Bertelsmann:Ganz normale Versager

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"Kaum eine andere Marke hat sich in den vergangenen Jahrzehnten so um die Fußballkultur in Deutschland verdient gemacht wie '11 Freunde'", sagt "Spiegel"-Geschäftsführer Stefan Ottlitz. (Foto: Fabian Sommer/dpa)

Der Konzern aus Gütersloh gibt sich gerne als Diener der Republik. Die Entscheidungen beim Tochterverlag Gruner und Jahr zeigen: Dies ist eine Fiktion.

Kommentar von Detlef Esslinger

Reinhard Mohn war schon in seinen Siebzigern, da ließ er sich 1997 ein Buch schreiben; "Die großen Stifter" musste es heißen. Um den Inhalt ging es weniger, es kam auf etwas anderes an: ihn in eine Linie mit historischen Figuren zu rücken; mit Fugger, Rockefeller und Nobel. Als Herausgeber stellte sich Joachim Fest zur Verfügung - auf gediegene Inszenierung legte der Patriarch der Bertelsmann AG stets allergrößten Wert. Deren Firmen sollten mit all ihren Geschäften das Wissen der Deutschen mehren und mit dem Erlös die Bertelsmann-Stiftung alimentieren, damit diese in Dankbarkeit an einer besseren Gesellschaft tüfteln kann. Was die größeren Medienunternehmen der Bundesrepublik betrifft, war Burda stets ein Hof und Springer eine Kompanie; bei Bertelsmann hingegen hätte sich niemand dagegen gewehrt, als Oberhaus der Demokratie verehrt zu werden. Unter einem Aspekt sind die Entscheidungen, die die Bertelsmann AG am Dienstag verkündet hat, unbedingt zu begrüßen: Endlich beerdigt sie diese Fiktion. Jetzt sieht jeder, dass im Hauptquartier in Gütersloh keine Diener der Republik sitzen, sondern ganz normale Versager.

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