TV-Moderatoren:Wer hat Zukunft im deutschen Fernsehen?

Immerhin wird es nicht langweilig im TV: Thomas Gottschalk und Harald Schmidt tauchen mit ihren Sendungen ab und schon bald woanders wieder auf. Damit verbleibt einzig Günther Jauch als letzter großer Moderator, doch auch er zeigt Schwächen. Neue kommen zwar nach, aber sind sie ebenbürtig? Wer kommt noch groß raus und wer sollte besser vom Bildschirm verschwinden? Stimmen Sie ab!

Carolin Gasteiger

TV-Moderatoren

Harald Schmidt

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(Foto: ddp)

Immerhin wird es nicht langweilig im deutschen TV: Thomas Gottschalk und Harald Schmidt tauchen mit ihren Sendungen ab und schon bald woanders wieder auf. Damit verbleibt einzig Günther Jauch als letzter großer Moderator, doch auch er zeigt Schwächen. Neue kommen zwar nach, aber sind sie ebenbürtig? Wer kommt noch groß raus und wer sollte besser vom Bildschirm verschwinden? Stimmen Sie ab! Eine Bestandsaufnahme in Bildern mit Voting. Das Erfolgsrezept: Harald Schmidt machte den Late-Night-Talk mit seinen spitzen Pointen hierzulande salonfähig. Bald mit dem Spitznamen "Dirty Harry" gekürt, gab es Ende der neunziger und Anfang der nuller Jahre eine Zeit, in der viele sehnsüchtig auf die späte Stunde warteten, zu der Harald Schmidt sein bitterböses Resümee des Tages zog. Aber das war nie für ein Massenpublikum gedacht. Der Haken: Auch ein Harald Schmidt muss sich an der Quote messen lassen. Und die sprach zuletzt nicht mehr für ihn. Auch durch den Senderwechsel von Sat 1 zum Ersten und ein paar Jahre später wieder zurück ließ sich das am Schluss nicht mehr verhehlen. Die vielen Wechsel kratzten auch an Schmidts Glaubwürdigkeit. Die Aussichten: Sat 1 setzt mehr auf Quantität als auf Qualität und setzte dem Late-Night-Talk im Free-TV damit ein Ende. Der Entertainer selbst ist darauf aber nicht mehr angewiesen. Ob auf dem "Traumschiff", am Theater oder an der Oper (er moderiert im SWR die Stuttgarter Premiere des "Don Giovanni"): Der Komödiant wusste sich immer schon ganz gut nebenbei zu beschäftigen. Ob sein jüngster Coup (von Herbst an macht er wieder Late Night, dann aber beim Pay-TV-Sender Sky) auch eher ein Nebenbei-Projekt wird, wird sich zeigen. Text und Bildauswahl: Süddeutsche.de/cag/rus

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Thomas Gottschalk

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(Foto: dpa)

Das Erfolgsrezept: Diese unbekümmerte Hemmungslosigkeit bei den Outfits. Das war nur eine der Schrullen, die Thomas Gottschalk über Jahrzehnte zu einem der beliebtesten Entertainer im deutschen Fernsehen machte. Gags mochten danebengehen, vielleicht wurde ab und an auf der Couch von Wetten, dass..? auch ein Schauspielerinnenknie zu viel getätschelt. Trotzdem gelang es dem Moderator, vielen Fans mit seiner Schlagfertigkeit schöne und lange Abende zu bescheren. Weil er am Ende doch immer wie "einer von uns" wirkte. Der Haken: Gottschalk braucht die große Bühne. Erst vor einem 3000-köpfigen Publikum wie bei Wetten, dass..? dreht der Entertainer richtig auf. Mit Gottschalk Live wollte er etwas für ihn völlig Neues ausprobieren. Zwar bewies er auch hier, dass er mühelos 45 Minuten übertalken kann, aber das war über lange Strecken eher ein Überbrücken von fehlenden Inhalten. Und das Publikum wollte ihn einfach nicht im kleinen Studio sehen. Die Quote rauschte in den Keller, Anfang Juni kam das Aus. Die Aussichten: Nach dem Ende von Gottschalk Live gibt sich Gottschalk nicht geschlagen: "Lasst die Kirche im Dorf. Es ist nicht wirklich was passiert. Ab morgen interessiert es niemanden mehr, dass ich am Vorabend verglüht bin", erzählt er auf Spiegel Online. Er wolle nur noch Dinge tun, die ihm Spaß machen. Ob die von der ARD mit ihm geplanten aber noch nicht verlautbarten weiteren Projekte dafür geeignet sind? Man wird sehen.

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Günther Jauch

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(Foto: dpa)

Das Erfolgsrezept: Nach 13 Jahren Wer wird Millionär? gilt der Showstar als beliebtester Moderator der Deutschen, viele hätten ihn gerne zum Bundeskanzler. Zuvor hatte er durch unzählige Folgen des Fernseh-Magazins Stern TV bis Anfang 2011 seinen Status als ernsthafter TV-Talker gefestigt. Seit gut einem Jahr ist er deshalb nun auch Talker der ARD auf deren wichtigstem Sendeplatz am Sonntagabend - was dem Sender eine komplette Umstruktierung seiner Talkleiste wert war. Der Haken: In der nach ihm benannten Talkshow vermissen viele Zuschauer die Tiefe. Der Vorwurf: Er frage nicht gezielt nach, lasse offene Aspekte im Sand verlaufen. Die Aussichten: Auch wenn sein Thron wackelt: Günther Jauch ist gut da aufgehoben, wo er jetzt ist. Das Quoten-Auf-und-Ab am Sonntagabend hatten seine vorherigen ARD-Kollegen auch schon nicht im Griff. Sein Erfolgsgeheimnis ist, dass er auf eine so perfide Art uneitel wirkt, als gehöre er eigentlich gar nicht ins Fernsehen. Aber früher oder später sollte wohl auch im Öffentlich-Rechtlichen die Quote stimmen, wenn er die Sendung behalten will.

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Jörg Pilawa

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(Foto: dapd)

Das Erfolgsrezept: Mit seinem smartem Zahnpastalächeln gehört Jörg Pilawa zu den deutschen Showgrößen - und ist zum Liebling der Schwiegermütter avanciert. Ohne Skandale, ohne Skandälchen, stattdessen stets fröhlich und verbindlich, so hat sich der Norddeutsche in den vergangenen Jahren nach oben moderiert. Der Haken: Man weiß immer nicht so recht, ob das schon erste oder noch zweite Liga ist. Manchen ist seine smarte Art und die pfiffige Moderation zu viel des Guten. Die Aussichten: Vor kurzem wechselte der Moderator vom Ersten ins ZDF und konnte dort mit seiner Show Der Superchampion unter anderem den Samstagabend-Konkurrenten Deutschland sucht den Superstar in die (Quoten-) Schranken verweisen. Also erst mal kein Dämpfer in Sicht. Und das, obwohl der 46-Jährige kürzlich einen lukrativen Job sausen ließ. Denn als es darum ging, wer die Nachfolge von Thomas Gottschalk bei Wetten, dass..? antritt, war Pilawa Wunschkandidat Nummer zwei. Nach Hape Kerkeling, der bereits zuvor abgesagt hatte. Mit seiner netten Art stößt er (fast) nirgendwo an. Ob das ein Erfolgsrezept für den Weg nach ganz oben ist? Unsicher.

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Markus Lanz

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(Foto: dpa)

Das Erfolgsrezept: Einfühlsam, interessiert und aufrichtig führt er durch seine spätabendliche ZDF-Sendung Markus Lanz und geht dabei bewusst auf Tuchfühlung mit seinen Gästen - wie hier mit Modedesigner Karl Lagerfeld. Nebenbei beweist er auf seinen Reisen durch die Arktis Sinn fürs Abenteuer. Nun beschert Lanz' Image als akribischer Talker dem gebürtigen Südtiroler einen Karrieresprung: Thomas Gottschalks Nachfolge bei Wetten, dass..?. Der Haken: Adrett, nett, bestens vorbereitet - und trotzdem langweilig. Lanz fehlt trotz - oder gerade wegen - aller Perfektion das gewisse Etwas, das ein Massenpublikum begeistern kann. So muss er sich dann auch mal in der eigenen Sendung von Piraten-Politikerin Marina Weisband das zweifelhafte Kompliment machen lassen, er "schleime ja gar nicht so rum", wie man es ihm eigentlich nachsage. Die Aussichten: Als Nachfolger von Thomas Gottschalk bei Wetten, dass..? obliegt ihm das schwerste Erbe, das man im deutschen Showgeschäft antreten kann. Da kommt seine Ansage nicht von ungefähr, er wolle sich künftig wieder mehr auf die Wetten konzentrieren. Besser ist das, wenn er nicht untergehen will. ZDF-Intendant Thomas Bellut hat der Onlineausgabe des Tagesspiegels bereits erklärt, dass er acht Millionen Zuschauer als Erfolg einstufen würde.

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Johannes B. Kerner

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(Foto: dapd)

Das Erfolgsrezept: Johannes B. Kerner ist im Sport zu Hause, arbeitete jahrelang als Sportmoderator, zeigte bald aber auch sein Talent im Talkgenre. Ob auf großen oder kleinen Bühnen, im Stadion oder im Studio: Mit Johannes B. Kerner konnten Senderverantwortliche lange Zeit kaum etwas falsch machen. Weil er bei Live-Sendungen auch in schwierigen Momenten geistesgegenwärtig reagieren kann. Seine wesentlichste Eigenschaft ist allerdings brennender Ehrgeiz. JBK, wie man ihn auch nennt, will nicht nur gut sein, sondern der Beste. Der Haken: JBK hat zuletzt eine große Niederlage einstecken müssen. Ende des vergangenen Jahres hörte er mit seiner Show bei Sat 1 auf, nachdem die Sendung ohne Resonanz und Erfolg zum "Magazin" mit Nutzwertthemen verkommen war. Auch der Versuch, Jauchs Rateshow zu imitieren, schlug fehl. Bei Sat 1 ist man scheinbar immer noch ratlos, was für ein Format stattdessen zu Kerner und dem Sender passen könnte.  Die Aussichten: 2012 war Kerner Anchorman der Fußball-Champions-League - allerdings nur bis zum Sommer, denn nun gehen die Übertragungsrechte für drei Jahre an das ZDF. Und dann? Geschlagen geben wird er sich wohl kaum. Er wird also wiederkommen. Fragt sich nur wann. Und mit welcher Sendung.

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Stefan Raab

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(Foto: AFP)

Das Erfolgsrezept: Stefan Raab teilt Beleidigungen aus und macht Witze über alles und jeden. Er lebt Jungsträume im Fernsehen aus, ist sich für nichts zu schade und kassiert dafür groß ab. Und er hat viele Ideen. So könnte man die große Karriere von Raab zumindest ansatzweise erklären. Ausgebildeter Metzger, Viva-Moderator, versuchsweise Spaß-Rapper, schließlich Pro-Sieben-Zugpferd: Stefan Raab gehört längst zur Riege der ganz Großen. Der Haken: Man mag Raabs Stil oder man mag ihn nicht, deshalb wirkt sich sein ungebrochener Erfolg vielleicht sogar kontraproduktiv aus. TV Total ist längst ein fester Termin im Pro-Sieben-Spätabendprogramm. In seiner Show Schlag den Raab kämpft der mittlerweile 45-Jährige alle paar Wochen um jeden Punkt, als gäbe es kein Morgen - und kein anderes Ziel. Womöglich sind die unzähligen Spin-offs mit Namen wie Wok WM, TV Total Turmspringen, TV Total Stock Car Crash Challenge aber zu viel des Guten, also des Raab. Die Aussichten: Raab will die Öffentlich-Rechtlichen erobern. Beim Eurovision Song Contest bewies er bereits, dass er selbst mit vermeintlich angestaubten und unflexiblen Sendern gut kooperieren kann. Sein Erfolg wird sich wohl fortsetzen. Egal, auf welchem Sender. Nach den bereits arrivierten Moderatoren folgen nun diejenigen, die sich im Fernsehen zwar schon einen Namen gemacht haben, aber so ganz groß noch nicht sind. Wer von ihnen schafft den Durchbruch, und wem ist zuzutrauen, dass er auch im Fernsehen der Zukunft mit seinen neuen Herausforderungen und interaktiven Spielereien bestehen kann? Stimmen Sie ab!

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Matthias Opdenhövel

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(Foto: dpa)

Das Erfolgsrezept: Jung, frech und voller Elan etabliert sich Matthias Opdenhövel gerade als Showtalent. Seine flotten Sprüche bei Schlag den Raab katapultierten ihn direkt zu seinem Kindheitstraum, der Sportschau, wo er nun auch mit sportlichem Fachwissen glänzen kann. Der Haken: Opdenhövels Wandlung vom frechen Sprücheklopfer auf ProSieben zum Familienunterhalter im Ersten ("Bei der ARD fühle ich mich richtig wohl") geht arg schnell vonstatten. Der Moderator muss aufpassen, dass er nicht an Profil verliert und behäbig wird. Einigen geht er mit seiner aufdringlichen Art jetzt schon auf die Nerven. Die Aussichten: Die Sportschau macht er nach wie vor. Aber damit nicht genug. Denn der 41-Jährige scheint der neue Trumpf im Ärmel der ARD zu sein. Mit Opdenhövels Countdown, einem Quiz für die ganze Familie, hat er es ins Hauptabendprogramm geschafft. Nach dem Sendestart erntete der frühere Viva-Redakteur Beifall. Schon jetzt sind die Zuschauer auf seine zweite Show Brot und Spiele neugierig - sie ist für Juli angekündigt. Bisher also kein Misserfolg in Sicht.

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Katrin Bauerfeind

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(Foto: Klaus Weddig)

Das Erfolgsrezept: Keine Angst vor dem subjektiven Blickwinkel, viel Sinn für besondere Themen, aber dabei nicht jedem Trend hinterherrennen: Katrin Bauerfeind moderiert schon seit mehr als drei Jahren eine nach ihr benannte Sendung auf 3sat/ZDF.kultur. Den Grimme Online Award räumte sie 2006 ab, als Altergenossen noch ihre ersten Praktika absolvierten. Und sorgte zwischendurch bei Satire-Papst Harald Schmidt für amüsante Dialekt- und Showeinlagen. Noch keine 30 Jahre alt, ist Bauerfeind inzwischen selbst Vorbild. Newcomerinnen wie Pegah Ferydoni nehmen sich ein Beispiel an ihr, wie sie ohne viel Tamtam vor der Kamera sitzt, mit virtuellen Einblendungen jongliert und sich an Kultursendungen für das junge, anspruchsvolle Publikum versucht.  Der Haken: Womöglich ist mit diesem Ansatz nicht der ganz große Durchbruch zu schaffen? Über Themen wie grünen Techno, Comics à la 1001 Nacht und feministische Pornos freuen sich zwar ausgewählte Fans. Aber ein Massenpublikum erreicht man anders. Die Aussichten: Mit der Moderation von Filmgalas wird die ehemalige Polylux-Moderatorin wohl weiterhin versuchen, in andere Sphären vorzudringen.

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Joko und Klaas

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(Foto: Jule Roehr)

Das Erfolgsrezept: Labern, pöbeln, stänkern, bis der Arzt kommt. Am besten konzeptfrei. So begeistern Joko Winterscheidt (l.) und Klaas Heufer-Umlauf das junge Publikum. Erst mit MTV Home, dann mit neo paradise - ihre Sendungen sind zu Hits mit eigener Fangemeinde avanciert. Auch ihre Hauptabendshow auf ProSieben, 17 Meter, holte einen Marktanteil von knapp 16 Prozent. Ausbaufähig. Der Haken: Ihre frivole Art mag die Jugend begeistern, für das Samstagabend-Publikum müssen sie wohl noch ein wenig üben. Die beiden sind ein eingespieltes Team, spielen sich unablässig die Bälle zu. Das funktioniert in ihrer gewohnten Umgebung, doch für dauerhaften Mainstream-Erfolg ist das keine Garantie. Die Aussichten: Als Gottschalk-Nachfolger sind Joko und Klass noch kein ernstzunehmendes Thema, aber allein die Tatsache, dass keine anderen Moderatoren-Nachwuchskräfte im Alter um die 30 Jahre so hoch als Wetten, dass..?-Nachfolger gehandelt wurden, zeugt vom Potenzial des Duos. Nebenbei erobern sie den Werbemarkt.

TV-Moderatoren

Charlotte Roche

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(Foto: dpa)

Das Erfolgsrezept: Kein Blatt vor den Mund zu nehmen, das war schon lange vor den Romanen Feuchtgebiete und Schoßgebete das Motto von Charlotte Roche. Ihr Moderationsstil bei Viva Zwei war individuell, lustig und intelligent - und wurde unter anderem mit einem Grimme-Preis belohnt. Auch bei Viva punktete sie. Nach sechs Jahren war 2004 Schluss, Roche trat in einen - vorübergehenden - Fernsehstreik. Danach tauchte sie bei Arte, im Ersten und im ZDF sowie bei 3sat mit diversen Sendungen auf. Nur kurz moderierte sie zusammen mit Giovanni di Lorenzo die Talkshow 3 nach 9. Seit kurzem talkt sie mit dem ehemaligen Harald-Schmidt-Radau-Reporter Böhmermann auf ZDFkultur - durchaus mit Luft nach oben. Der Haken: Millionen Deutsche verbinden mit Roche inzwischen vor allem mit einem: den Feuchtgebieten (2008). Ob bei der Schilderung intimer Details oder im Umgang mit ihren Talkgästen: Roche polarisiert. Die Aussichten: Roches ganz eigene Art ist keine ideale Moderatorenbasis - zu sehr spaltet die gebürtige Engländerin mit ihren Thesen. Für große Samstagabendshows wäre sie die Falsche. Aber ein interaktives Publikum im Netz kann sie partiell begeistern.

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