Beispiel Hamburg: Bis zu 4000 Menschen versammelten sich am Wochenende im dortigen Stadtpark - bis die Polizei einschritt. (Foto: dpa)

Wer nach 22 Uhr einen Kiosk in Hamburg betritt, bekommt vom Besitzer zunächst mitunter eine bange Ein-Wort-Frage zu hören, wohl in der Hoffnung, man möge als Kunde nicht mit Ja antworten: "Alkohol?" Nicht? Dann ist ja gut. Getränke mit Promille nämlich dürfen nachts in der Hansestadt nicht über die Ladentheken gehen, an vielen beliebten Plätzen gilt zudem draußen ein Trinkverbot, etwa im Schanzenviertel, auf dem Alma-Wartenberg-Platz in Altona oder auf der Reeperbahn. Kontrollierende Beamte gehören dort inzwischen abends zum Straßenbild: "Cornern", das in Hamburg sehr beliebte gesellige Trinken von Kioskbieren an Straßenecken, ist offiziell untersagt.

Jugendliche weichen daher verstärkt auf Grünanlagen aus. Im Stadtpark in Winterhude musste die Polizei am Wochenende zum wiederholten Mal Feiern auflösen, Flaschen flogen, Pyrotechnik wurde gezündet. Tausende Menschen hatten sich auf der Festwiese versammelt, ohne Mundschutz, ohne Mindestabstand. Am Dienstag kündigte Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) Konsequenzen an: Auch im Park gilt künftig ab 21 Uhr ein Alkoholverbot. Dafür werden Tanzveranstaltungen mit maximal 250 Menschen im Freien wieder zugelassen. Voraussetzung: Die Feiernden sind geimpft, genesen oder getestet.

Düsseldorf will Clubs öffnen

In Düsseldorf haben sich zuletzt immer wieder Anwohner über Partys am Rheinufer beschwert. Um das in den Griff zu bekommen, will die Stadt jetzt die Öffnung der Clubs mit Hygienekonzept und Lüftungsanlagen vorantreiben. Die niedrige Inzidenz erlaube das, heißt es von der Stadt. Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) hat laut Rheinischer Post bei der NRW-Regierung dafür geworben, dass das bald landesweit erlaubt wird. Außerdem sei die Stadt in Gesprächen mit Veranstaltern für Freiluftevents wie Boule-Turnieren, um das Gedränge am Rhein zu entzerren.

In Köln haben die Ordnungskräfte in den vergangenen Wochen zahlreiche illegale Partys mit 100 bis 1000 oder mehr Teilnehmern aufgelöst, nach Polizeiangaben hat es dabei auch Flaschenwürfe auf Beamte gegeben, man habe einige Mischpulte sichergestellt. An "Partyhotspots" in der Innenstadt gab es über Monate ein Alkoholverbot, belebte Plätze wurden regelmäßig geräumt, Shisha-Rauchen in Parks war verboten. Seit Dienstag ist die entsprechende Verfügung der Stadt aufgehoben. Es gelte jetzt einzig die NRW-Landesverordnung für die niedrigste Inzidenzstufe, sagte ein Stadtsprecher auf Anfrage. Das heißt: Treffen mit Menschen aus fünf Haushalten sind erlaubt, genauso "private Veranstaltungen" unter freiem Himmel mit bis zu 250 getesteten Teilnehmern oder mit bis zu 100 in Innenräumen.

Friedlich tanzen in Stuttgart

Der Stuttgarter Schlossplatz ist auch in den Nächten gut besucht - hier am Wochenende vom 19. Juni. (Foto: imago images/Arnulf Hettrich)

Der Feuersee ist eigentlich nur ein in Beton eingefasster Teich, aber doch eine Oase im dicht bebauten Stuttgarter Westen. An seinem Ufer treffen sich derzeit Hunderte junge Menschen, um Musik zu hören und Spaß zu haben. Weil sich die Anwohner immer genervter über ruhelose Nächte, Müll und andere Hinterlassenschaften beschwert haben, hat die Stadt am vergangenen Wochenende ein Aufenthaltsverbot für den Feuersee und einen weiteren beliebten Platz ausgesprochen - es war allerdings sehr milde gefasst und galt erst ab Mitternacht. Als die Polizei kam, um die Plätze zu räumen, zog das feiernde Volk recht klaglos ab. Die Aktion sollte ein Signal sein. Das Rathaus lässt offen, ob sie wiederholt wird.

Für das Stadtzentrum mit dem Hotspot Schlossplatz galt das Verbot ohnehin nicht. Dort lassen Polizei und Stadt Nachtschwärmer unbehelligt trinken und tanzen, solange sie friedlich bleiben. Die Stadt hat einen privaten Sicherheitsdienst engagiert, der neben der Polizei ein Auge auf die Lage haben soll. Mit zusätzlichen Mülltonnen und Dixi-Klos will die Verwaltung das Müllproblem in den Griff kriegen. Ansonsten hofft der zuständige Ordnungsbürgermeister, dass sich die Lage entspannt, wenn die Clubs wieder öffnen. Wie es aussieht, könnte das schon am Donnerstag der Fall sein.

© SZ vom 30.06.2021/JHD, berk, jana, chrk, henz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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