Beliebter Treffpunkt:Streit um das "Milchhäusl" im Englischen Garten

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Kein einziger Baum werde wegen der Modernisierung des Milchhäusls geopfert, versichert Pächter Axel Bansemir. (Foto: Florian Peljak)
  • Das Milchhäusl ist Bestandteil des denkmalgeschützten Englischen Gartens, nun soll das mehr als 120 Jahre alte Bauwerk saniert werden.
  • Die Parkverwaltung unterstützt die Pläne des Pächters, doch Politiker im Stadtviertel fürchten, der Kiosk könne "extrem ausgeweitet" werden.

Von Alfred Dürr, Altstadt

Kiosk, Café, Öko-Imbiss, Mini-Biergarten, beliebter Treffpunkt - all das ist das Milchhäusl am Ende der Veterinärstraße und direkt am Eingang zum Englischen Garten. Nun soll diese gastronomische Institution, deren Eigentümer das Staatliche Hofbräuhaus ist, umfassend saniert werden. Geplant ist auch, das Haus zu unterkellern. Ein Bauantrag ist bei der Stadt gestellt worden. Doch gerade das Kellerprojekt stößt beim Bezirksausschuss Altstadt-Lehel (BA) auf große Bedenken.

Seit 15 Jahren ist Wirt Axel Bansemir Pächter des Milchhäusls. So lange liegt auch die letzte Komplettsanierung mit Innenausbau zurück. "Wir brauchen vor allem Lagerflächen, denn an schönen Tagen kann uns leicht schon mal um 16 Uhr das Bier ausgehen", erzählt er. Im rückwärtigen Bereich steht ein Schuppen, der eigentlich ein Schwarzbau ist und der seinen Zweck als Lager längst nicht mehr erfüllt. Außerdem müssen neben anderen technischen Einrichtungen Wasser-, Strom- und Gasleitungen erneuert werden. "Wenn wir das jetzt nicht machen, haben wir keine große Zukunft mehr", sagt Bansemir.

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Das Milchhäusl ist Bestandteil des denkmalgeschützten Englischen Gartens. Man kann es also nicht einfach abreißen, den Keller ausheben und dann darauf einen Neubau setzen. Um Platz für die Kellergrube zu schaffen, soll der Kiosk über den Weg gehoben und in der Nähe des Eingangs zur Tierklinik geparkt werden. "Die Bauarbeiten könnten von Januar bis April stattfinden - wir wissen bloß noch nicht in welchem Jahr", berichtet der Wirt.

Die Lokalpolitiker sehen vor allem die Dimensionen des geplanten Kellers mit Sorge. Das Untergeschoss werde nämlich so groß, dass der Kiosk "extrem ausgeweitet" werde, sagt der planungspolitische Sprecher, Wolfgang Püschel (SPD). Man wolle keine Entwicklung hin zur Großgaststätte. Außerdem brauche man "keinen Bunker im Englischen Garten", meinte der BA-Vorsitzende Wolfgang Neumer (CSU). Auch die Frage, was mit den Bäumen passiert, die unmittelbar um das Milchhäusl stehen, beschäftigt den BA. Püschel: "Mindestens fünf alte Bäume mit teils beträchtlichen Stammumfängen sind akut gefährdet." Nicht zuletzt warnt er vor einer Präzedenzfall-Wirkung: Erlaubt man dem Milchhäusl größere Baumaßnahmen, würden auch andere Kioske im Bereich des Englischen Gartens mit entsprechenden Forderungen kommen.

Pächter Axel Bansemir versuchte in der Sitzung des Bezirksausschusses, solche Bedenken auszuräumen. Kein einziger Baum werde wegen der Modernisierung des Milchhäusls geopfert. Die Gastfläche soll auch nicht erweitert werden, die Zahl der Sitzplätze bleibe exakt gleich. Bansemir: "Wir würden ja auch unseren besonderen Charme verlieren, wenn wir größer würden." Im Erscheinungsbild des Kioskes werde man nach den Bauarbeiten keine größeren Veränderungen wahrnehmen, versicherte er.

"Mit teilweise wunderswertem Publikum"

Auch Thomas Köster, der Verwalter des Englischen Gartens, verteidigt auf Anfrage die Sanierungspläne für das Milchhäusl: "Das Gebäude muss qualitativ besser werden." Seiner Ansicht nach darf man die Situation mit dem Lagerschuppen nicht länger hinnehmen. Nicht nur wegen des Schwarzbaus, es könnten auch Hygieneprobleme auftreten. Bei baulichen Veränderungen im Park achte man mit Argusaugen auf Ausmaß und Qualität der Arbeiten.

Obwohl die Stimmung deutlich in Richtung Ablehnung des Bauantrags tendierte, forderte die Mehrheit der BA-Mitglieder dann doch erst nähere Informationen von der Baugenehmigungsbehörde, der Schlösserverwaltung, den Denkmal- und Naturschutzbehörden sowie von der Bezirksinspektion über das Bauvorhaben. "Bevor wir es vorschnell ablehnen, sollten wir diese Stellungnahmen einholen", sagte Andrea Stadler-Bachmaier (Grüne).

Die Geschichte des Milchhäusls geht bis auf das Jahr 1896 zurück. Zunächst diente es als Geräteschuppen für Pferdestallungen . Als die Versorgungssituation für die Bürger nach dem Zweiten Weltkrieg schwierig war, bekam man hier Milch, Brot und andere Nahrungsmittel. Vor der ersten großen Sanierung dümpelte dann der Kiosk 50 Jahre lang vor sich hin - "immer ungepflegt und mit teilweise wunderswertem Publikum", heißt es in einer Beschreibung des Milchhäusls.

© SZ vom 20.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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