Aktuelles Lexikon:Gaga

Uli Hoeneß, Ehrenpräsident des FC Bayern, findet nicht alles toll, was die heutigen Klubverantwortlichen so machen und erwägen. (Foto: LakoPress via www.imago-images.de/imago images/Lackovic)

FC-Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß warnt seinen Verein vor wirtschaftlichem Gagaismus. Wie meint er das denn?

Von Martin Zips

Ein alter Trick einer vorgeblich vernünftig agierenden Seite besteht darin, die jeweils andere als unvernünftig zu titulieren. Dabei helfen Ausdrücke wie "übergeschnappt", "dämlich", "unnormal" oder "verrückt". Das Arsenal dieser meist hässlich aus ihrem medizinisch-pathologischen Ur-Kontext herausgerissenen Bezeichnungen ist riesig. Gerade zum Beispiel nannte der fußballnärrische FC-Bayern-Ehrenpräsident Ulrich Hoeneß die offenbar auch von Trainer Thomas Tuchel kurzzeitig erwogene Verpflichtung des Spielers Jérôme Boateng "wirtschaftlich völlig gaga". Sprachlich handelt es sich hier um ein Diminutiv des französischen Wortes "gâteux", welches ursprünglich die krankheitsbedingte Senilität älterer Personen beschreibt. Vom 20. Jahrhundert an taucht "gaga" dann in England auf, manchmal auch im eher positiven Sinn einer fröhlichen Unangepasstheit. Für Sänger wie Freddie Mercury ("Radio Ga Ga") oder Stefani Germanotta (Lady Gaga) wurde Gagaismus sogar zum erfolgreichen künstlerischen Konzept. In einem auf Millionen-Gewinne ausgerichteten süddeutschen Herrenklub hingegen muss vor Entscheidungen, welche womöglich wirtschaftlich gaga sein könnten, immer rechtzeitig gewarnt werden.

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