Aktuelles Lexikon:Machismo

Luis Rubiales umarmt die Spielerin Jenni Hermoso - und küsst sie dann auf den Mund. Erst sagt Hermoso, das habe ihr "nicht gefallen", später verschickt der Verband eine Nachricht, in der sie den Vorgang relativiert. (Foto: Noe Llamas/Sports Press Photo/Imago)

Eine Geisteshaltung, die in Spanien eigentlich überwunden ist. Aber nicht beim Präsidenten des Fußballverbandes.

Von Celine Chorus

Bei der Siegerehrung in Sydney hat der Präsident des spanischen Fußballverbands, Luis Rubiales, der Spielerin Jennifer Hermoso einen Kuss auf den Mund gedrückt. Ein Fall von "schäbigem Machismo", kommentiert die spanische Tageszeitung El País, der den Erfolg der spanischen Fußballerinnen in den Schatten stelle. Der Duden definiert "Machismo" als übersteigertes Gefühl männlicher Überlegenheit. Die Bezeichnung kommt vom spanischen Wort macho, das männliche Tiere bezeichnet. Eine negative Konnotation besteht zunächst nicht. Erst als "Machismo" wird daraus dominantes, kontrollierendes und aggressives Verhalten von Männern gegenüber Frauen: ein patriarchales System, das auf der Annahme beruht, Männer hätten eine bevorzugte Stellung in der Gesellschaft. Die spanischen Frauen mussten sich ihre Rechte hart erkämpfen: Bis zum Ende der Franco-Diktatur 1975 durften sie ohne Erlaubnis ihres Ehemanns nicht arbeiten, ins Ausland reisen oder ein Konto eröffnen. Nach dem Tod Francos wurden Frauenrechte schrittweise gestärkt. Heute gilt das Land zum Teil als beispielhaft; so haben Frauen bei heftigen Regelbeschwerden das Recht freizunehmen. Die Szene vom Sonntag zeigt aber, dass Machismo noch immer ein Problem ist.

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