Es war der frühe Abend des 3. Juli 2010, die deutsche Nationalmannschaft hatte gerade im Viertelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft 4:0 gegen Argentinien gewonnen, und im Stadion von Cape Town sprangen deutsche Zuschauer noch eine halbe Stunde nach Schlusspfiff wie die Affen im doch ziemlich heißen Käfig herum. Besonders drollig trieben es die Fähnchenschwenker vor einer Glasfassade unterm Tribünendach, hinter der Oliver Kahn an der Seite von Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein eine kühle Analyse versuchte.
Nicht jede Bühne auf dem Wasser stellt den richtigen Bezug zu einer Sportveranstaltung her: Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein im "EM-Studio" auf Usedom. Auf dem Bild noch ohne ZDF-Fußball-Experten Oliver Kahn.
(Foto: dpa)Kahn musste sich damals mehrmals selbst durch ein, wenn auch beherrschtes Lachen unterbrechen. Der ehemalige Welttorhüter hatte immer wieder die Silhouette einer Gruppe besonders wilder Gebärdentänzer im Blick, und wie das Glück des Sieges mächtig durch die deutschen Schlachtenbummler zuckte, sah sehr, sehr lustig aus.
Das ZDF ist damals in Kapstadt mittendrin gewesen: "Nah am Geschehen", wie es doch immer heißt. Jedenfalls hatte der Sender sein Außenstudio für die Vor- und Nachberichterstattung der Übertragungen nicht nach Botswana verlegt, also nicht außerhalb des Gastgeberlandes errichten lassen, sondern in den Arenen.
Das ist diesmal, bei der EM 2012, die in Polen und der Ukraine ausgetragen wird, anders. Mehr als 300 Kilometer entfernt vom Quartier der deutschen Mannschaft in der Danziger Bucht, funkt das Zweite von der Insel Usedom aus die Einlassungen Müller-Hohensteins und die Erklärungen Kahns in den Himmel.
Usedom ist so eine schöne Insel, und alle, die einmal da waren, kommen sicher gerne wieder - meistens sind das aber offenbar Männer und Frauen, die sich ihre Renten schwer verdient haben, wenn man es jetzt richtig deutet.
Weil es bei der Euro vor vier Jahren mit der Seebühne in Bregenz 2008 so gut funktioniert hat während der EM-Spiele für das ZDF, sollte in Usedom wohl alles noch einmal wie damals sein. Liegestuhlreihen wurden vor der Wasserlinie angelegt, eine Plattform wurde ins Meer gerammt, auf einer großen elektronischen Leinwand werden fast alle EM-Spiele gezeigt bis zum 1. Juli.