Mittelmeer:Kampf um die Inseln

Das Buhlen um Touristen erweckt den Eindruck, Inseln seien sicherer. Sardinien zeigt, wie zerbrechlich diese Gewissheit ist.

Von Oliver Meiler, Rom

Zwischen Sehnsucht und Koller: Inseln sind schon in normalen Zeiten mythische Orte - schwer erreichbar, irgendwie nicht von dieser Welt. In der Pandemie ist dieser Eindruck noch gewachsen. Und so sind die Urlaubsinseln im Mittelmeer nun schon zum zweiten Mal seit Ausbruch der Seuche für viele Europäer eine Art Heilsversprechen. Mallorca, Kreta, Elba. Fast jeder will auf eine Insel. Als lasse sich die Bedrohung in der wunderbaren Isolation besser kontrollieren.

Das denken die Insulaner selbst auch, vernünftig ist es allerdings nicht. Sardinien etwa wähnte sich im März schon beinahe "Covid-frei". Für einige Wochen öffnete die Insel alles, warb um Touristen und riet zu früher Buchung - denn: Wer weiß, ob die Zimmer nicht bald ausgebucht sind. Ein tolles Sommergeschäft sollte die Verluste aus der Zwischensaison wettmachen. Das hoffen auch die Griechen und die Spanier. Um jeden Touristen wird gebalgt.

Gerade Sardinien zeigt aber, wie trügerisch die Sicherheit ist. Die schönste Insel der Italiener ist wieder Hotspot, die Abschottung war eine Illusion. Das Böse ist in diesem Fall besonders perfid, es reist auch mal unentdeckt mit, offenbart sich erst mit Verzögerung und entwickelt sich dann zur Welle. Nirgendwo in Italien verbreitet sich das Coronavirus in diesen Tagen schneller als auf Sardinien. Beim Impfen liegt man zurück. Und so kommt plötzlich der Verdacht auf, dass es am Ende vielleicht doch nicht reicht für diesen Sommer, nicht mit dem Label "Covid-free", dem besten Marketingargument.

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