Krieg in der Ukraine:Wo der Weg ist

Lesezeit: 1 min

Annalena Baerbocks Besuch in Butscha: ein glaubwürdiges Zeichen, das so lange fehlte.

Kommentar von Daniel Brössler

Beides war wichtig. Das Bild der deutschen Außenministerin im zerstörten Butscha und das Bild, das sich Annalena Baerbock von dieser Zerstörung gemacht hat. Wichtig war, dass die Ministerin durch ihre Anwesenheit in Kiew und in dem von russischen Kriegsverbrechern besonders grausam heimgesuchten Vorort Solidarität ausgedrückt hat. Wichtig war aber auch, dass sie sich als erstes deutsches Regierungsmitglied nach dem russischen Überfall einen eigenen Eindruck verschafft hat vom Leid der Menschen in der Ukraine. Die Erschütterung darüber stand Baerbock ins Gesicht geschrieben. Der von der Bundesregierung betonten Solidarität mit der Ukraine hat sie so ein Zeichen hinzugefügt, das zu lange gefehlt hat.

Es ist dies ein Zeichen, das den Menschen und der Führung der Ukraine ebenso gilt wie dem Regime des Angriffskriegers Wladimir Putin und seinen Unterstützern. Wer daran glaubt, dass die Ukrainer nicht nur für die eigene Freiheit, sondern auch für die Selbstbehauptung des freien und demokratischen Europa gegenüber einem imperialistisch-diktatorischen Russland kämpfen, muss das eben auch zeigen. Die Lieferung von Waffen an die Ukraine ist entscheidend, harte Sanktionen gegen Russland sind essenziell. Doch auch Symbolpolitik ist von Bedeutung. Richtig gemacht, verleiht sie Politik Glaubwürdigkeit. Baerbock ist das in Kiew gelungen. Umso überflüssiger wirkt im Rückblick das Hickhack um den zunächst unerwünschten Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

An der Reihe ist nun Olaf Scholz. Natürlich wird Präsident Wolodimir Selenskij wünschen, dass Scholz neue Waffenzusagen mitbringt. Doch die Reise des Kanzlers hätte auch einen Wert an sich. Scholz fremdelt damit, doch auch er weiß um den Wert von Symbolen. Sonst hätte er am 9. Mai mit Emmanuel Macron nicht vor dem in ukrainischen Farben erleuchteten Brandenburger Tor posiert. Scholz kennt den Weg, er wird ihn auch nehmen müssen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: