Buffet Kull:Glückseliges Frankreich in der Münchner Innenstadt

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Viel zu kleine Tische und alles sehr eng: Aber so gehört sich das eben in einem klassischen Bistro. (Foto: Stephan Rumpf)

Das "Buffet Kull" ist ein klassisches Bistro und gefällt durch Qualität und bestes Kochhandwerk. Nur der Wein geht ins Geld.

Von Tina von Norden

Das Buffet Kull ist quasi ein Klassiker in Münchens Restaurantszene. Und das schon seit mehr als zwanzig Jahren. Leicht versteckt gelegen, aber nur einen Steinwurf entfernt vom trubeligen Tal, offenbart das Buffet Kull typisch französischen Bistro-Stil: Es ist viel zu eng bestuhlt, man isst an viel zu kleinen Tischen mit rot-weiß karierten Tischdecken, und da es sich eines ungebremsten Ansturms erfreut, ist es meistens ordentlich laut.

So herrschte auch bei unserem ersten Kostproben-Besuch reger Betrieb. An einer Fensterseite des Lokals hatten wir es zu viert gemütlich, konnten uns aber doch gut unterhalten. Da die Runde das Kull schon lange kennt, kreiste eine der ersten Fragen darum, ob denn nun endlich die nötige Toilettensanierung erfolgt sei. Und ja, die Toiletten sind seit einiger Zeit in Pariser Metro-Stil neu gestaltet.

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Zum Auftakt des Abends servierte der äußerst freundliche und charmante Service ein Glas Ruinart Rosé. Ein hervorragender Beginn, wenn auch zum Preis von 16 Euro fürs Glas. Zu den Stärken des Buffet Kull zählen nicht unbedingt überbordende Kreativität und gewagte Experimente. Das Kull setzt - ganz in der Logik des Gastroimperiums von Kull & Weinzierl - auf Verlässlichkeit und Qualität. Und, um es vorwegzunehmen: so war es bei unseren Besuchen zumeist.

Bei den Vorspeisen waren etwa die gebratenen Calamari mit dem gegrillten Oktopus perfekt zubereitet und gingen mit Spinatsalat und Pecorino eine frische und zugleich würzige Liaison ein (17 Euro). Das Lachstatar (16,50 Euro) - beim ersten Besuch in Abwandlung des auf der Karte stehenden, ebenso zu empfehlenden Thunfischtatars angeboten - wurde mit einem in der Schärfe schön abgestimmten, sämigen Meerrettich-Dip serviert. Die Jakobsmuscheln kamen mit einer Paprikamarmelade, Chorizoschaum und einer Kartoffeltarte, eine gelungene Kombination.

Auch bei den Hauptgerichten gab es bei diesem und weiteren Besuchen meistens keinen Anlass zu Kritik. Der Coq au Vin mit Schmorgemüse und Kartoffelcrème (17,50 Euro) war so, wie man es aus guten französischen Bistros schätzt. Die Dorade (22,50 Euro), die je nach Wunsch des Gastes im Ganzen oder filetiert serviert wird, war wunderbar saftig und auf den Punkt gegrillt. Der dazu gereichte zarte, angenehm gebuttert und gesalzene gedämpfte Blattspinat ein Vergnügen im Vergleich zu manchem labbrig, weitgehend geschmacklosen Grün, das andernorts auf den Tisch kommt. Auch das Saiblingsfilet (19,50 Euro) mit gerösteten Artischocken, Pistazien und einer Zitronenmarmelade würden wir jederzeit wieder bestellen.

Sichere Kombinatorik der Küche

Einen Ausreißer gab es allerdings doch: Der Schrobenhauser Stangenspargel mit Sauce Hollandaise und Kartoffeln (22 Euro) schwamm zusätzlich zur separat gereichten Sauce in erheblichen Buttermengen. Außerdem war er so lange gekocht, dass selbst Liebhaber von gut durchgekochtem Stangengemüse nur wenig Gefallen daran finden konnten.

Das Buffet Kull bietet neben den À-la-Carte-Gerichten auch ein Dreigang-Menü zum Preis von 39 Euro. Bei uns kam als Vorspeise eine gegrillte Urkarotte mit Hummus, Limonenjoghurt und Piment d'Espelette, die sich an maghrebinischen Einflüssen orientierte und durch erdige Intensität, erfrischende Säure und orientalische Schärfe überzeugte. Das danach gereichte Stubenküken war herrlich zart, ergänzt wurde der dezente Eigengeschmack mit einem Spargel-Kartoffelcrumble und Yuzujus. Ein glücklich stimmender Abschluss war die Passionsfrucht-Pavlova mit weißer Schokolade und geriebener Macadamia. Darin paarte sich schöner Schmelz mit säurebetonter exotischer Aromatik. Hier zeigte sich bestes Kochhandwerk und die sichere Kombinatorik der Küche.

Die Weinkarte ist umfangreich - aber hochpreisig

Die Weinkarte im Kull umfasst über 80 Positionen und ist hervorragend sortiert. Als kleiner Service gibt sie zudem dem nicht so versierten Weinfreund eine erste Orientierung durch Kategorien wie beispielsweise "trocken, frisch, leicht zugänglich". Das ist schön. Nicht schön ist es indes, obwohl es immer mehr Münchner Standard wird, wenn bei den Weinpreisen ein Multiplikator von Vier aufgerufen wird. Wir werden nicht müde, uns eine gästefreundlichere Kalkulation zu wünschen. Zumal wir überzeugt sind, dass dann einige Gäste auch auf hochwertigere Gewächse umsteigen würden. Nichtsdestotrotz mundete uns ein 2014er Weißburgunder Triple G von dem Weingut von der Mark & Walter aus dem Badischen zum Preis von 47 Euro sehr.

Am späten Abend traten wir insgesamt recht glückselig hinaus. Zwar nicht auf den Boulevard Saint-Germain, sondern auf die Marienstraße nahe der Polizeiinspektion 11. Dennoch, schön war er, unser französischer Ausflug.

© SZ vom 14.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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