"Tatort" aus Saarbrücken:Dieser "Tatort" bannt die Aufmerksamkeit wie ein Unfall

Saarbrücker 'Tatort - Der Pakt'

Kriminalhauptkommissar Jens Stellbrink (Devid Striesow) in seinem letzten Saarbrücken-"Tatort" "Der Pakt"

(Foto: dpa)
  • An diesem Sonntag zeigt die ARD den letzten Saarbrücken-Tatort mit Devid Striesow.
  • In "Der Pakt" geht es - wie zuvor schon so häufig im Tatort - um das Thema Asyl.
  • Das Finale hat viele Schwächen: Es gibt zu viele Verdächtige, keine erzählerische Stringenz und schlechte Dialoge.

Von Cornelius Pollmer

Folge 5/2019

Kommissar: Stellbrink

Mit diesem Einsatz endet für Devid Striesow das Engagement als Kommissar Stellbrink in Saarbrücken. Mit etwas diplomatischem Spott lässt sich sagen: Es ist ein für die Reihe würdiger Abschluss. Selten ist es dem Saarländischen Rundfunk gelungen, das unbestrittene Talent Striesows wenigstens nicht zu sabotieren. Stattdessen versendete er sagenhaft ungelenke Filme, und als diese dann partiell mal ein wenig besser wurden, da schaute schon niemand mehr genau hin. Nun also trägt das Finale noch einmal viel von jenem Schrott in sich, den man in Saarbrücken schon länger gedankenlos verleimt.

Von seinen handwerklichen Schwächen lenkt der Film zunächst allerdings geschickt ab, durch die Wahl seines Gegenstands. Asyl kann dem fiktionalen TV ein Thema sein, dem Tatort aber ist es seit Längerem ein Fetisch. In "Der Pakt" findet die Flüchtlingsfernsehkrise eine Fortsetzung. Kern des Geschehens ist die Vereinigung Mefa, Mediziner für Asyl. Aus deren Mitte wird eine jungblonddeutsche Frau verbannt. Kurz darauf liegt sie bäuchlings und reglos in Zimmer 8 ihres Schwesternwohnheims, Richtung Apnoe gedrosselt mit einem Bademantelgürtel. Die Handlungsskizze zu diesem Mord gäbe einen guten Tatort nun durchaus her. Aber: aber. Wo soll man nur anfangen? Es gibt zu viele Verdächtige, es gibt keine erzählerische Stringenz. Und es gibt Dialoge, die noch straffer strangulieren als fest gezurrter Frottee. Stellbrink wird zur sprechenden Bamf-Akte, als er beim eigentlich lockeren Small Talk im Auto über den verdächtigen A. ausführt: "... das ist ein koptischer Christ, aus Ägypten, der mit seinem kleinen Bruder 2010 nach dem Nag-Hammadi-Massaker nach Libyen geflohen ist, hier wurde sein Asylantrag dann abgelehnt, weil er seinen Erstantrag in Bulgarien gestellt hat".

Auch in diesem Film (Regie: Zoltan Spirandelli) gerät manches Interessante außer Acht, weil das Misslungene Aufmerksamkeit bannt wie ein Unfall. "Was wollen Sie denn?", fragt Stellbrink am Ende den A. "Ich will, dass das alles nicht passiert ist", antwortet der. Wer da für eine Sekunde denkt, der SR zöge mit so einem Satz feinsinnig Bilanz, wird umgehend eines Deutlicheren belehrt. Stellbrink hört auf, da braucht es natürlich ein trauriges Lied. Sein Text ist zu ahnen, bevor er zu hören ist: "It's my time to give up now."

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr.

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