Raumfahrt:Völlig losgelöst

Paranoia und Größenwahn: Amazon-Chef Jeff Bezos im Weltall.

Von Andrian Kreye

Amazon-Gründer Jeff Bezos ist jetzt Astronaut. Das ist ein Titel, den nur Menschen tragen dürfen, die im All waren. Jeff Bezos war dort am Dienstag mit seiner Privatrakete. Er hat dort vor allem eines bewiesen: Hier unten, auf dem Planeten Erde, bezahlen er und die anderen Privatraumfahrer Richard Branson und Elon Musk deutlich zu wenig Steuern. Eine Milliarde Dollar lässt sich Bezos die Raumfahrt pro Jahr kosten. Nach seiner Landung sagte er: "Ich möchte jedem Amazon-Mitarbeiter und jedem Amazon-Kunden danken, denn ihr habt das alles bezahlt." Er vergaß die Bürger all der Länder, in denen Amazon operiert. Die finanzieren das mit seinen nicht bezahlten Steuern.

Sein Flug brachte ansonsten keine Erkenntnisse. Bezos und seine Gäste verbrachten ihre vier Minuten im All damit, Purzelbäume zu schlagen und Bonbons der Marke Skittles herumzuwerfen. Hinter dem Flug stecken aber zwei Gedanken. Zum einen ist es der Ausdruck einer größenwahnsinnigen Paranoia. Die neuen Milliardäre glauben, dass die Erde ruiniert ist und sie mit ihrer Flucht ins All irgendwann einmal die Spezies Mensch retten werden. Zum anderen halten sie den Staat für ein überholtes und ineffizientes Modell. Wenn sie sich nun einen Hahnenkampf um das geilste Raumschiff liefern, ist das ein kosmisches Ätschibätsch für die Zivilgesellschaft.

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