US-Wahl:Billy Bush - Gefälligkeitsmoderator mit großem Namen

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Bush darf vorerst nicht mehr auf NBC moderieren. Er hatte Trump bei seinen sexistischen Äußerungen angestachelt. Erst vor Kurzem hatte er einen weiteren Ausfall.

Von Julian Dörr

Donald Trump wütet weiter. US-Sportler haben sich von seinen vulgären Äußerungen distanziert, die er selbst als "Umkleide-Gerede" verniedlicht. Der Präsidentschaftskandidat selbst hat sich im TV-Duell mit Hillary Clinton zwar für seine sexistischen und frauenfeindlichen Aussagen entschuldigt, die am Samstag veröffentlicht worden waren. Ansonsten hatten sie aber keine handfesten Konsequenzen für Trump, dafür aber für den Mann, vor dem er mit den sexuellen Übergriffen geprahlt hatte: Am Sonntag suspendierte der US-Sender NBC Moderator Billy Bush, Trumps Gesprächspartner in der Aufnahme von 2005.

In einem Schreiben, das der New York Times vorliegt, begründet Noah Oppenheim, Bushs Vorgesetzter bei der Today-Show, dessen Suspendierung gegenüber seinen Mitarbeitern: "Lasst mich ganz klar sein: Es gibt einfach keine Entschuldigung für Billys Wortwahl und sein Verhalten in dem Video." Schon am Freitag hatte sich der Moderator selbst für seine Worte entschuldigt.

Die Aufnahme, die gerade für so viel Debattenstoff im US-amerikanischen Wahlkampf sorgt, stammt aus dem Material des Formats Access Hollywood, das Bush von 2004 bis 2016 moderierte. Als Gesellschafts-Reporter traf er die großen Namen der amerikanischen Entertainment-Industrie. Bush, der seine journalistische Karriere als Radiomoderator in New Hampshire begann, trägt selbst einen großen Namen. Er gehört zum Bush-Clan, ist ein Neffe des ehemaligen US-Präsidenten George H. W. Bush, Cousin von Ex-Präsident George W. Bush und dem früh aus dem Präsidentschaftsrennen gestiegenen Ex-Gouverneur von Florida, Jeb Bush.

Sein Kollege rügte Bush live im Fernsehen

Nach zwölf Jahren Access Hollywood und Los Angeles wechselte Billy Bush in diesem Jahr zurück an die Ostküste. Als neuer Co-Moderator der Morgensendung Today reiste er für die Olympischen Sommerspiele nach Rio - und blamierte sich mit einem unkritischen Interview mit Schwimmer Ryan Lochte. Der hatte behauptet, in Rio mit vorgehaltener Waffe überfallen worden zu sein, tatsächlich aber hatten Lochte und seine Kollegen an einer Tankstelle randaliert. Bush hinterfragte die Überfall-Geschichte in seinem Interview nicht - und verteidigte Lochte später. Für diese schwache journalistische Leistung wurde er von seinem Co-Moderator Al Roker live auf Sendung gerügt.

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Im Fall Trump hat sich Bush entschuldigt: "Es is mir peinlich und ich schäme mich. Das soll keine Ausrede sein, aber die Aufnahme ist elf Jahre alt. Ich war jünger, unreifer und habe mich töricht verhalten, indem ich einfach mitgespielt habe. Es tut mir sehr leid." Der Fall Lochte aber ist erst wenige Wochen alt, und wieder hat Bush einfach mitgespielt. Nun stolpert der gefällige Journalist über Trumps Vulgarismen.

Der Economist bringt es in diesem mehr und mehr zur Schmierenkomödie verkommenden Wahlkampf auf den Punkt: "Wer hätte gedacht, dass Billy Bush, Moderator der Today-Show bei NBC, bei dieser Wahl am Ende eine größere Rolle spielt als sein Cousin Jeb, von dem viele Republikaner einen Wahlsieg erwartet hatten?"

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