Alles, was über die in Tarifverträgen, Betriebsvereinbarungen und Arbeitsverträgen vereinbarte Wochenarbeitszeit hinausgeht, bezeichnen Arbeitsrechtler als Überstunden. Mehr als 1,3 Milliarden davon wurden laut Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung 2023 in Deutschland geleistet. Nur etwas mehr als 60 Prozent davon sind bezahlte Überstunden. Rechnet man das auf die etwa 42 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer um, dann ergeben sich im Durchschnitt etwa 18 unbezahlte und 13 bezahlte Überstunden, pro Jahr wohlgemerkt.
Hier sieht die FDP Potenzial. Sie schlägt vor, eine begrenzte Zahl von Überstunden sowie Überstundenzuschläge steuerfrei zu stellen. "Leistung und Arbeit müssen sich wieder lohnen", steht über dem Papier. Die Idee: Im Fachkräftemangel eine leicht greifbare Gruppe potenzieller Arbeitnehmer erschließen - durch die Steuerprogression verringere sich das Einkommensplus bisher zu oft. Der Tarifvertrag, den die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) vor Kurzem mit der Deutschen Bahn abgeschlossen hat, löst das Thema Überstunden auf andere Art: Regelarbeitszeit sind künftig 35 Wochenstunden. Wer will, darf aber auch bis zu 40 Stunden arbeiten - und bekommt pro Überstunde 2,7 Prozent mehr Geld.