Aktuelles Lexikon:PEN

Schriftstellerverband, der für Verständigung eintritt, darin aber selbst nicht unbedingt glänzt.

Von Felix Stephan

Auf den Kongressen des Schriftstellerverbandes PEN lässt sich regelmäßig beobachten, dass Autoren nicht die besseren Politiker wären. Konflikte werden auch dort nicht rhetorisch ausgetragen und in Verständigung kanalisiert, stattdessen gibt es Anwaltsschreiben, Austritte, Abspaltungen, in Interviews überzieht man sich mit Vorwürfen. Der Verband wurde 1921 von der Dramatikerin Catherine Amy Dawson Scott mit der Absicht gegründet, Autoren nach den Verheerungen des Ersten Weltkrieges zu vereinen. Schon beim ersten Berliner PEN-Kongress im Jahr 1926 zerstritt man sich über die Frage, ob der Verband unpolitisch bleiben könne. 1927 verabschiedete der PEN eine Charta, laut der "PEN-Mitglieder zu jeder Zeit ihren Einfluss zugunsten der Verständigung und des gegenseitigen Respekts unter Nationen und Völkern geltend machen" sollten. Wie dieser Imperativ ausgestaltet werden soll, bleibt bis heute offen: Der in London ansässige PEN International fällt zum Krieg in Gaza vor allem durch zweideutige Statements zum Massaker der Hamas auf. In Deutschland gibt es seit der Abspaltung des PEN Berlin vom PEN Deutschland vor anderthalb Jahren sogar zwei Verbände. Als sich der PEN Berlin am Wochenende jetzt zum Kongress traf, ging es vor allem um: Austritte und Anwaltsschreiben.

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