Klassikfestival in München:Talente aus aller Welt live erleben

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Die ersten Durchgänge in den Disziplinen Klavierduo, Horn, Geige und Gesang fanden bereits digital statt. Publikum ist erst zu den Semifinali und Finali zugelassen. (Foto: Erich Auerbach/Getty Images)

Der ARD-Musikwettbewerb ist einer der renommiertesten seiner Art. Die gute Nachricht: Er kann trotz Pandemie stattfinden und ist so international wie gewohnt. Die schlechte: Präsenzpublikum ist erst von den Semifinali an zugelassen.

Von Egbert Tholl, München

Das Bemerkenswerteste ist erst einmal: Der ARD-Musikwettbewerb findet dieses Jahr statt. Ein wenig anders als gewohnt, aber, so erzählt Oswald Beaujean, neben Meret Forster künstlerischer Leiter des Wettbewerbs, mit ähnlich hohem Interesse wie in den vergangenen Jahren. 626 Bewerbungen gingen ein, von insgesamt 661 Musikerinnen und Musikern - neben Violine, Gesang und Horn ist in diesem Jahr auch Klavierduo Wettbewerbsfach, deshalb sind es mehr Künstler als Bewerbungen.

Nun das leider Ungewohnte: Der erste Durchgang, zu dem 228 Bewerberinnen und Bewerber eingeladen wurden, fand rein digital statt, die zweite Runde, beginnend am 2. September mit den Klavierduos, wird zwar live durchgeführt, doch in der Musikhochschule, den Studios im Funkhaus und dem Carl-Orff-Saal im Gasteig (ja, den gibt es noch) dürfen nur die Jury-Mitglieder und Journalisten zuhören. Die Maßnahmen gegen Corona verbieten Publikum. Das ist besonders schade, weil ein Grund für die Bedeutung des weltweit größten Musikwettbewerbs - neben den auf den eigentlichen Wettbewerb folgenden Auftrittsmöglichkeiten für die Preisträger - ist die Euphorie der Zuhörerinnen und Zuhörer. Diese müssen sich in diesem Jahr zunächst aufs Digitale beschränken, erst von den Semifinali an ist Publikum zugelassen, wenn auch nur 25 bis 30 Prozent der Plätze belegt werden dürfen.

Viele würden sich gar nicht mehr trauen, den Musikerberuf zu wählen

Elisabeth Kozik, die organisatorische Leiterin, hofft noch auf eine Schachbrettlösung im Prinzregententheater - Ort der meisten Semifinali und auch des Gesangsfinales -, eine Antwort vom Kreisverwaltungsreferat steht noch aus. Fast das komplette Team sei geimpft, 20 Prozent aber nicht (warum?), die werden dauergetestet. Stephan Frucht, künstlerischer Leiter des "Siemens Arts Program", ohne dessen Unterstützung der Wettbewerb so nicht stattfinden könnte, bemerkt zu diesen pandemischen Zeiten, er vermisse Mut und eine echte Lobby für die Musik. Auch wenn die rege Beteiligung am Wettbewerb ein anderes Bild zeichnet, würden sich viel Talente gar nicht mehr trauen, den Musikerberuf zu wählen.

Notgedrungen wird die mediale Präsenz des Wettbewerbs ausgeweitet. Alle ARD-Landesrundfunkanstalten berichten live oder zeitversetzt in Hörfunk und Fernsehen, Video-Livestreams aller Wettbewerbsrunden und Preisträgerkonzerte gibt es auf www.ard-musikwettbewerb.de, Facebook und BR-Klassik Concert, erstmals sind alle Videos des ARD-Musikwettbewerbs auch in der ARD-Mediathek zu finden, unter ard-klassik.de. Nach Ende des Wettbewerbs sendet das Erste am 19. September 2021 um 23.35 Uhr eine Dokumentation.

Zur zweiten Runde, die man im Stream verfolgen kann, wurden 72 Bewerber eingeladen. Und die können auch kommen. Die ursprünglich 626 Bewerber stammen aus 54 Ländern, vier Kontinenten, die meisten aus Südkorea, dicht gefolgt von Deutschland. Wie jedes Jahr gibt es für jedes Fach eine Auftragskomposition, die im Semifinale (5. bis 10. September) uraufgeführt wird. Die Finali finden von 8. bis 12. September statt, die Preisträgerkonzerte von 15. bis 17., unter Mitwirkung des Münchner Rundfunkorchesters, des Münchener Kammerorchesters und des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks.

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