Bubble Soccer:Das große Herumkugeln

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Vor allem Kinder kommen auf eine Partie Bubble Soccer in eine der Soccerhallen in und um München. (Foto: Claus Schunk)

Beim Bubble Soccer ist nicht nur der Ball rund: In riesigen Airbags rollt man sich gegenseitig über den Haufen. Das ist ziemlich anstrengend - aber kommt nicht nur bei Kindern gut an.

Von Linus Freymark

Mateo rollt zurück auf seine Seite. Gerade hat er den Ball ins gegnerische Tor bugsiert, wobei er ein bisschen Glück hatte, weil der Torwart gerade damit beschäftigt war, einen seiner Teamkollegen aus dem Weg zu räumen und dabei völlig vergessen hat, das Tor zu bewachen. Jetzt lässt sich Mateo mit Schwung nach vorne fallen, er überschlägt sich - und prallt gegen einen Gegenspieler, der zum Anstoß auf seine Seite zurückkugeln wollte. Höhnisches Gelächter der anderen. Sie wissen ja: passieren kann bei solchen Zusammenstößen nichts.

Beim "Bubble Soccer" - was man wohl mit Blasen-Fußball übersetzen müsste, was doch recht eigentümlich klingt - sind die Spieler durch riesige Luftkissen geschützt. Wie beim klassischen Fußball, so geht es auch hier darum, mehr Tore zu schießen als der Gegner. Feine Technik und Ballstafetten spielen jedoch eine eher untergeordnete Rolle, stattdessen werden Gegner genüsslich über den Haufen gerollt. Die Bubbles können bei Verleihern oder gleich in Soccerhallen ausgeliehen werden, gespielt wird in einer Sporthalle oder einfach draußen auf dem Rasen. In Skandinavien, wo Bubble Soccer einst erfunden wurde, gibt es noch eine besondere Variante: Dort werden die Partien bevorzugt auf Schnee ausgetragen, was zwar den Aufprall noch einmal weicher macht, in München aber mangels des notwendigen Untergrunds immer schwieriger wird.

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Mateo hat das erste Mal auf einem Geburtstag Bubble Soccer gespielt, seitdem wusste er: "So will ich auch feiern, wenn ich zehn werde." Und so hat er seine Freunde zu seinem Geburtstag auf eine Partie in die Soccarena in Bruckmühl eingeladen. Zu neunt sind sie an diesem Sonntagnachmittag, gespielt wird in drei Dreier-Teams. Theoretisch könnte man auf dem Court auch zu viert oder fünft spielen, aber je mehr Spieler auf dem Feld sind, desto unübersichtlicher werde das Spiel, erklärt Soccarena-Mitarbeiter Daniel Börner. Gefährlich werde es trotzdem nie - solange die Spieler in ihren Bubbles bleiben. "Unsere Erfahrung zeigt, dass es eher dann zu Verletzungen kommt, wenn nach dem Bubble-Soccer normal Fußball gespielt wird, die Spieler aber noch im Bubble-Modus sind", sagt Börner.

Dass nach etwa einer Stunde zum herkömmlichen Fußball gewechselt wird, geschehe eigentlich bei jeder Gruppe, denn das Spiel mit den riesigen Luftkissen um den Oberkörper ist anstrengender als gedacht. Mateo und seine Freunde legen nach rund 45 Minuten eine Kuchenpause ein.

Schon nach wenigen Minuten wird es in der Gummiblase sehr heiß, die Sicht ist schlecht und wer geglaubt hat, trotz des zusätzlichen Gewichts mit Technik glänzen zu können, sieht sich getäuscht. Auch das Aufstehen gestaltet sich schwieriger als gedacht und ist in der großen Plastikblase alles andere als ein Kinderspiel. René Weiler, seines Zeichens ehemaliger Trainer des 1. FC Nürnberg (2014 bis 2016), hat über Bubble Soccer einmal treffend geurteilt: "Die körperliche Belastung ist zwar groß, der Spaß aber auch." Und auch Daniel Börner sagt: "Das ist anstrengender, als man denkt."

So Fußball zu spielen, ist zwar knifflig, aber dafür kann man seine Gegner wunderbar anrempeln und umwerfen. (Foto: Claus Schunk)

Bubble Soccer ist nicht nur bei Zehnjährigen beliebt, auch wenn Kindergeburtstage das Hauptgeschäft in der Bruckmühler Soccerhalle ausmachen. Zu den Kunden gehören aber auch Firmen, die eine Teambuilding-Maßnahme oder einfach nur eine Unternehmensfeier begehen wollen, und Fußballmannschaften, die die Winterpause überbrücken und eine etwas abgewandelte Variante ihres Sports praktizieren wollen.

Auch unter Mateos Freunden sind die meisten Fußballer, aber weil die Technik am Ball nun eine untergeordnete Rolle spielt, können auch seine Kumpels, die nicht in einem Verein spielen, ohne Probleme mitmachen. Trotzdem gibt es kurz nach der Kuchenpause einen mehr oder weniger kollektiven Nervenzusammenbruch der Gruppe, mehrere Spieler müssen unter Tränen von ihren Eltern vom Feld geführt werden. "Die sind alle völlig fertig", erklärt eine Mutter, nachdem ihr Sohn frisch getröstet und wieder einsatzbereit ist. Auch sonst ist das Geschehen auf dem Platz eher ein großes Herumkugeln als ein Fußballspiel. Einmal muss das Match unterbrochen werden, weil sich einer der Torhüter im Tornetz verhakt hat. "Papa, hol mich raus", ruft er.

Spaß aber haben Mateo und die anderen ohne Zweifel, obwohl einige Partien 5:0 oder noch deutlicher ausgehen und solche Ergebnisse ja nicht immer gefahrlos sind für das Gelingen eines Kindergeburtstags. "Am coolsten war, dass man sich wegchecken kann, ohne sich wehzutun", stellt das Geburtstagskind fest. Und sein Kumpel Lennard sagt: "Wenn ich zehn werde, komme ich auch hierher."

© SZ vom 21.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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